Mit dem „Netzwerk Neue Musik“ ergreift die Kulturstiftung des Bundes eine bundesweite Initiative zur Stärkung einer Sparte, die in der kulturellen Öffentlichkeit vergleichsweise wenig Beachtung findet. Der Stellenwert der Neuen Musik für die künstlerische Weiterentwicklung und die kulturelle Bildung wird in der Regel unterschätzt.
Das soll sich ändern: Die Kulturstiftung des Bundes fördert durch das Netzwerk Neue Musik in den kommenden vier Jahren 15 Projekte, die den unterschiedlichen Akteuren der Neuen Musik vielfältige Möglichkeiten bieten, ihre Aktivitäten zu verstärken und neue Kooperations- und Vermittlungsformen zu erproben.

Das Kuratorium des Netzwerk Neue Musik – Beat Furrer (Komponist und Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Graz), Matthias Henke (Musikwissenschaftler und Professor für Musikwissenschaft an der Universität Kassel), Renate Liesmann-Baum (Leiterin des Musikreferats im Kulturamt Köln (1990-2001) und Musikkuratorin) und Christian Scheib (Redakteur für Neue Musik beim ORF Wien und seit 1995 Programmdirektor des musikprotokoll im steirischen herbst Graz) – hat am 9. November nach einem zweistufigen Auswahlverfahren 15 Projekte bundesweit zur Förderung vorgeschlagen, die eine nachhaltige regionale Vernetzung und kreative Vermittlung der Neuen Musik an eine breitere Öffentlichkeit versprechen. Die Kulturstiftung des Bundes finanziert diese Projekte im Netzwerk Neue Musik über einen Zeitraum von 2008 bis 2011 mit 8 Mio. Euro. Zusammen mit der Ko-Finanzierung durch die Antragsteller (Bundesländer, Städte, Hochschulen, öffentlichen Stiftungen, Stadttheater, Konzerthäuser, freie Träger und Vereine) sollen insgesamt 18 Mio. Euro in die Neue Musik investiert werden.

Die ausgewählten Projekte werden in folgenden Städten und Regionen realisiert:

Kiel, Hamburg, Oldenburg/ Bremen, Lüneburg/ Hannover, Berlin, Essen, Moers, Dresden, Köln, Neuwied/ Mainz/ Kaiserslautern, Saarbrücken, Großraum Stuttgart, Passau, Augsburg, und Freiburg.

Dort werden nachhaltige kooperative Netzwerke gebildet und ein breites Spektrum an innovativen Vermittlungskonzepten mit neuen Akzenten wie auch breit angelegte Vermittlungsprogramme traditioneller Institutionen entwickelt (Theater Augsburg, Philharmonie Essen), übergreifende städtische Projekt- und Aufführungs-Netzwerke (Köln, Freiburg, Dresden, Hamburg, Berlin), die Entwicklung von neuen Festivalformaten (Kiel, Moers, Passau) sowie großräumige regionale Kooperationen (Oldenburg/ Bremen, Großraum Stuttgart, Rheinland-Pfalz, Lüneburg/ Hannover, Saarbrücken).

Alle Vorhaben der verschiedenen Netzwerk-Projekte agieren auf mehreren Feldern der Musikvermittlung. Eine höhere Anzahl an Aufführungen Neuer Musik soll sie sowohl im Konzertrepertoire besser verankern als auch ihr Repertoire erweitern. Andere Strategien zielen darauf ab, Neue Musik aus der engen Sphäre voraussetzungsvollen Kennertums zu lösen und sie in einen größeren kulturellen Kontext zu stellen: Vor allem Fragen nach ihrer Aktualität, ihrem Verhältnis zur Tradition, zur Gesellschaft, ihrer Bildungsrelevanz, ihrer Materialität und Klangsinnlichkeit prägen die unterschiedlichen Veranstaltungsformate der Netzwerk-Projekte.

Diese inhaltliche Ausrichtung findet sich in verschiedenen konzertpädagogischen Strategien wieder. In schulischem wie außerschulischem Rahmen werden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen kreative Wege zur Neuen Musik angeboten – über das Erleben, das Selbermachen und über das Hören-Lernen. Um die Qualität dieser Vermittlungsarbeit zu garantieren, initiieren die Netzwerk-Projekte vielfältige Qualifizierungsmaßnahmen, die sich der Ausbildung der zukünftigen Mittler – Instrumentalisten, Pädagogen, Journalisten – widmen werden.

Koordiniert und begleitet wird die Arbeit vor Ort der 15 Projekte vom Netzwerk Neue Musik e.V. in Berlin, das sie in den kommenden Jahren auch mit übergreifenden Maßnahmen, Publikationen und Veranstaltungen bundesweit flankieren wird. Es wird darüber hinaus aktiv und gestaltend mit unterschiedlichen Partnern, Veranstaltern, Medien und Verbänden, Themen und Probleme der Neuen Musik und ihrer Vermittlung aufgreifen und so der Neuen Musik eine stärkere Aufmerksamkeit in der kulturellen Öffentlichkeit verschaffen.