Dem Mecklenburgischen Staatstheater und der Staatkapelle Schwerin droht in der kommenden Woche die Insolvenz. Nach Auffassung der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) könnte der 9. November 2011, der 22. Jahrestag des Mauerfalls, ein „GAU“ für alle Theater und Orchester in ganz Deutschland werden. An diesem Tag tritt der Aussichtsrat der Staatstheater-GmbH zu einer Sondersitzung über die drohende Zahlungsunfähigkeit zusammen.

„Hintergrund der ganz realen Insolvenzgefahr des Schweriner Staatstheaters ist ein knallharter Machtkampf zwischen Ministerpräsident Erwin Sellering und der Schweriner Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow“, meint DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. „Das Staatstheater ist gegenwärtig unterfinanziert und könnte die Dezember-Gehälter 2011 womöglich nicht mehr zahlen. Das Land Mecklenburg-Vorpommern jedoch hält seinen Zuschuss für alle Theater und Orchester auf dem Stand von 1994 bei 35,8 Mio. Euro eingefroren. Ursprünglich vom Land an die Stadt in Aussicht gestellte Soforthilfen werden nun vom Ministerpräsidenten von weiteren Strukturveränderungen abhängig gemacht. Mit anderen Worten: Das Land will die Stadt als Gesellschafterin des Staatstheaters erpressen, weiteres Personal abzubauen, Sparten zu schließen oder gar mit dem Volkstheater Rostock und der Norddeutschen Philharmonie zu fusionieren. Dafür nimmt das Land ganz offenbar auch einen Konkurs des Staatstheaters billigend in Kauf“, ärgert sich Mertens.

„Noch nie ist in der Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik ein Staatstheater in den Konkurs geschickt worden. Das wäre der „GAU“, der „Größte Anzunehmende Unfall“, für alle Theater und Orchester in Deutschland und ein fatales nationales und internationales Signal aus dem Land Mecklenburg-Vorpommern. Ironie der Geschichte: Vor wenigen Wochen wurden der 125. Geburtstag und die Wiedereröffnung des renovierten Hauses noch groß gefeiert. Das Land muss endlich den Theater- und Orchesterträgern partnerschaftlich helfen, jedoch ohne sie zu erpressen“, fordert Mertens abschließend.

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