Die in der Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins veröffentlichte Liste der Opern mit den höchsten Aufführungszahlen dokumentiert, welche Werke besonders häufig auf den Spielplänen der Theater in Deutschland stehen. Die Spielzeitanalyse 2020/21 muss allerdings unter anderen Vorzeichen betrachtet werden: Sie zeigt vielmehr, welche Werke unter Pandemiebedingungen überhaupt mehrfach vor Publikum aufgeführt werden konnten.
Mit 85 Aufführungen führt „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart die Liste der meistgespielten Opern der Spielzeit 2020/21 an. Die 13 Inszenierungen des Werks, die 2020/21 vor Publikum aufgeführt werden konnten, wurden rund 21.500 Mal besucht. Im Vergleich zu den Spielzeitdaten vor Ausbruch der COVID‑19-Pandemie (2018/19) bedeutet dies einen Rückgang der Aufführungszahl um 200 und einen Einbruch der Besuchszahl um fast eine Viertelmillion. Engelbert Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“, das neben Mozarts „Die Zauberflöte“ ansonsten zu den meistgespielten und -besuchten Opernwerken in Deutschland zählt, konnte 2020/21 nur dreimal vor insgesamt 756 Besucher*innen aufgeführt werden und erscheint daher gar nicht in der vorliegenden Liste.
Unter diesen besonderen Spielzeitbedingungen treten in dem Ranking der meistgespielten Opern auch solche, z. T. zeitgenössische Werke in Erscheinung, die seltener auf deutschen Bühnen gezeigt werden, darunter Mozarts „La finta giardiniera“, „La voix humaine“ von Francis Poulenc, Tschaikowskis „Die Jungfrau von Orleans“, „The Medium“ von Gian Carlo Menotti und „Pierrot Lunaire“ vom Arnold Schönberg. Neben der Originalfassung gehört auch Marty Jabaras in der Spielzeit 2020/21 uraufgeführte Bearbeitung von Bizets „Carmen“ zu den meistgespielten Opern. Mit „Talestri“ erscheint zudem erstmals das Werk einer Komponistin, der Kurfürstin Maria Antonia Walpurgis, in der Liste.
Hinweis
Grundlage der Werkstatistik ist eine Online-Befragung (bis Spielzeit 2013/14 schriftlich) sämtlicher Staats-, Stadt- und Landestheater sowie der wesentlichen privaten Bühnen im deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus werden produzierende Festivals und Ausbildungsinstitute, an denen unter professionellen Bedingungen erarbeitete Inszenierungen zur öffentlichen Aufführung gelangen, berücksichtigt. Erfasst wird das aufgeführte Gesamtrepertoire der Häuser (Eigen- und Koproduktionen) einschließlich konzertanter Aufführungen und Gastspiele in anderen Häusern, jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit; Gastspiele fremder Ensembles im eigenen Haus bleiben unberücksichtigt. Da manche Theater nur Aufführungen, jedoch keine Besuchszahlen melden, kann es in einigen Fällen zu Lücken in der Darstellung kommen.
Mit der Werkstatistik 2014/15 ging eine Neufassung der Gliederungssystematik einher, um der Vielfalt von Werkmanifestationen in unterschiedlichen Theaterformaten Rechnung zu tragen. Ausschlaggebend ist seitdem nicht mehr eine vorab festgelegte Zuordnung eines Werkes in die drei Hauptsparten Musiktheater (Oper, Operette, Musical), Schauspiel und Ballett/Tanz, sondern die Entscheidung der Theater, wie sich eine Inszenierung als Werk positioniert. Dazu wurde die Gliederungssystematik erweitert: Gleichwertig zu den Hauptsparten werden seit 2014/15 auch das Kinder- und Jugendtheater, Puppen/Figurentheater, Revue/Liederabend sowie Mehrspartenprojekte/Performances geführt. Opern bzw. Opernbearbeitungen, die diesen Sparten zugeordnet werden, sind in der vorliegenden Statistik nicht berücksichtigt. Dies gilt auch für Inszenierungen, die in die seit der Spielzeit 2019/20 geführte Sparte Digitales Theater fallen und für die keine Aufführungszahlen vorliegen; die Sparte umfasst sowohl genuin digitale Inszenierungen als auch Bühneninszenierungen, die live gestreamt oder als Aufzeichnung online gestellt werden.
Fußnoten
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Seit März 2020 kam es infolge der COVID-19-Pandemie wiederholt zu Einschränkungen des Spielbetriebs bis hin zu Schließungen von Spielstätten, was sich in den Spielzeitdaten niederschlägt.
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Da im Gegensatz zu vorangegangenen Ausgaben der Statistik ab der Spielzeit 2014/15 nur noch Aufführungen in Originalfassungen berücksichtigt werden, hat sich die Aufführungszahl von Mozarts „Die Zauberflöte“ im Vergleich zu den Vorjahren deutlich reduziert. Dies liegt daran, dass dieses Werk traditionell häufig in Kinder- und Jugendfassungen bzw. in anderen Bearbeitungen zu sehen ist.
Quelleninformationen
Zusammengestellt vom Deutschen Musikinformationszentrum nach: Wer spielte was? Werkstatistik, hrsg. vom Deutschen Bühnenverein, diverse Jahrgänge.