Der Bayerische Rundfunk will die deutschsprachige junge Musikszene in Bayern fördern, zum Beispiel durch eine Rock- und Popnacht, die im Programm live übertragen wird. Darüber hinaus will er eine zusätzliche Sendefläche für neuere deutschsprachige Musikproduktionen in Bayern 3 einrichten. Zudem soll der Zündfunk-Nachtmix in Bayern 2 Radio verstärkt dafür genutzt werden. Der Bayerische Rundfunk will außerdem Vertreter der Musikszene und der Tonträgerindustrie einladen, um eine Bestandsaufnahme deutschsprachiger Titel zu machen. Auf dieser Basis sollen weitere Sendemöglichkeiten für deutschsprachige Titel geprüft werden. Auch in den privaten Radios sollen verstärkt Möglichkeiten gesucht werden, mehr deutschsprachige Musikproduktionen zu berücksichtigen. Außerdem soll in Kooperation zwischen Bayerischem Rundfunk, den Privatradios und der Musikindustrie ein Wettbewerb zugunsten deutschsprachiger Musikproduktionen eingerichtet werden. Hans Jürgen Buchner (Haindling) hat sich bereit erklärt, dafür die Schirmherrschaft zu übernehmen. Das ist das Ergebnis des "Runden Tisches" zu dem Medienminister Erwin Huber in die Staatskanzlei eingeladen hatte.

Huber bezeichnete das beim Runden Tisch gefundene Ergebnis als großen Erfolg: "Die Radiomacher und die Musikbranche sind aufeinander zugegangen und haben tragfähige Lösungsansätze gefunden, die es jetzt umzusetzen gilt. Die Sender wollen künftig unter Berücksichtigung ihrer Programmautonomie und ihres kulturellen Auftrags verstärkt neuere deutschsprachige Musikproduktionen bei der Programmgestaltung berücksichtigen. Wir wollen damit erreichen, dass deutschsprachige Musikproduktionen, insbesondere auch die junge und lebendige Rock- und Popszene aus Deutschland, stärker in den Hörfunkprogrammen sowohl der öffentlich-rechtlichen als auch der privaten Radios berücksichtigt werden. Das ist ein wichtiger Schritt, um eine bessere Bühne für neue deutschsprachige Musik in den Radioprogrammen zu schaffen. Wir wollen auch in den Programmen mit großer Hörerreichweite das wiederfinden, was man auf den Open-Air-Festivals hört. Junge Künstler brauchen eine Einstiegschance, nicht nur nach Mitternacht oder in Nischen, sondern in das Massenprogramm. Wir wollen keine Quote für deutschsprachige Musikproduktionen, sondern setzen auf die Phantasie und Kreativität der Musikredakteure."

Die Staatsregierung hatte mit ihrem Vorschlag, den Programmauftrag im Bayerischen Rundfunkgesetz mit dem Ziel einer angemessenen Berücksichtigung neuerer deutschsprachiger Musikproduktionen zu konkretisieren, den Stein ins Rollen gebracht. Auf Initiative Bayerns haben Ende Juni zehn Länder in einer Protokollerklärung zum Rundfunkänderungsstaatsvertrag dieses Anliegen unterstützt. Huber: "Radio ist der Trendsetter, führt zu Bekanntheit von Musiktiteln und letztlich auch zum wirtschaftlichen Erfolg. Titel, die nicht im Radio gesendet werden, haben kaum Chancen, beim Publikum Anklang zu finden. Ich bin überzeugt davon, dass mit zunehmender Ausstrahlung deutscher Musikproduktionen auch deren Attraktivität beim Publikum enorm ansteigen wird." 58 Prozent der Bevölkerung befürworten nach einer repräsentativen Umfrage vom April dieses Jahres, wenn mehr Neuheiten noch unbekannter Künstler im Radio gespielt werden. 62 Prozent möchten mehr Musik mit deutschen Texten hören und 77 Prozent wünschen sich eine größere Titelauswahl der Programme. Dem Jahrbuch 2003 der Musikwirtschaft ist zu entnehmen, dass deutschsprachige Neuheiten in den deutschen öffentlich-rechtlichen Hörfunkprogrammen bisher lediglich einen Anteil von 1,2 Prozent haben, bei den Privaten sind es nur 0,6 Prozent.

Huber erhofft sich, von den Ergebnissen des Runden Tisches auch Vorteile für die deutsche Musikindustrie, die sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation befindet. 2001 hatte sie bereits einen Umsatzrückgang von 10,2 Prozent zu verkraften. Branchenkenner rechnen damit, dass der Audio-Markt in diesem Jahr nochmals zurückgeht.

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