Nach pandemiebedingten Einbrüchen stiegen Inszenierungs- und Besuchszahlen von Oper, Operette und Musical 2021/22 wieder. Die zeitgenössische Oper gewann dabei an Gewicht.

Als zeitgenössisch definiert die Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins sämtliche Werke, die 1945 oder später uraufgeführt wurden. Von den 719 Operninszenierungen, die in der Spielzeit 2021/22 in Deutschland vor Publikum aufgeführt wurden, waren 156 Inszenierungen zeitgenössischer Werke (21,7 % der 719 Operninszenierungen); diese wurden rund 187.000 Mal besucht (9,6 % der 1,95 Millionen Opernbesuche). Damit lagen die prozentualen Anteile zuletzt über dem vorpandemischen Niveau – zwischen 2014/15 und 2018/19 waren rund 15 bis 16 % Inszenierungen zeitgenössischer Werke, 7 bis 8 % der Besuche entfielen in diesem Zeitraum pro Spielzeit auf zeitgenössiche Opern. Rein digitale Produktionen sind in der vorliegenden Statistik nicht berücksichtigt.

Nachdem die zeitgenössische Oper in der von der Pandemie stark betroffenen Spielzeit 2020/21 lediglich relativ an Gewicht gewonnen hatte (ihre Kennzahlen brachen weniger drastisch ein als die der Werke älteren Uraufführungsdatums), erreichten ihre Inszenierungen 2021/22 in absoluten Zahlen sogar einen Höchstwert im betrachteten Zeitraum seit 2014/15. Auch die Zahl der 44 Uraufführungen in der Spielzeit 2021/22 war höher als in den Spielzeiten zuvor. Von allen Operninszenierungen der letzten Spielzeit waren 6 % Inszenierungen, mit denen ein Opernwerk seine Uraufführung feierte. Bei der Interpretation dieser Werte ist zu beachten, dass in der Spielzeit 2021/22 an den Theatern in Deutschland zahlreiche Premieren nachgeholt werden konnten.

Anteile zeitgenössischer Werke an den Inszenierungen und Besuchen in der Spielzeit 2021/22
Abbildung: Inszenierungen und Besuche in der Spielzeit 2021/22

In der Gattung Operette gab es zuletzt 7 Inszenierungen zeitgenössicher Werke (8 % aller 90 Operetteninszenierungen); diese verzeichneten rund 12.800 Besuche (5 % der Operettenbesuche). Generell werden im Vergleich zur Oper nur wenige zeitgenössiche Operettenwerke in die Spielpläne aufgenommen.

Anders verhält es sich bei der vergleichsweise jungen Gattung des Musicals: Die erfassten Musicals sind fast ausschließlich Werke, die 1945 oder später uraufgeführt wurden und damit zeitgenössisch. Aussagekräftiger sind hier Daten zu den Inszenierungen, mit denen ein Musical in der betreffenden Spielzeit seine Uraufführung feierte. 2021/22 waren dies 19 (rund 10 % aller Musicalinszenierungen) – auch dies in absoluten Zahlen und insbesondere prozentual ein Höchstwert im Vergleich zum vorpandemischen Niveau.

Inszenierungen und Besuche zeitgenössischer Werke seit der Spielzeit 2014/15
Abbildung: Inszenierungen und Besuche zeitgenössischer Werke seit der Spielzeit 2014/15

Insgesamt zeigen die zuletzt wieder steigenden Inszenierungszahlen, dass sich der Spielbetrieb des Musiktheaters in der Spielzeit 2021/22 nach pandemiebedingten Ausfällen auf dem Weg der Normalisierung befand. Unter den Bedingungen andauernder Coronaschutzmaßnahmen konnten sich die Besuchszahlen 2021/22 allerdings noch nicht wieder den vorpandemischen Werten annähern.

