»Keine Deutschtümelei, sondern Forderung kultureller Vielfalt und künstlerischer Kreativität«

Der ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin sprach sich am 5.8.2003 in einem Artikel der »Süddeutschen Zeitung« vom 5.8.2003 für eine freiwillige Rundfunkquote aus. Er wiederholte damit seine Forderung, die er schon im Sommer 2002 in seiner Reder auf der Popkomm gestellt hatte. Seinen Vorschlag begründete Rümelin in dem Artikel mit der Verteidigung der kulturellen Vielfalt Europas und der Förderung der künstlerischen Kreativität. Es gehe ihm nicht nur um eine Quote für einheimische Musik, sondern vielmehr um eine generelle Steigerung der Sendung der »anders-als-englischsprachigen Musik«. Der Philosophieprofessor wies auf das nach seiner Ansicht bestehende Spannungsverhältnis zwischen Markt und kultureller Vielfalt hin. Der Markt bevorzuge das Massenprodukt, je größer der Absatzmarkt sei, desto besser, je standardisierter, desto billiger. Wie man bei einem Blick nach Frankreich sehen könne, liege die Bewahrung kultureller Vielfalt aber auch im kommerziellen Interesse. Anders als in Deutschland, wo »die Vernachlässigung des Nachwuchses, und die überwältigende Dominanz einiger weniger internationaler Stars zu den Umsatzeinbrüchen der letzten Jahre beigetragen habe«, sei der Umsatzrückgang in Frankreich kein Thema. Dort sind die Radiosender aufgrund des Quotengesetzes vom 1. Februar 1994 gesetzlich verpflichtet, vierzig Prozent des zwischen 6.30 Uhr und 22.30 Uhr ausgestrahlten Musikprogramms aus französischen Produktionen zusammenzustellen. Von diesen Liedern muss wiederum die Hälfte »von neuen Talenten oder neuen Produktionen« sein. Weiter appellierte Rümelin an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland, seinem Bildungs- und Kulturauftrag gerecht zu werden, insbesondere da er mit rund 7 Milliarden Euro Zwangsabgabe finanziert werde. Abschließend begrüßte der ehemalige Kulturstaatsminister den Vorstoß des bayerischen Landesmedienministers Erwin Huber. Dieser hatte nach einem so genannten »Runden Tisch« am 30.7.2003 in München, zu dem er Radiomacher und Vertreter der Musikbranche eingeladen hatte, erreicht, dass Bayern 2 und Bayern 3 mehr neue deutschsprachige Musik spielen.

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