Der Umgang mit Musik hat sich geändert – Auf der Popkomm werden die sich daraus ergebenden wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Fragen im Rahmen eines dreitägigen Kongresses behandeltBerlin, 9. August 2004 – Knapp zwei Monate vor der Eröffnung der Popkomm 2004 (29. September bis 1. Oktober) stellten die Veranstalter auf einer Pressekonferenz im Palais am Berliner Funkturm das Programm der weltweit wichtigen Plattform für Musik und Entertainment vor. Herzstück ist ein internationaler Fachkongress, dessen Themenschwerpunkte weit über die Grenzen des klassischen Musikgeschäfts hinausweisen.

An drei Kongress-Tagen werden rund 300 Panel-Teilnehmer ca. 50 sowohl national als auch international relevante Themen in Diskussionen, Präsentationen, Erfahrungsberichten und Kurzvorträgen behandeln. Alle Beiträge werden simultan ins Deutsche und Englische, teilweise auch ins Französische übersetzt. Überdies sind die Kongress-Themen im Anschluss als Internet-Streaming auf der Popkomm-Homepage www.popkomm.de abrufbar. Partner des Kongresses sind unter anderem der Europäische Verband der unabhängigen Musiklabels (IMPALA), der Europäische Musikrat (EMO), das Adolf-Grimme-Institut, das Erich-Pommer-Institut, der Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft e.V. (idkv), die Pop-Akademie Baden-Württemberg, das Deutsche Musikexportbüro German Sounds und das Musikexportbüro des Popkomm-Partnerlandes Frankreich.

„Musik geht uns alle an. Sie ist ein zentraler Bestandteil unserer Kultur, und das wird so bleiben“, so Dr. Ralf Kleinhenz, Geschäftsführer der Popkomm GmbH. „Was sich zurzeit ändert, ist unser Umgang mit Musik. Und das wirft nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle und gesellschaftliche Fragen auf. Diese Fragen wollen wir auf dem Popkomm-Kongress diskutieren.“

„Die Popkomm wird branchenübergreifende Debatten mit Signalwirkung anstoßen“, ist Katja Bittner, Projektleiterin der Popkomm, überzeugt. „Auf dem Kongress werden Fachleute die Konsequenzen, die sich aus dem veränderten Umgang mit Musik ergeben, erörtern, neue Konzepte vorstellen und notwendige Weichenstellungen für die Zukunft erläutern. Noch nie war dieses Forum so international wie in diesem Jahr.“

Jens Michow, Vorsitzender des Popkomm-Fachbeirats: „Die Popkomm ist mittlerweile weit über den Bereich des Tonträgermarktes hinausgewachsen. Sie hat sich zu einer Plattform für die gesamte Entertainment-Branche gewandelt. Das zeigt nicht nur der Ausstellungsbereich, in dem sich auch Veranstalter, Games-Anbieter und musikaffine Markenartikler präsentieren, sondern auch der Kongress, der mit höchst interessanten Themen, Referenten und Gesprächspartnern aus jenen Bereichen aufwartet.“

Wirtschaft
Zu den zentralen wirtschaftlichen Themen gehört die Frage nach dem Umgang mit neuen digitalen Vertriebsformen von Musik. Seit dem viel beachteten Start des Apple-Download-Services „iTunes“ kam Bewegung in ein fast tot geglaubtes Geschäft. Nun wollen viele Anbieter an diesem Geschäft teilhaben. Auf der Popkomm haben Content-Lieferanten, Service-Provider und Hardware-Produzenten die Möglichkeit, auf Tuchfühlung zu gehen. Im Rahmen des Kongresses werden die verschiedenen Aspekte der digitalen Distribution erörtert.
Auf der Agenda stehen zudem Themen wie die Möglichkeiten der kreativen Vernetzung von Musik mit Mode, Games und branchenfremden Markenartiklern. So suchen – und finden – immer mehr Musikstars die Nähe zum Modedesign. Vor allem amerikanische HipHop-Acts haben hier in der jüngsten Vergangenheit Maßstäbe gesetzt. Nicht selten sind sie im Bereich Mode wirtschaftlich erfolgreicher als in ihrem Kerngeschäft Musik. Doch auch die Rolle des deutschen Steuerrechts bei der Tourplanung internationaler Stars, die Folgen des neuen Urheberrechtsgesetzes oder die Verwertung von Musik als Handy-Klingelton stehen zur Diskussion.

Kultur
Dass fortschreitende Digitalisierung und neue wirtschaftliche Bedingungen die Musikkultur insgesamt nachhaltig verändern, gilt als sicher. Längst hat die Musik ihren uneingeschränkten Rang als ein Leitmedium der Jugend verloren. Trotzdem: Musik ist auch der Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen nicht gleichgültig. Es ist vor allem die Art und Weise des Musikkonsums, die sich geändert hat. Auf dem Popkomm-Kongress wird untersucht, wie beispielsweise der Einsatz bei Computerspielen die dramaturgischen und ästhetischen Anforderungen an Musik verändert. Viele Brancheninsider sind davon überzeugt, dass letztlich die Musik der entscheidende Faktor für den Erfolg eines Spiels ist.

Mit den Veränderungen auf Seiten von Produktion und Distribution haben sich auch die Bedingungen des Musikjournalismus gewandelt. Wie reagiert der Musikjournalist auf die zunehmende Automatisierung der Szenen und Märkte? Wird seine Arbeit überhaupt noch als Marketinginstrument gebraucht? Von zentraler Bedeutung für die Zukunft der Musikkultur ist auch der Umgang mit dem Nachwuchs. Programme wie das „European Talent Exchange Program“ (ETEP) könnten ein Modell für die Schaffung einer grenzüberschreitenden europaweiten Förderung sein. ETEP kann bereits namhafte Erfolge vorweisen: die schottische Band Franz Ferdinand, Within Temptation aus den Niederlanden oder Kaizers Orchestra aus Norwegen haben bereits davon profitiert.

Gesellschaft
Musik war immer schon ein Phänomen von enormer gesellschaftlicher Bedeutung. Sie ist in der Lage, die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen zu signalisieren, sie kann gesellschaftliche Veränderungen, Forderungen oder Überzeugungen mit einer Unmittelbarkeit zum Ausdruck bringen wie keine andere Kunstform. Der Popkomm-Kongress wird das aktuelle Verhältnis von Politik und Pop zur Sprache bringen. Ein wichtiges Thema ist auch der „Grey Euro“: Aufgrund der Alterung der Gesellschaft wird sich der Musikmarkt zunehmend von seiner Fixierung auf eine junge Zielgruppe verabschieden müssen. Die Generation 50+ will schließlich auch in Zukunft neue Musik für sich entdecken. Künstler, A&R-Manager, Promoter und Konzertveranstalter werden sich darauf einstellen müssen.

Mit der veränderten Bedeutung physikalischer Tonträger erhält das Live-Erlebnis einen völlig neuen Stellenwert. Beim Popkomm-Kongress kommen die Protagonisten wichtiger Live-Events zu Wort. So geht es unter anderem um die rechtlichen und praktischen Rahmenbedin-gungen bei Tourneen in den neuen EU-Staaten oder die Frage nach der Zukunft der großen Sommerfestivals.

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