Im Streit um die mögliche Insolvenz des Bremer Theaters hat Klaus Zehelein, der Präsident des deutschen Bühnenvereins, die verantwortlichen Kulturpolitiker scharf kritisiert. "Theoretisch kann die Insolvenz zum Totalverlust des Theaters und der Entlassung aller Mitarbeiter führen", sagt er der ZEIT. "Der Betrieb wird geschlossen, ist alle Verpflichtungen los und kann unter anderen Bedingungen wieder neu gegründet werden. Ein solcher Umgang mit Kunst überschreitet allerdings momentan meine Vorstellungskraft ... Unter einer solchen Drohung, unter diesem Damoklesschwert, beginnen nun in dieser Woche Haustarifverhandlungen des Bühnenvereins über die Kürzung der Mitarbeitergehälter. Diesen Vorgang finde ich unglaublich."

Zehelein, auch Intendant der Stuttgarter Oper, sieht in den Bremer Vorkommnissen einen weit reichenden Präzedenzfall: "Es geht doch gar nicht um Kunst. Das ist doch das Schlimme. Es ist ein Signal der absoluten Durchökonomisierung der Theater und Orchester ... Man kann Theater nicht nach einer Kosten-Nutzen-Rechnung bewerten. Über den Nutzen der Kunst kann man nachdenken, aber man kann ihn nicht berechnen!" Zehelein befürchtet, dass das Bremer Beispiel Schule macht und auch andere Theater unter Druck geraten: "Für all diejenigen, denen Theater sowieso zu teuer ist, ist es ein Signal nach der Devise: Jetzt zeigen wir diesen subversiven Kunstträumern mal, wo die Keule der Realität sitzt." Dabei, so Zehelein, nütze die Kürzung den Kommunen kaum: "Man darf eines nie vergessen: Mit Einsparungen in den Kulturetats können die Kommunen ihre Haushalte nicht sanieren. Die liegen im Durchschnitt bei knapp drei Prozent der Gesamtetats."

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