Der Deutsche Bühnenverein rät der Stadt Duisburg dringend davon ab, den Gesellschaftsvertrag der Deutschen Oper am Rhein zu kündigen. „Es ist voreilig und gefährlich, selbst aus bedrängender Sparnotwendigkeit gewachsene erfolgreiche Strukturen zu zerstören“, warnte der Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin, heute in Köln. Sie seien kaum und schon gar nicht schnell wieder aufzubauen. Bei einer funktionierenden, langfristigen Vereinigung von zwei Theatern unter dem Dach einer Theatergemeinschaft entstehen nachgewiesener Weise Synergieeffekte, die mit erheblichen Einsparungen verbunden sind. Das gilt sowohl für einen städteübergreifenden Gemeinschaftsbetrieb wie die Deutsche Oper am Rhein als auch für das gemeinsame Betreiben von großen Schauspiel- und Opernhäusern, wie etwa in Dortmund, Essen, Köln und Bonn. Zerschlägt man solche Betriebe, entsteht in vieler Hinsicht erheblicher Schaden. In Düsseldorf müsste für den Fall der Auflösung des Gemeinschaftsbetriebs der Zuschuss erhöht werden, weil die bisherigen Synergieeffekte wegfielen. In Duisburg hingegen wäre wegen der dortigen Schließung der Oper ein Personalabbau notwendig, der je nach Umfang eines kostspieligen Sozialplans bedarf. Zudem verlören die Duisburger Philharmoniker fast zwei Drittel ihrer Tätigkeiten. Das bedeutete, dass von den ca. 10 Millionen Euro, die das Orchester kostet, 6 Millionen mangels Beschäftigung der Musiker ins Leere gingen.
Auch der immaterielle Schaden für die Stadt Duisburg wäre erheblich. Duisburg verlöre weiter an Attraktivität, für die Bewohner der Stadt und als Wirtschaftsstandort. Duisburg mit rund 500.000 Einwohnern zahlt für seinen Theaterbetrieb praktisch etwa so viel wie Heidelberg, eine Stadt mit etwa 150.000 Einwohnern. Die teilweise in der Stadt Duisburg geäußerte Absicht, das Opernangebot mit Gastspielen aufrecht zu erhalten, ist aus Sicht des Bühnenvereins ebenfalls keine Lösung. Wegen der Logistik und der Komplexität von Opernproduktionen, die auch den künstlerischen Ansprüchen eines aufgeklärten Publikums entsprechen müssen, werden solche Gastspiele auf dem Markt kaum angeboten. Außerdem müsste die Stadt Duisburg erklären, warum sie erwägt, sich aus dem Kreis der Opernproduzenten zu verabschieden, zugleich aber von der öffentlichen Finanzierung anderer Opernhäuser profitieren möchte. Denn jedes Gastspiel einer guten Opernproduktion ist ein Zuschussgeschäft für das produzierende Gastspielunternehmen.
„Das Ganze zeigt“, so Bolwin, „dass man in Duisburg die Konsequenzen des Ausstiegs aus der Deutschen Oper am Rhein bisher nicht ausreichend bedacht hat. Da besteht erheblicher Nachholbedarf“. Der Bühnenverein biete hier wie immer seine Unterstützung an.
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Quelle
http://www.buehnenverein.deMehr zum Thema