Tabelle
Inszenierungen und Besuche zeitgenössischer Werke des Musiktheaters
Tabelle: Inszenierungen und Besuche zeitgenössischer Werke des Musiktheaters

Hinweis

Grundlage der Werkstatistik ist eine Online-Befragung sämtlicher Staats-, Stadt- und Landestheater sowie der wesentlichen privaten Bühnen im deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus werden produzierende Festivals und Ausbildungsinstitute, an denen unter professionellen Bedingungen erarbeitete Inszenierungen zur öffentlichen Aufführung gelangen, berücksichtigt. Erfasst wird das aufgeführte Gesamtrepertoire der Häuser (Eigen- und Koproduktionen) einschließlich konzertanter Aufführungen und Gastspiele in anderen Häusern, jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit; Gastspiele fremder Ensembles im eigenen Haus bleiben unberücksichtigt. Da manche Theater keine Besuchszahlen melden, kann es in einigen Fällen zu Lücken in der Darstellung kommen. Bei der Interpretation der Musical-Daten ist zudem zu berücksichtigen, dass die Angaben mancher Bühnen z. T. gänzlich fehlen; so können insbesondere Veranstaltungen von Stage Entertainment in dieser Darstellung nicht berücksichtigt werden.

Mit der Werkstatistik 2014/15 ging eine Neufassung der Gliederungssystematik einher, um der Vielfalt von Werkmanifestationen in unterschiedlichen Theaterformaten Rechnung zu tragen. Ausschlaggebend ist nicht mehr eine vorab festgelegte Zuordnung eines Werkes in die drei Hauptsparten Musiktheater (Oper, Operette, Musical), Schauspiel und Ballett/Tanz, sondern die Entscheidung der Theater, welcher Sparte eine Inszenierung zuzuordnen ist. Dazu wurde die Gliederungssystematik erweitert: Gleichwertig zu den Hauptsparten werden auch das Kinder- und Jugendtheater, Puppen/Figurentheater, Revue/Liederabend sowie Mehrspartenprojekte/Performances geführt. Bearbeitungen des Musiktheaters, die diesen Sparten zugeordnet werden, sind in der vorliegenden Statistik nicht berücksichtigt. Dies gilt auch für Inszenierungen, die in die seit der Spielzeit 2019/20 geführte Sparte Digitales Theater fallen; die Sparte umfasst sowohl genuin digitale Inszenierungen als auch Bühneninszenierungen, die live gestreamt oder als Aufzeichnung online gestellt werden.

Sämtliche Werke, die 1945 oder später uraufgeführt wurden, werden in der Werkstatistik als zeitgenössische Werke erfasst. Zusätzlich ausgewiesen sind zeitgenössische Werke, die in der betreffenden Spielzeit uraufgeführt wurden. Sollte ein uraufgeführtes Werk in der Spielzeit mehrfach inszeniert worden sein, wird ausschließlich diejenige Inszenierung als Uraufführung gezählt, mit welcher das Werk seine Premiere feierte. Der Begriff der Inszenierung im Sinne einer Aufführungskonzeptionierung ist dabei zu unterscheiden von der Aufführung selbst; die Statistik gibt keine Auskunft darüber, wie häufig die Inszenierungen auf die Bühne gebracht wurden. Da pro Spielzeit erhoben wird, werden einzelne Inszenierungen, die über mehrere Spielzeiten im Programm der Theater aufgenommen waren oder wiederaufgenommen wurden, in jeder betreffenden Spielzeit erneut gezählt.

Statistik

Fußnoten

  1. Seit März 2020 kam es infolge der COVID‑19-Pandemie wiederholt zu Einschränkungen des Spielbetriebs bis hin zu Schließungen von Spielstätten, was sich in den Spielzeitdaten niederschlägt.

Quellenangaben

Zusammengestellt vom Deutschen Musikinformationszentrum nach: Wer spielte was? Werkstatistik, hrsg. vom Deutschen Bühnenverein, diverse Jahrgänge.

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