Musik-Autoren in Deutschland droht der Verlust von über 40 Prozent ihres Einkommens, weil die deutsche Tonträgerindustrie die Urheber-Lizenzen für CDs drastisch kürzen will. Das gab am Mittwoch auf der weltgrößten Musikmesse MIDEM der Deutsche Musikverleger-Verband (DMV) bekannt.

Ab 1. Januar 2004 will die Phonoindustrie die CD-Vergütungssätze von 9,009 Prozent des Herstellerabgabepreises auf 5,6 Prozent senken. Bis zur Entscheidung des deutschen Patent- und Markenamtes zahlt die Tonträgerindustrie den strittigen Differenzbetrag nicht an die GEMA, die Verwertungsgesellschaft der Komponisten und Text-Autoren, sondern hinterlegt das Geld auf Sperrkonten. Da das Schiedsverfahren bis zu fünf Jahre dauern kann, werden den 60.000 Komponisten, Textdichtern und deren Verlegern über 200 Millionen Euro vorenthalten.

Dagmar Sikorski, Präsidentin des DMV und Aufsichtsratsmitglied der GEMA, sprach auf der MIDEM von einer Schikane der Industrie, die jedem moralischen und demokratischen Verhalten entbehre. Letztendlich sei diese Handlungsweise mit einem Vorgehen im Tarifstreit zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern zu vergleichen, bei dem die Arbeitgeber 40 Prozent der Löhne sperren lassen. Das sei ein „Parken“ der Gelder auf Kosten der Kreativen.

Die existenzgefährdende Reduzierung der Einkünfte treffe die Musik-Autoren in einer Zeit, in der sie bereits durch die Absatzkrise des deutschen Tonträgermarktes erhebliche Einkommensverluste hinnehmen müssen. Außerdem leide das nationale Repertoire unter den Konzentrationsprozessen der global agierenden Konzerne und deren drastische Sparmaßnahmen. Ohnehin gebe es nur knapp einen Euro vom Händlerabgabepreis einer CD für die Kreativen, die die Musik geschrieben haben.

Die Tonträgerorganisation IFPI weigert sich seit über drei Jahren, konstruktive Gespräche mit der GEMA zu führen, erklärte Karl-Heinz Klempnow, Vizepräsident des DMV und stellvertretender Vorsitzender des GEMA-Aufsichtsrates. Der Plan der Industrie, den Autoren die ihnen zustehenden Lizenzen vorzuenthalten, stehe in diesem Zusammenhang.

Die deutschen Musikverleger appellieren eindringlich an die Tonträgerhersteller, die Lizenzen voll an die GEMA zu zahlen und nicht bis zur Entscheidung des Gerichts zu warten.

Die Gerichte in Deutschland hätten bereits in den letzten Verfahren festgestellt, dass die Lizenzvorstellungen der Urheber angemessen seien, erklärte Dagmar Sikorski.

Für Rückfragen:
Dagmar Sikorski, Tel. 0171-6007607
Karl-Heinz Klempnow, Tel. 0172-3113939

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