Tutorial Musikrecherche: Musikhandschriften und weitere historische Quellen
Foto:  Ylanite Koppens
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Wer ältere Quellen, Besitznachweise oder Digitalisate sucht, nutzt oft spezielle Datenbanken. Mit ihnen ist die Suche nach Manuskripten, Nachlässen sowie Musikberichten in Zeitungen und Zeitschriften möglich.
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Mehr als 1,3 Millionen Musikhandschriften, Musikdrucke sowie Libretti und musiktheoretische Texte, überwiegend vor 1800 entstanden, sind mit ihren Fundorten in Bibliotheken, Archiven und Klöstern auf der ganzen Welt im frei verfügbaren Online-Katalog des Internationalen Quellenlexikons Répertoire International des Sources Musicales (RISM) nachgewiesen. Für die Erschließung der Quellen und ständige Erweiterung des Katalogs sorgt eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Frankfurt und Arbeitsgruppen in ca. 40 Ländern. Die Recherche im RISM-OPAC ist nach zahlreichen Kriterien möglich, z.B. nach Gattung, Werkverzeichnisnummer, Materialtyp, liturgischem Fest. Zur schnelleren Erkennung der Werke helfen die ergänzenden Notenbeispiele der ersten Takte (Incipits). Mithilfe einer zur Verfügung stehenden virtuellen Tastatur kann ein Werk aufgrund dieser Anfangstakte identifiziert werden. Sofern Digitalisate zur Verfügung stehen, verweist der RISM-OPAC auf den entsprechenden Link der besitzenden Institution. Die Universität Tübingen hat ein deutschsprachiges Einführungsvideo erstellt, das RISM auf seiner Website neben anderen Hilfen anbietet: https://opac.rism.info/main-menu-/kachelmenu/help#c35.

Weitere Webadressen für historische Drucke und Handschriften listet die RISM-Website unter „Related Projects“ auf. Einzelne Musikdrucke sind zudem in den beiden Verzeichnissen der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 16. und des 17. Jahrhunderts zu finden, obwohl sie als „Musica practica“ dort im Wesentlichen ausgeschlossen sind.

Für die Recherche nach mittelalterlichen Handschriften aus dem deutschen Sprachraum ist darüber hinaus noch das Handschriftenportal relevant, denn es enthält auch Handschriften mit Liedern und Chorälen.

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Besitznachweise für Nachlässe einschließlich Korrespondenzen und weiteren Dokumenten enthält die Datenbank Kalliope, die von der Staatsbibliothek zu Berlin gepflegt wird. Im Unterschied zum internationalen Radius von RISM sind hier nur Bestände aus Bibliotheken und Archiven in Deutschland enthalten. Die Entstehungszeit der erfassten Materialien reicht bis ins 21. Jahrhundert.

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Zu den vier von der International Musicological Society (IMS) und der International Association of Music Libraries, Archives and Documentation Centres (IAML) gegründeten R-Projects gehört außer RILM und RISM auch das Repertoire International de la presse musicale (RIPM), in dem internationale Musikzeitschriften aus der Zeit zwischen 1760 und 1966 ausgewertet werden. Nach über 300 Printbänden wird die Arbeit seit 2017 online fortgesetzt mit dem kostenpflichtigen Retrospective Index of Music Periodicals, den es auch in einer Version mit Zugriff auf einen großen Teil der Volltexte gibt. Welche Bibliotheken diese Datenbank anbieten, ist hier zu erfahren.

Während die Zeitschriften im RIPM-Projekt sehr gut erschlossen und nach zahlreichen Kriterien recherchierbar sind, steht bei den frei im Netz verfügbaren Digitalisaten älterer Zeitschriften meist nur die Stichwortsuche zur Verfügung. Ob und wo eine Zeitschrift gebührenfrei im Netz steht, weist die Zeitschriftendatenbank bei der Suche nach dem Titel nach, beispielsweise für die Allgemeine musikalische Zeitung.

Hilfreich ist darüber hinaus die Auflistung von digitalisierten Musikzeitschriften bei Wikisource.

 

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Das im Oktober 2021 veröffentlichte Deutsche Zeitungsportal enthält rund 4,5 Millionen Zeitungsseiten von ca. 600.000 Ausgaben historischer Zeitungen aus den Jahren zwischen 1671-1950. Der Zugriff ist kostenlos. Die von neun Bibliotheken bereitgestellten 247 Zeitungen gehören überwiegend zur allgemeinen Tagespresse, daher finden sich dort vor allem Berichte über Aufführungen. Eine Recherche ist als Stichwortsuche im Volltext möglich, außerdem nach Zeitungstitel, Datum oder Verbreitungsort. Das Zeitungsportal ist Teil der Deutschen Digitalen Bibliothek.

Nicht im Deutschen Zeitungsportal enthalten sind die 8 Millionen Seiten digitalisierter historischer Zeitungen der Bayerischen Staatsbibliothek in deren Portal digiPress. Über eine Zeitungsliste, einen Kalender oder die Volltextsuche können auch musikbezogene Inhalte gefunden werden.

Digitalisierte historische Zeitschriften und Zeitungen aus Österreich sind in der frei zugänglichen, von der Österreichischen Nationalbibliothek gepflegten Datenbank Anno zu finden. Über den thematischen Einstieg ist die Auswahl der Musikzeitschriften und -zeitungen möglich.

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Das 1971 gegründete Repertoire International d’Iconographie musicale (RIdIM) gehört ebenfalls zu den bereits genannten R-Projects und arbeitet derzeit verteilt auf 12 Ländergruppen mit Hauptsitz in Paris. Ziel des Projektes ist es, Darstellungen von Musik und Tanz in Kunst und Kunsthandwerk zu erfassen, zu katalogisieren und zu beschreiben. In der neu gestalteten Oberfläche für die Datenbank von RIdIM Deutschland  sind derzeit ca. 20.900 Darstellungen zu Musik und Tanz auf Objekten von Kunst und Kunsthandwerk zu finden, ergänzt von ca. 4.100 Objektabbildungen und Links zu digitalen Sammlungen von Museen und Bibliotheken. Diese werden 2022 in der internationalen RIdIM-Datenbank ergänzt.

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Permanent forschen Musikschaffende, Intendanten oder Dramaturginnen nach lohnenden Erweiterungen des Repertoires jeglicher Besetzungen. Besonders spezialisiert auf unbekannte, neu aufgespürte Stücke haben sich der Münchner Notenverlag Repertoire Explorer / Musikproduktion Höflich und der private Sammler Tobias Bröker, die ihre Kataloge jeweils kontinuierlich ergänzen.