21 % der deutschen Bevölkerung ab 6 Jahre musizieren in ihrer Freizeit – das sind rund 16,3 Millionen Menschen und etwa 2 Millionen mehr als noch vor vier Jahren.

Die Repräsentativbefragung in der deutschen Bevölkerung ab 6 Jahre wurde von November 2024 bis Januar 2025 vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des miz durchgeführt. Die Untersuchung gibt einen fundierten Einblick in das Musizierverhalten über alle Altersgruppen, sozialen Schichten und musikalischen Formate hinweg. Sie beleuchtet neben Einstiegsalter und Zugangswegen sowie den Orten, Formationen und Häufigkeiten des Musizierens erstmals auch das ehrenamtliche Engagement, Kosten, Musikunterricht und die Herausforderungen und Motivationen der Amateurmusizierenden.

Mit Blick auf die Ergebnisse der ersten Amateurmusikstudie, die das miz im im Jahr 2021 vorgelegt hatte, zeigen die Daten einen klaren Aufwärtstrend: Nach der Pandemie haben viele (wieder) zur Musik gefunden. Der Zuwachs von 2 Millionen Amateurmusizierenden zeigt sich dabei vor allem in den Altersgruppen ab 30 Jahre. Musiziert in diesen Altersgruppe jede:r Sechste, war es vier Jahre zuvor noch jede:r Achte.

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Verbreitet ist das Musizieren in allen Altersgruppen, besonders jedoch bei jungen Menschen. Die Hälfte der 6- bis 15-Jährigen musiziert, das sind 3,8 Millionen Kinder und Jugendliche. Mit dem Übergang zur beruflichen oder akademischen Ausbildung sinkt die Musizierquote jedoch erheblich, ein zweites Mal beim Eintritt in das Berufsleben. Insgesamt machen 18 % der Bevölkerung ab 16 Jahren in ihrer Freizeit Musik, was 12,4 Millionen Menschen entspricht.

In den soziodemografischen Gruppen zeigen sich häufig große Unterschiede. Während in den höheren sozialen Schichten 25 % der Erwachsenen musizieren, sind es in den unteren sozialen Schichten nur 12 %. Auch bei Kindern und Jugendlichen sind Unterschiede erkennbar. In Familien mit hohem sozioökonomischen Status musizieren mit 60 % überdurchschnittlich viele 6- bis 15-Jährige. Zugleich zeigt diese Untersuchung auch, dass aktuell Kinder und Jugendliche in Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status zu etwa gleichen Anteilen Musik machen (43 %), wie dies in der sozialen Mittelschicht der Fall ist (41 %). Im Trendvergleich hat sich damit vor allem der Anteil der musizierenden Kinder und Jugendlichen aus den unteren sozialen Schichten erhöht, während der Anteil bei den 6- bis 15-Jährigen aus den mittleren und oberen Sozialschichten weitgehend konstant geblieben ist.

Die meisten Freizeitmusizierenden spielen ein Musikinstrument (81 %), etwa halb so viele singen (41 %). Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil an Instrumentalistinnen und Instrumentalisten unter Kindern und Jugendlichen (88  %) sowie bei der erwachsenen Bevölkerung in höheren Sozialschichten (90 %). Das Singen hingegen ist insbesondere bei Frauen (50 %) und älteren Menschen (58 %) beliebt. Die Musikinstrumente, die am häufigsten gespielt werden, sind Gitarre (28 %) und Klavier (24 %).

Aktiv sind die Musizierenden in verschiedensten Kontexten: Fast ein Drittel singt in einem Chor, jede:r Siebte bis Achte musiziert in einem Orchester, Ensemble oder Musikgruppe, spielt in einer Band oder macht projektbezogen Musik. 23 % sind im kirchlichen Bereich aktiv. Bedeutendster Ort bleibt mit 67 % der Befragten das Zuhause bzw. private Umfeld. Musiziert wird meistens regelmäßig: Zwei Drittel der Erwachsenen üben ihr Hobby mindestens einmal wöchentlich aus, Kinder und Jugendliche sogar noch öfter. Dabei zeigt sich: Besonders diejenigen, die intensiv musizieren, sind überdurchschnittlich oft bereits in jungen Jahren zur Musik gekommen. Im Durchschnitt liegt das Einstiegsalter bei 12 Jahren.

Wichtige Zugangswege zur Musik sind die öffentlichen Musikschulen, über die 24 % der Amateurmusizierenden zu ihrem Hobby gefunden haben, dicht gefolgt vom Privatmusikunterricht (23 %). Die meisten Amateurmusizierenden haben jedoch über Chor, Orchester bzw. Musikverein (31 %) oder das private Umfeld (28 %) und – über alle Altersgruppen und Sozialschichten hinweg – insbesondere über die allgemeinbildende Schule (38 %) zum Musizieren gefunden. Für Amateurmusizierende mit niedrigerem sozioökonomischen Status spielen weitere niedrigschwellige Zugänge beispielsweise über Kirchen, Kultur- und Jugendzentren und Kitas eine wichtigere Rolle als in anderen sozialen Schichten. 

Eine große Herausforderung für Amateurmusizierende ist Zeitmangel. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen (54 %) und 47 % der Kinder und Jugendlichen sehen dies im Zusammenhang mit ihrer Musik als größte Schwierigkeit. Besonders für Kinder und Jugendliche kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Motivationsschwierigkeiten bei ausbleibenden Fortschritten. Nach den Gründen für das musikalische Hobby gefragt, werden neben Spaß (98 %) zudem häufig Gründe genannt, die das persönliche Wohlbefinden und die soziale Funktion des Musizierens betreffen.

36 % der erwachsenen Amateurmusizierenden sowie 18 % der musizierenden Kinder und Jugendlichen engagieren sich musikalisch für einen guten Zweck, etwa durch Auftritte bei Benefizveranstaltungen oder in Seniorenheimen oder auch durch das Sammeln von Spenden. Ein Drittel der musizierenden Erwachsenen übernimmt zudem ehrenamtliche Aufgaben im Musikbereich. Insgesamt sind 8 % der Bevölkerung ab 16 Jahre ehrenamtlich im Musikbereich aktiv. Im Schnitt sind die Engagierten bereits seit 15,8 Jahren ehrenamtlich im Musikbereich tätig, also über einen langen Zeitraum. Pro Woche investieren sie im Schnitt knapp zwei Stunden für ihr Ehrenamt.

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