Der Gesamtvorstand der Deutschen Orchestervereinigung (DOV), höchstes Gremium der deutschen Orchester und Rundfunkensembles außerhalb der Delegiertenversammlungen, ist am 22. und 23. Oktober 2012 in Schwerin zusammengetreten. Der Gesamtvorstand und seine 23 Mitglieder von Orchestern aus ganz Deutschland setzen damit ein Zeichen der Solidarität aber auch der großen Sorge um die Zukunft der Theater- und Orchesterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern.

Die aktuell diskutierten neun Strukturmodelle für die Theater und Orchester in M-V beruhen alle auf der weiterhin unveränderter Festschreibung der Landesmittel von 1994 bis 2020. Dieser Umstand hat bereits in der Vergangenheit bis heute zu massiven Einschnitten und einem Abbau hochwertiger Arbeitsplätze in der Kultur des Landes geführt. Das Einfrieren von Landesmitteln für Theater und Orchester über mehr als ein Vierteljahrhundert ist ein beispielloser Skandal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Bleibt die Beschlusslage auch nach der kommenden Landtagswahl bis 2020 unverändert, würde dann M-V das Bundesland mit dem größten Struktur- und Stellenabbau im Theater- und Orchesterbereich bundesweit sein. Rund 50% der Spielstätten und Arbeitsplätze sowie die Hälfte der Theater- und Konzertangebote wären bis 2020 in 30 Jahren seit der Wiedervereinigung verloren. Im gleichen Zeitraum wird aber weder die Einwohnerzahl noch die Steuerkraft des Landes um den gleichen Wert gesunken sein. Das bedeutet, dass schon heute die Theater- und Orchesterstruktur vom Land allein aus politischen Gründen in viel stärkerem Maße beschnitten, verändert und damit letztlich noch mehr beschädigt wird, als dies aus rein ökonomischen Gründen vertretbar wäre.

Der Gesamtvorstand der DOV fordert daher das Land Mecklenburg-Vorpommern auf, in der laufenden Strukturdebatte eine Dynamisierung der Landesmittel für die verbliebenen Theater und Orchester – in welcher Form auch immer – deutlich vor 2020 vorzunehmen. Dies würde erstmals Vertrauen der Beschäftigten, aber auch der verantwortlichen kommunalen Träger in die Zukunft schaffen. Nur auf einer derart geschaffenen Vertrauensbasis kann die gegenwärtige Diskussion zu Ergebnissen führen, die auch langfristig und auch schon vor 2020 tragfähig erscheinen.

gez. Hartmut Karmeier
Vorsitzender des Gesamtvorstandes

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