Tutorial Musikrecherche: Portale und Recherchetipps für Tonträger und Musikstreaming
Foto:  Viktor Forgacs
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Wie Literatur- und Notenrecherche basiert auch die diskografische Suche zum Teil auf speziellen Kategorien. Daten zu Musikaufnahmen lassen sich daher am besten auf speziellen Seiten finden.

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Bei der diskografischen Suche nach Tonträgern gibt es im Vergleich zu Musikliteratur und Noten andere Anforderungen, beispielsweise die Unterscheidung zwischen Produktionsfirma, Label und Vertrieb. Ein Problem ist auch die fehlende Identifizierbarkeit durch eine international einheitliche Nummer wie ISBN und ISMN, denn es kursieren parallel die Firmenbestellnummer, die EAN (Europäische Artikelnummer) und der UPC (Universal Product Code). Aufwändig ist es außerdem, zusätzlich zu Autor*innen bzw. Komponist*innen und Werken jeweils die Namen von Solo-Interpret*innen und Namen von Körperschaften wie Bands, Chören, Orchestern oder Kammerensembles zu erfassen. Wegen der Vielzahl an Beteiligten und deren Urheber- bzw. Verwertungsrechten bis 70 Jahre nach dem Tod sind Tonaufnahmen im Internet nur selten frei verfügbar.

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Die mit rund 1,4 Millionen Einheiten größte öffentlich zugängliche Tonträgersammlung in Deutschland befindet sich in der Deutschen Nationalbibliothek. Am Standort Leipzig verfolgt das Deutsche Musikarchiv (DMA) den deutschen Tonträgermarkt bis ins Zeitalter von Walzen und Schellackplatten zurück und sammelt und katalogisiert die Produktion seit 1970 vollständig.

Mit einer ähnlich großen Sammlung von Tonträgern, die aus der ganzen Welt stammen und in einem separaten Katalog für „Sound and moving images“ recherchierbar sind, präsentiert sich die British Library.

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Die Datenbank der deutschen Musikindustrie für Tonträger ist Musicline. Derzeit enthält sie Angaben zu 1,1 Millionen lieferbaren oder nicht mehr erhältlichen physischen Tonträgern fast aller deutschen Labels und Vertriebe, außerdem Coverabbildungen und kurze Soundfiles zum Probehören. Die Suchfunktionen beschränken sich in der Erweiterten Suche auf die beiden Kategorien „Künstler“ oder „Track“ - das genügt nicht immer.

Wesentlich bessere Recherchemöglichkeiten vor allem für Klassik-Tonträger bietet der Versandhändler jpc.

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Von einer großen beitragenden Community profitieren die folgenden Seiten:

  • Discogs listet derzeit 14,9 Millionen Veröffentlichungen mit umfangreichen Metadaten auf, vor allem zu den Mitwirkenden. Eine Besonderheit ist daneben der „Marktplatz“ zum Kauf und Verkauf gebrauchter Platten und CDs, der bei der Suche nach Raritäten und der Ermittlung von Preisen hilft.
  • Die Seite Allmusic (vgl. Biografische Informationen und mehr: Online-Portale) bietet neben diskografischen Informationen viele Biografien und Rezensionen.
  • Musicbrainz  stellt wie discogs detaillierte Metadaten frei zur Verfügung, was z.B. zur Verwaltung eigener Tonträgersammlungen hilfreich ist.

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Aktuell hat sich das Musikstreaming in Bezug auf den Umsatz im Musikmarkt gegenüber physischen Tonträgern und Downloads deutlich durchgesetzt. Ein Verzeichnis der in Deutschland lizenzierbaren Angebote gibt es unter https://www.pro-music.org/legal-music-services-europe.php.

Marktführer Spotify und die Musikdienste bekannter Internetkonzerne mit ihren immensen Katalogen lassen in Bezug auf Repertoire und Komfort kaum Wünsche offen. Wer höhere Ansprüche an die Klangqualität stellt, wer als Klassikfan auf gute Metadaten angewiesen ist oder wer ungern Daten zum eigenen Hörverhalten analysiert und verarbeitet wissen möchte, findet Alternativen bei den folgenden Anbietern (alphabetische Nennung):

  • Freegalmusic: Die Firma Library Ideas bietet ein Portal mit Millionen Songs und mehreren tausend Musikvideos sämtlicher Musikgenres für die Lizenzierung durch Bibliotheken. Enthalten ist Musik vieler Indie-Labels sowie der Katalog von Sony nebst Sublabels.
  • HighResAudio: Das 2010 gegründete und in Hamburg und Berlin betriebene Portal bietet über 800.000 Tracks mit Musik verschiedenster Gattungen in Studio-Klangqualität zum Streaming oder Download.
  • IDAGIO ist ein 2015 gegründetes Berliner Startup mit einem umfangreichen Katalog der Produktionen fast aller Klassik-Labels. Die Metadaten erfüllen hohe Ansprüche, daneben gibt es Playlisten nach verschiedenen Themen, die bekannte Musikschaffende kuratiert haben. Seit 2020 wird das Angebot mit der Global Concert Hall im Videostreaming ergänzt.
  • Naxos Music Library: Die NML existiert seit 2004. Sie enthält die Kataloge aller Klassik-Major-Labels und von ca. 800 Indie-Labels mit derzeit 169.750 Alben und 2,6 Millionen Tracks. Hilfreiche Register enthalten normierte Schreibweisen von Komponist*innen und Interpret*innen, daneben ist die Recherche nach Labels oder Genres, Kompositionsjahr oder Gattung möglich. Alle Werke sind nach einem einheitlichen Schema mit Tonart, Zählung und Werkverzeichnisnummer erfasst. Von vielen CDs sind die Booklets als pdf-Datei enthalten.
  • Naxos Music Library Jazz, Naxos Music Library World: Die beiden kleineren Naxos Libraries NML Jazz und NML World bieten wie die NML genaue Angaben zu Titeln von Alben und Einzeltracks, Interpret*innen und Komponist*innen. Sie enthalten 22.300 Alben von mehr als 400 Labels (Jazz) bzw. 16.250 Alben Musik indigener Völker aus 1.500 Kulturkreisen (World).
  • Qobuz: Das 2007 gegründete französische Unternehmen stellt 70 Millionen Tracks aus Klassik, Jazz und Pop mittels verschiedener Abo-Modelle bereit, darunter eines für High Resolution Studio-Soundqualität. Weitere Vorteile: Qobuz liefert von ca. 80 Prozent der CDs das vollständige Booklet mit und bietet daneben Album-Rezensionen und Interviews mit Künstler*innen.
  • Tidal: Auch hier kommen Audiophile auf ihre Kosten. Das Portal des Rappers Jay-Z existiert seit 2014, enthält 80 Millionen Songs und wirbt mit speziellen Abo-Paketen für die Nutzung mit unterschiedlichen Klangqualitäten.

