Dass auf dem Hintergrund der Debatte um die PISA-Studie und ihre Schlussfolgerungen für das deutsche Schulsystem gerade auch die ästhetischen Fächer gefordert sind, ergibt sich zwingend, wenn man die Schule nicht als Lernmaschine, sondern in ihrem spezifischen Auftrag versteht. Gerade die Länder schnitten bei diesem internationalen Vergleich besonders gut ab, die der Schule ihre Rolle als die
zentrale pädagogische Aufgabe in der
Gesellschaft zubilligen. Konkret bedeutet dies, dass in den Schulen der „Siegerländer“ ein Lernklima herrscht, innerhalb dessen Erziehung im weitesten Sinne stattfinden kann.
Die Bundesregierung zieht Konsequenzen aus der PISA-Studie und fördert auf der Basis der Erfahrungen der besonders erfolgreichen Länder die Entwicklung von Ganztagsschulen. Mit der Unterstützung des Bundes wird angestrebt, in fünf Jahren fast jede dritte Schule im Land zu einer Ganztagsschule auszubauen.

In den Gesamtkontext des pädagogischen Selbstverständnisses gehören zentral die
ästhetischen Fächer, deren bildende Funktion über lange Jahre als viel zu gering eingestuft wurde. Gerade das Fach Musik bietet durch die Verbindung von Klassenunterricht, Klassenmusizieren und Ensemblearbeit zahlreiche Möglichkeiten, einen entscheidenden Beitrag zu leisten. Doch wird es der traditionelle Musikunterricht der allgemeinbildenden Schule allein schon quantitativ nicht schaffen, ausreichend Angebote für den Nachmittagsbereich anzubieten. Vielmehr ist er auf die Unterstützung durch die Musikschulen, die Laienorganisationen und durch die freien Gruppen angewiesen, um ein möglichst breites Angebot unterschiedlichster musikalischer Erfahrungen bereit zu stellen.

Um diese Fragen einer Klärung näher zu bringen, wird der Deutsche Musikrat in Zusammenarbeit mit dem Verband deutscher Schulmusiker (vds) vom 20. bis 22. Mai 2004 einen Kongress zum Thema „Musikalische Bildung in der Ganztagsschule“ veranstalten. Dabei geht es um erste Erfahrungen in Deutschland, besonders aber auch der Nachbarstaaten, die bereits seit Jahrzehnten Erfahrungen mit Ganztagsschulen haben.
Es werden zu diesem Kongress sowohl die Mitgliedsverbände als auch Kulturpolitiker aus den Bundesländern nach Königstein/Ts. in das Kommunikations- und Trainingscenter (KTC) kommen. In dem dreitägigen Symposium soll ausgelotet werden, welche Chancen, aber auch welche Gefahren sich in dem Modell der Ganztagsschule verbergen. Insbesondere werden konkrete Kooperationsmodelle gemeinsam entwickelt, um den einzelnen Verbänden, aber auch den Kultusverwaltungen und den Schulen vor Ort Handlungsanleitungen zu geben (Ansprechpartner und nähere Informationen:
Verband Deutscher Schulmusiker (vds), Frau Dr. Ritter, Appelweg 22, 38536 Meinersen).

Prof. Dr. Hans Bäßler (Präsidium des Deutschen Musikrates / Vorsitzender des Präsidialausschusses Musikpädagogik)

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