In der Spielzeit 2022/23 waren 41 % der Opernwerke, die in Deutschland gespielt wurden, zeitgenössisch. Publikumsmagnete bleiben Werke älteren Uraufführungsdatums.

Opern: Angebot und Nachfrage in der Spielzeit 2022/23
Infografik zu Werken, Inszenierungen, Aufführungen und Besuchen der Oper

Als zeitgenössisch definiert die Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins sämtliche Werke, die 1945 oder später uraufgeführt wurden. In der Gattung Oper waren dies nach eigenen Berechnungen 137 (41 %) aller 334 Opernwerke, die in der Spielzeit 2022/23 in Deutschland inszeniert wurden. 59 % des Opernrepertoires waren Opernwerke früherer Epochen.

Auf den Spielplänen der Theater fiel die Gewichtung der zeitgenössischen Oper hingegen geringer aus: Von den 749 Inszenierungen und den 4.980 Aufführungen der Spielzeit 2022/23 entfielen rund 20 % auf zeitgenössische Werke. Dies bedeutet, dass Opernwerke, die vor 1945 uraufgeführt wurden, häufiger als die zeitgenössischen Werke an mehreren Theaterhäusern inszeniert bzw. häufiger als diese aufgeführt wurden. Besonders trifft dies auf die 20 beliebtesten, d. h. meistbesuchten Opernwerke der Spielzeit zu: Diese machten rund ein Drittel aller Inszenierungen und Aufführungen aus. Unter den 20 beliebtesten Opern finden sich sechs Werke von Richard Wagner, vier von Wolfgang Amadeus Mozart, drei Werke von Giacomo Puccini, zwei von Gioachino Rossini sowie Werke der Komponisten Humperdinck, Bizet, Verdi, Dvořák und von Weber. Auf nur diese 20 Opernwerke entfielen 42,6 % der 2.755.409 Opernbesuche der Spielzeit.

Die 159 Inszenierungen zeitgenössischer Opernwerke (21,2 % aller Operninszenierungen der Spielzeit 2022/23) hatten eine Gesamtbesuchszahl von 268.580 (9,7 % aller Opernbesuche). Die prozentualen Anteile entsprechen dem Vorjahresniveau und liegen zugleich weiterhin über dem vorpandemischen Niveau – zwischen 2014/15 und 2018/19 waren rund 15 bis 16 % aller Operninszenierungen zeitgenössische Werke, 7 bis 8 % der Besuche entfielen in diesem Zeitraum pro Spielzeit auf zeitgenössiche Opern. Nachdem die zeitgenössische Oper in der von der Pandemie stark betroffenen Spielzeit 2020/21 lediglich relativ an Gewicht gewonnen hatte (ihre Inszenierungs- und Besuchszahlen brachen weniger drastisch ein als die der Werke älteren Uraufführungsdatums), erreichten ihre Inszenierungen 2021/22 und 2022/23 in absoluten Zahlen sogar einen Höchstwert im betrachteten Zeitraum seit 2014/15.

Jeweils 44 Uraufführungen von Opern gab es in den Spielzeiten 2021/22 und 2022/23 und damit mehr als in den Jahren zuvor. Von allen Operninszenierungen der letzten beiden Spielzeiten waren 6 % Inszenierungen, mit denen ein Opernwerk seine Uraufführung feierte. Bei der Interpretation dieser Werte ist zu beachten, dass mit dem Auslaufen der Coronaschutzmaßnahmen an den Theatern in Deutschland zahlreiche Premieren nachgeholt werden konnten.

Anteile zeitgenössischer Werke an den Inszenierungen und Besuchen in der Spielzeit 2022/23
Abbildung: Ringdiagramme

Generell werden im Vergleich zur Oper nur wenige zeitgenössische Operettenwerke in die Spielpläne aufgenommen, wobei die Kennzahlen für 2022/23 vergleichsweise hoch ausfielen. In der Gattung Operette gab es zuletzt 12 Inszenierungen zeitgenössischer Werke (13 % aller 91 Operetteninszenierungen); diese verzeichneten rund 46.800 Besuche (12 % der Operettenbesuche).

Anders verhält es sich bei der vergleichsweise jungen Gattung des Musicals: Die erfassten Musicals sind fast ausschließlich Werke, die 1945 oder später uraufgeführt wurden und damit zeitgenössisch. Aussagekräftiger sind hier Daten zu den Inszenierungen, mit denen ein Musical in der betreffenden Spielzeit seine Uraufführung feierte. 2022/23 waren dies 29 (rund 12 % aller Musicalinszenierungen) – auch dies sind sowohl in absoluten Zahlen als auch prozentual gesehen hohe Werte im Vergleich zum vorpandemischen Niveau.

