Mit Fassungslosigkeit haben die Theater-Gewerkschaften GDBA und VdO die Erklärung des Bremer Kultursenators Jörg Kastendiek (CDU) zur Kenntnis genommen, die Oktober-Gehälter der rd. 400 Beschäftigten des Theaters der Freien Hansestadt Bremen GmbH würden erst dann ausgezahlt, wenn im Rahmen eines Konsolidierungskonzepts ein Haustarifvertrag abgeschlossen sei, der einen Gehaltsverzicht von rd. 2,5 Millionen Euro für die laufende und die nächste Spielzeit beinhalte. Erst dann sei der Senat bereit, dem derzeit zahlungsunfähig gewordenen Theater einen Vorgriff auf die Haushaltsmittel des Jahres 2006 zu gestatten. Andernfalls sei auch „die schlechteste aller Möglichkeiten“, ein Insolvenzantrag des Theaters zum 1. November 2005, durchaus eine Option des Senats, erklärte Kastendiek.

Selbstverständlich werden wir uns im Interesse des Erhalts des Bremer Theaters und der Arbeitsplätze unserer Mitglieder den Verhandlungen über einen Haustarifvertrag nicht verweigern, heißt es bei GDBA und VdO übereinstimmend. Aber weder werden wir die Beschäftigten als haftende Geiseln nehmen lassen, noch sind wir die Unfallklinik für die Opfer der offenkundigen Mißwirtschaft von Senat, Aufsichtsrat und Theatergeschäftsführung. Die Kapitalunterdeckung der Theater-GmbH hatten die Wirtschaftsprüfer dem Senat schon seit Jahren ins Stammbuch geschrieben und wie es mit den Grundsätzen „ehrsamer hanseatischer Kaufmannschaft“ zu vereinbaren ist, urplötzlich zu entdecken, daß der bis dahin ausgewiesene Fehlbetrag von rd. 2,4 Mio Euro (aus Verlustvortrag 2003/2004 und Mindereinnahmen in der Spielzeit 2004/2005) in Wirklichkeit sich auf 4,78 Mio Euro belaufe, bedarf der Erklärung. Haustarifverträge mit erheblichem Gehaltsverzicht der Beschäftigten setze die Rückkehr zu seriösem Geschäftsgebaren voraus, erklärten GDBA-Präsident Hans Herdlein und VdO-Geschäftsführer Stefan Meuschel.