Als zeitgenössisch definiert die Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins sämtliche Werke, die 1945 oder später uraufgeführt wurden. Von den 241 Operninszenierungen, die in der Spielzeit 2020/21 in Deutschland vor Publikum aufgeführt wurden, waren 69 Inszenierungen zeitgenössischer Werke (29 %). Insgesamt wurden 17 Opern in der Spielzeit 2020/21 uraufgeführt (7 % aller Operninszenierugen). Ca. 51.000 der insgesamt rund 270.000 Opernbesuche (19 %) entfielen auf zeitgenössische Werke; etwa 14.000 Besuche zählten die Opernuraufführungen der Spielzeit (5 % aller Opernbesuche).
Von den 47 Inszenierungen der Gattung Operette waren drei Werke zeitgenössisch (6 %), die ca. 1.300 Besuche verzeichneten (2 % der Operettenbesuche). Zwei Operetten feierten in der Spielzeit 2020/21 ihre Premiere.
Das Musical ist eine vergleichsweise junge Gattung, entsprechend handelt es sich bei allen 93 erfassten Musicalinszenierungen um Werke, die nach 1945 uraufgeführt wurden. 13 Musicals wurden in der Spielzeit 2020/21 uraufgeführt (14 %); auf sie entfielen 42.000 der 254.000 Musicalbesuche (17 %).
Im Spielzeitvergleich wird ersichtlich, wie stark der Musiktheaterbetrieb unter den Pandemiebedingungen eingeschränkt war, und welche Folgen dies auf den Musiktheaterbetrieb und die Besuchszahlen hatte. In allen Gattungen konnten weniger Inszenierungen realisiert werden, Zuschauerbegrenzungen führten zu starken Rückgängen bei den Besuchszahlen. So gab es bei der Oper im Vergleich 2020/21 zu 2018/19 mehr als 70 % weniger Inszenierungen, die Besuchszahlen brachen sogar um 93 % ein. Zeitgenössische Opern waren ebenso betroffen, allerdings weniger stark: Die Zahl der Inszenierungen zeitgenössischer Werke sank um 43 %, die Besuchszahl um 80 %. In der Folge war 2020/21 der Anteil zeitgenössischer Werke an den Inszenierungen (29 %) und Besuchen (19 %) vergleichsweise hoch: In den Spielzeiten vor der Pandemie lag ihr Anteil an den Inszenierungen bei 15 bis 16 %, an den Besuchen bei sieben bis acht Prozent.
Hinweis
Grundlage der Werkstatistik ist eine Online-Befragung sämtlicher Staats-, Stadt- und Landestheater sowie der wesentlichen privaten Bühnen im deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus werden produzierende Festivals und Ausbildungsinstitute, an denen unter professionellen Bedingungen erarbeitete Inszenierungen zur öffentlichen Aufführung gelangen, berücksichtigt. Erfasst wird das aufgeführte Gesamtrepertoire der Häuser (Eigen- und Koproduktionen) einschließlich konzertanter Aufführungen und Gastspiele in anderen Häusern, jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit; Gastspiele fremder Ensembles im eigenen Haus bleiben unberücksichtigt. Da manche Theater nur Inszenierungen und deren Aufführungen, jedoch keine Besuchszahlen melden, kann es in einigen Fällen zu Lücken in der Darstellung kommen.
Mit der Werkstatistik 2014/15 ging eine Neufassung der Gliederungssystematik einher, um der Vielfalt von Werkmanifestationen in unterschiedlichen Theaterformaten Rechnung zu tragen. Ausschlaggebend ist seitdem nicht mehr eine vorab festgelegte Zuordnung eines Werkes in die drei Hauptsparten Musiktheater (Oper, Operette, Musical), Schauspiel und Ballett/Tanz, sondern die Entscheidung der Theater, welcher Sparte eine Inszenierung zuzuordnen ist. Dazu wurde die Gliederungssystematik erweitert: Gleichwertig zu den Hauptsparten werden seit 2014/15 auch das Kinder- und Jugendtheater, Puppen/Figurentheater, Revue/Liederabend sowie Mehrspartenprojekte/Performances geführt. Opern bzw. Opernbearbeitungen, die diesen Sparten zugeordnet werden, sind in der vorliegenden Statistik nicht berücksichtigt. Dies gilt auch für Inszenierungen, die in die seit der Spielzeit 2019/20 geführte Sparte Digitales Theater fallen; die Sparte umfasst sowohl genuin digitale Inszenierungen als auch Bühneninszenierungen, die live gestreamt oder als Aufzeichnung online gestellt werden.
Sämtliche Werke, die 1945 oder später uraufgeführt wurden, werden in der Werkstatistik als zeitgenössische Werke erfasst. Zusätzlich ausgewiesen sind Werke, die in der betreffenden Spielzeit uraufgeführt wurden. Sollte ein uraufgeführtes Werk in der Spielzeit mehrfach inszeniert worden sein, wird ausschließlich diejenige Inszenierung als Uraufführung gezählt, mit welcher das Werk seine Premiere feierte. Der Begriff der Inszenierung im Sinne einer Aufführungskonzeptionierung ist dabei zu unterscheiden von der Aufführung selbst; die Statistik gibt keine Auskunft darüber, wie häufig die Inszenierungen auf die Bühne gebracht wurden.
Fußnoten
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Seit März 2020 kam es infolge der COVID-19-Pandemie wiederholt zu Einschränkungen des Spielbetriebs bis hin zu Schließungen von Spielstätten, was sich in den Spielzeitdaten niederschlägt.
Quellenangaben
Zusammengestellt vom Deutschen Musikinformationszentrum nach: Wer spielte was? Werkstatistik, hrsg. vom Deutschen Bühnenverein, diverse Jahrgänge.