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Einige Plattformen bieten neben dem Angebot zum Hören von Musik weitere Vermarktungsmöglichkeiten für Künstler*innen und Labels, z.B. Download, Vinyl, CD und Merchandising:

  • Soundcloud: Die 2007 in London gegründete und mit weiteren Standorten in Kalifornien und Berlin arbeitende Plattform enthält derzeit einen Katalog von 150 Millionen Tracks von 30 Millionen Künstler*innen.
  • Bandcamp: Die 2008 entstandene und im kalifornischen Oakland ansässige Plattform ist deutlich kleiner als Soundcloud und enthält mehr Musik aus entlegenen Nischen und Subkulturen. Die Suchmaschine bietet Optionen der Recherche nach sehr differenziert unterteilten Genres und der Filtermöglichkeit der Interpret*innen nach Orten.Das besondere Empfehlungsmanagement sendet Benachrichtigungen, sobald bestimmte Künstler*innen ein neues Album veröffentlichen.

Sowohl bei Soundcloud als auch bei Bandcamp gibt es zudem die Möglichkeit, öffentlich sichtbare Kommentare zu hinterlassen – sogar zu einzelnen Tracks.

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Musikvideos finden sich bekanntermaßen auf YouTube und zahlreichen weiteren Portalen mit Filmen, Dokus und Serien. Im Gegensatz zum Audiostreamingmarkt existieren nur wenige Videostreamingportale, die sich auf ein reines Musikangebot beschränken. Die meisten sind auf klassische Musik spezialisiert (alphabetische Nennung):

  • Digital Concert Hall: Die DCH überträgt die Live-Konzerte der Berliner Philharmoniker und ermöglicht daneben den Zugriff auf ein Archiv mit mehreren hundert Konzerten sowie Interviews und Dokus.
  • medici.tv: Das französische Unternehmen stellt über 2.500 Videos mit Live-Mitschnitten von Opern, Konzerten und Ballettaufführungen aus großen Metropolen oder kleinen Festivalorten bereit, außerdem Jazz, Dokus und Mitschnitte von Meisterklassen.
  • Naxos Video Library: Die NVL enthält ca. 3.600 Opern-, Tanz- und Konzertvideoproduktionen von mehr als 70 Labels (darunter Unitel und Opus Arte). Die Katalogdaten sind mit zahlreichen Registern u. a. nach beteiligten Künstler*innen, Regisseur*innen, Choreograph*innen oder Bühnenbildner*innen erschlossen.
  • Takt1 aus Dortmund bietet mit einem Team um den Musikjournalisten und Professor Holger Noltze über 2.000 Klassik-Videos in der Mediathek, daneben Werkeinführungen, Hintergrundwissen und tägliche Geschichten.
  • Qwest.tv aus Paris enthält einen von Quincy Jones kuratierten Katalog von 1.300 Musikvideos der Sparten Jazz, Soul, Funk, Blues, Hiphop, Global Sounds und Klassik.
  • Vevo ist ein 2009 gegründeter Onlinedienst als Zusammenschluss von Sony, Universal, Google und weiteren Firmen, die sich als „the world‘s leading music video network“ bezeichnen. Vevo hat keine eigene Website, sondern ist auf Plattformen wie YouTube und apple.tv zu finden.

Mitglieder zahlreicher Bibliotheken können die verschiedenen Naxos Music Libraries sowie medici.tv und die Digital Concert Hall über ihren Bibliotheksausweis nutzen.

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Jenseits einschlägig bekannter Portale sind folgende Archivaufnahmen in nennenswertem Umfang gut erschlossen und zugänglich gemacht worden:

Ca. 657.000 Aufnahmen im Rahmen des Projekts Europeana Sounds listet die Europeana auf, die virtuelle Bibliothek für das kulturelle Erbe Europas und Fundgrube für Dokumente der verschiedensten Art, z. B. auch für Porträts, Plakate oder Briefe. Bei den Tonaufnahmen handelt es sich sowohl um unveröffentlichte Konzertmitschnitte aus Rundfunkarchiven als auch um solche, die im Handel erschienen sind. Aus urheberrechtlichen Gründen sind sie oft mit dem Hinweis „only with permission“ und weiterführendem Link zum Rechteinhaber versehen.

Die Beiträge aus deutschen Institutionen sind ebenfalls in der Deutschen Digitalen Bibliothek nachgewiesen und dort in der Erweiterten Suche mit „Medientyp Audio“ recherchierbar.

Das Schallarchiv der British Library hat 90.000 Aufnahmen digitalisiert und im Netz bereitgestellt, darunter u.a. Musik, Dialekte oder Naturgeräusche und Tierstimmen.