„Die Teilnahme am kulturellen Leben ist ein Menschenrecht“: So heißt es in Artikel 27 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Musiktherapeutische, musikgeragogische, musikalisch-künstlerische und weitere musikbasierte bzw. -flankierte Angebote, Projekte und Maßnahmen können Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen eine solche Teilnahme ermöglichen. Zudem haben sie positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen mit Demenz, ob in präventiver oder therapeutischer Hinsicht. Der Bedarf ist groß, wird durch das aktuell bestehende Angebot jedoch bei weitem nicht gedeckt. Zum Weltalzheimertag am 21. September machen daher die Trägerorganisationen der Bundesinitiative „Musik und Demenz“ deutlich: Es ist noch viel zu tun!

Hierzu Prof. Martin Maria Krüger, Präsident des Deutschen Musikrats: „Die Bundesinitiative ‚Musik und Demenz‘ fordert eine bedarfsgerechte Finanzierung nachhaltiger Strukturen und geeigneter Projekte im Bereich ‚Musik und Demenz‘ durch die Bundesministerien für Gesundheit (BMG), für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und für Bildung und Forschung (BMBF), durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie durch Länder und Kommunen. In Deutschland sind bereits jetzt rund 1,8 Millionen Menschen von Demenz betroffen, und die Zahlen steigen stark. Musik kann für die Betroffenen ein Schlüssel für mehr Lebensqualität sein – und leistet einen wichtigen Beitrag zum menschenwürdigen Altern in einer humanen Gesellschaft.“

Hierzu Prof. Dr. Lutz Neugebauer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft: „Für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen können gemeinsames Musizieren und Musik Erleben Brücken zu den Bereichen bilden, die bei demenziellen Erkrankungen häufig verloren gehen – zur Sprache und zur Erinnerung. Und sie berühren unmittelbar die Sphären, die bei der Erkrankung zuletzt schwinden – die Emotionen. Diese Kraft der Musik gilt es zu stärken und dafür Sorge zu tragen, dass sie allen Menschen mit Demenz als gesundheitsförderndes Angebot zur Verfügung steht. Damit einher geht die Forderung, künstlerische Therapien verstärkt als Kassenleistungen zu etablieren, Ausbildungskapazitäten für Musiktherapie auszuweiten und gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen.“

Hierzu Prof. Dr. Kai Koch, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Musikgeragogik: „Musik kann für Menschen mit Demenz weit mehr als eine lebensbegleitende Leidenschaft sein – sie erreicht Betroffene in ihrer inneren Welt und ermöglicht ihnen, mit ihrem Umfeld in Kontakt zu treten. Die positiven Effekte auf das Wohlbefinden und das Erleben der eigenen Identität sind vielfach nachgewiesen. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, bedarf es neben musikbezogener Expertise in Netzwerken, Vermittlungsstellen und Kulturinstitutionen auch einer gezielten Professionalisierung in diesem Bereich. Ein zentraler Baustein dafür ist beispielsweise die Qualifizierung von Musikgeragog:innen und weiteren musikbezogenen Fachkräften sowie Ehrenamtlichen im Bereich Demenz. Wir setzen uns dafür ein, dass Fort- und Weiterbildungsformate gefördert sowie in verschiedenen musikgeragogischen Handlungsfeldern entwickelt, etabliert und ausgebaut werden, um flächendeckende Expertise zu schaffen. Ebenso ist es wichtig, Synergien zwischen den verschiedenen musikbezogenen Disziplinen zu nutzen und die Wirkungen musikbasierter Interventionen umfassend zu erforschen, zu evaluieren und Akteur:innen zugänglich zu machen. Der Weltalzheimertag erinnert uns daran, wie groß der Handlungsbedarf noch immer ist – aber auch stets daran, welche Chancen die Musik für Menschen mit Demenz bieten kann."

Hierzu Benjamin Strasser MdB, Präsident des Bundesmusikverbands Chor & Orchester: „Zusammen mit den Projekten aus unserem Förderprogramm ‚Länger fit durch Musik‘ laden wir bundesweit Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zu Mitmachprojekten ein. In den Aktionen vor Ort erleben wir beim Singen und Musizieren in den Chören und Orchestern direkt die Lebensfreude und Botschaft, die hinter dem Motto des Weltalzheimertags stehen: ‚Gemeinsam. Mutig. Leben‘. Gemeinsam im starken Netzwerk der Nationalen Demenzstrategie engagieren wir uns dafür, ein breites musikalisches Angebot für Menschen mit Demenz zu etablieren und nachhaltige Strukturen aufzubauen. Nur durch diese breite Aufstellung mit Partnern aus Wissenschaft, Forschung und Zivilgesellschaft gelingt eine flächendeckende und langfristige Teilhabe für Menschen mit Demenz. Diese effektiven Maßnahmen und Netzwerke gilt es weiterzuentwickeln und zu erhalten.“

Die Bundesinitiative „Musik und Demenz“ wurde 2022 auf Initiative des Landesmusikrats Hamburg vom Deutschen Musikrat, der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Musikgeragogik gegründet. Seit 2024 gehört auch der Bundesmusikverband Chor & Orchester den Trägerorganisationen an. Diese sind sämtlich auch Akteure des Netzwerks Nationale Demenzstrategie der Bundesministerien für Gesundheit und für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

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