Nach dem erfolgreichen Fest „Musik für Kinder“ von Bundespräsident Johannes Rau im vergangenen September in Schloss Bellevue folgte nun im Rahmen des Tags der musikalischen Bildung am 1. April 2004 auf der Frankfurter Musikmesse die Hauptveranstaltung „Musik bewegt“. Eine große Bandbreite unterschiedlicher musikalischer Beiträge von Kindern und Jugendlichen wurde dabei präsentiert, u.a. das interkulturelle Musikprojekt KONTRA der Musikschule Dortmund und des Dietrich-Keuning-Hauses. „Mit KONTRA wird Teens und Jugendlichen ein öffentliches Forum geboten, sich mit Musik und Tanz darzustellen und Stellung gegen Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und Gewalt zu beziehen“, so Jochen Schrumpf, der Leiter des Projekts und der Glen Buschmann Jazzakademie der Musikschule Dortmund. Fulminant war dann auch der Rap- und Street-Dance-Auftritt der Jugendlichen zu eigenen Texten.

Bundespräsident Johannes Rau, der zu Beginn seines Grußwortes auch noch einmal an den begeisternden Auftritt der integrativen Band „Just Fun“ der Musikschule Bochum bei seinem Fest „Musik für Kinder“ erinnert hatte, warnte danach eindringlich vor einem Abbau der Kulturförderung in Deutschland als Folge leerer öffentlicher Kassen. Denn Kunst und Kultur seien auch in Zeiten des Sparens unverzichtbar für die Gesellschaft. „Wir müssen darauf achten, dass der ganze Mensch gebildet wird“, so Johannes Rau, denn „zum Menschen gehört mehr als Kopf und Verstand – und Musik bewegt!“. „Es wäre besser, wir würden selber musizieren, als uns berieseln zu lassen“, denn nur acht Prozent der Deutschen mache selbst Musik. Kunst und Kultur seinen nicht die Sahne auf dem Kuchen, sondern die Hefe im Teig und wenn die Hefe fehle, falle der Kuchen zusammen. Eine Schule, die bei Lehrermangel zuerst die weichen Fächer ausfallen lasse, habe ihren Sinn verfehlt. Kinder hätten einen Anspruch darauf, in der Schule und von den Eltern mit Musik und Kunst in Kontakt gebracht zu werden. Die Ankündigung des Bundespräsidenten, sich auch nach seiner Amtszeit weiterhin für das Ziel einer stärkeren musikalischen Förderunge von Kindern einzusetzen, stieß auf große Begeisterung im Publikum und bei den Akteuren.
Rau zitierte in Frankfurt auch Bundesinnenminister Otto Schily, der auf dem Musikschulkongress ’01 des VdM gesagt hatte, „Wer Musikschulen schließt, gefährdet die innere Sicherheit“. „Wenn das stimmt, dann muss die Kulturarbeit endlich zu den Pflichtaufgaben gehören und nicht zu den freiwilligen Aufgaben und dann müssen Städte und Gemeinden auch so ausgestattet werden, dass sie es auch leisten können“, so der Bundespräsident. Allen Erwachsenen wünschte er, dass sie Freude an Kindern haben, die sich selbst entdecken und nicht gegeneinander, sondern miteinander leben – „Musik kann das vermitteln.“

Während der Veranstaltung wurde von Bundespräsident Johannes Rau außerdem der Förderpreis INVENTIO 2004 des Deutschen Musikrates verliehen, u.a. an die Hofer Symphoniker für ihr Musikschulmodell „Musikschule der Hofer Symphoniker“, die 1978 vom Intendanten der Hofer Symphoniker, Wilfried Anton, gegründet wurde, und Mitglied im Verband deutscher Musikschulen (VdM) ist.

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