Inszenierungen und Besuche des Musiktheaters seit der Spielzeit 2014/15
Abbildung: Daten im Zeitverlauf

Insgesamt zeigen die seit 2021/22 wieder gestiegenen Inszenierungszahlen, dass sich der Spielbetrieb des Musiktheaters nach den pandemiebedingten Ausfällen auf dem Weg der Normalisierung befand. Die Besuchszahlen konnten allerdings auch 2022/23 noch nicht wieder vorpandemisches Niveau erreichen.

Tabelle
Inszenierungen und Besuche zeitgenössischer Werke des Musiktheaters
Tabelle

Hinweis

Grundlage der Werkstatistik ist eine Online-Befragung sämtlicher Staats-, Stadt- und Landestheater sowie der wesentlichen privaten Bühnen im deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus werden produzierende Festivals und Ausbildungsinstitute, an denen unter professionellen Bedingungen erarbeitete Inszenierungen zur öffentlichen Aufführung gelangen, berücksichtigt. Erfasst wird das aufgeführte Gesamtrepertoire der Häuser (Eigen- und Koproduktionen) einschließlich konzertanter Aufführungen und Gastspiele in anderen Häusern; Gastspiele fremder Ensembles im eigenen Haus bleiben unberücksichtigt. Da einige Privattheater keine Zuschauerzahlen melden, kann es in manchen Fällen zu Lücken in der Darstellung kommen. Bei der Interpretation der Musical-Daten ist zudem zu berücksichtigen, dass die Musicalbühnen von Stage Entertainment keine Daten zur Verfügung stellen.

Mit der Werkstatistik 2014/15 ging eine Neufassung der Gliederungssystematik einher, um der Vielfalt von Werkmanifestationen in unterschiedlichen Theaterformaten Rechnung zu tragen. Ausschlaggebend ist nicht mehr eine vorab festgelegte Zuordnung eines Werkes in die drei Hauptsparten Musiktheater (Oper, Operette, Musical), Schauspiel und Ballett/Tanz, sondern die Entscheidung der Theater, welcher Sparte eine Inszenierung zuzuordnen ist. Dazu wurde die Gliederungssystematik erweitert: Gleichwertig zu den Hauptsparten werden auch das Kinder- und Jugendtheater, Puppen/Figurentheater, Revue/Liederabend sowie Mehrspartenprojekte/Performances geführt. Bearbeitungen des Musiktheaters, die diesen Sparten zugeordnet werden, sind in der vorliegenden Statistik nicht berücksichtigt. Dies gilt auch für Inszenierungen, die in die seit der Spielzeit 2019/20 geführte Sparte Digitales Theater fallen; die Sparte umfasst sowohl genuin digitale Inszenierungen als auch Bühneninszenierungen, die live gestreamt oder als Aufzeichnung online gestellt werden.

Sämtliche Werke, die 1945 oder später uraufgeführt wurden, werden in der Werkstatistik als zeitgenössische Werke erfasst. Zusätzlich ausgewiesen sind zeitgenössische Werke, die in der betreffenden Spielzeit uraufgeführt wurden. Sollte ein uraufgeführtes Werk in der Spielzeit mehrfach inszeniert worden sein, wird ausschließlich diejenige Inszenierung als Uraufführung gezählt, mit welcher das Werk seine Premiere feierte. Der Begriff der Inszenierung im Sinne einer Aufführungskonzeptionierung ist dabei zu unterscheiden von der Aufführung selbst; die Statistik gibt keine Auskunft darüber, wie häufig die Inszenierungen auf die Bühne gebracht wurden. Da pro Spielzeit erhoben wird, werden einzelne Inszenierungen, die über mehrere Spielzeiten im Programm der Theater aufgenommen waren oder wiederaufgenommen wurden, in jeder betreffenden Spielzeit erneut gezählt.

Für die Abbildung sämtlicher Kennzahlen der Gattung Oper wurden seitens des Deutschen Musikinformationszentrums eigene Berechungen auf Grundlage der in der Werkstatistik einzeln aufgelisteten, in Deutschland gespielten Opernwerke durchgeführt; diese weichen in Einzelfällen marginal von den Summenangaben in der Werkstatistik ab.

Statistik

Fußnoten

  1. Ab März 2020 kam es infolge der COVID-19-Pandemie wiederholt zu Einschränkungen des Spielbetriebs bis hin zu Schließungen von Spielstätten, was sich in den Daten der Spielzeiten 2019/20 bis 2021/22 niederschlägt. Die Spielzeit 2022/23 war nach diesen drei Spielzeiten die erste, in der die Theaterbetriebe nicht mehr von pandemiebedingten Schließungen oder Einschränkungen betroffen waren.

Quellenangaben

Zusammengestellt und berechnet vom Deutschen Musikinformationszentrum nach: Wer spielte was? Werkstatistik, hrsg. vom Deutschen Bühnenverein, diverse Jahrgänge.

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