"Burn Baby, Burn!" - Mit diesem Aufruf haben BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und die GRÜNE JUGEND Anfang der Woche eine eCard-Aktion zum "Schutz der Privatkopie" gestartet. Sie rufen dazu auf, elektronische Postkarten an Musikunternehmen und die Phonoverbände zu schicken, um auch weiterhin CDs "brennen" zu können.

Die Aufforderung "Burn Baby, Burn!" muss vielen Kreativen und Produzenten angesichts der Zahlen und der dramatischen Marktentwicklung der letzten Jahre, die auch Tausende von Arbeitsplätzen in der Musikwirtschaft gekostet hat, wie Hohn vorkommen. Statt sachlicher Auseinandersetzung setzen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf Spam-Mails.

Hier die Antwort von Gerd Gebhardt, Vorsitzender der Phonoverbände, im Wortlaut:


Offener Brief zur Kampagne "Burn Baby, Burn!"

Sehr geehrte Frau Beer, sehr geehrter Herr Bütikofer,

mit dem Slogan "Burn Baby, Burn!" ermuntert Ihre Partei neuerdings zum "Brennen" von CDs. Gleichzeitig ruft sie dazu auf, vorgefertigte elektronische Postkarten an Unternehmen der Musikwirtschaft zu schicken. Natürlich stellen wir uns dieser Diskussion über die Privatkopie, und natürlich haben wir Antworten auf die in den eCards vorformulierten Fragen, die wir gern jedem Absender übermitteln. Wir würden uns jedoch freuen, wenn Ihre Partei nicht nur über uns, sondern auch mit uns reden würde. Wir hätten dann die Gelegenheit, Ihnen die aktuelle Situation des Musikmarktes in Deutschland anhand von Fakten zu erläutern.

Die Schere zwischen Musikkopien auf CD-Rohlingen und verkauften Original-Tonträgern geht immer weiter auseinander. Dabei hat das Kopieren in Deutschland nichts mit der viel zitierten Sicherungskopie vom eigenen Original oder dem freien Zugang zu Informationen zu tun, sondern ist eindeutig bequemer Kaufersatz. Sie selbst beschreiben dies auf Ihrer Homepage, wenn Sie von Kopien "als Geschenk an Familienangehörige oder Freunde" sprechen.

Die Aufforderung "Burn Baby, Burn!" muss vielen Kreativen und Produzenten angesichts der Zahlen und der dramatischen Marktentwicklung der letzten Jahre, die auch Tausende von Arbeitsplätzen in der Musikwirtschaft gekostet hat, wie Hohn vorkommen. In Deutschland wird nicht zu wenig Musik kopiert, sondern eindeutig zu viel. Dadurch wird der Aufbau attraktiver neuer Vertriebswege für Musik, gerade im Online-Bereich, massiv behindert. Gleichwohl hat die deutsche Musikwirtschaft erheblich in diese neuen Vertriebsformen investiert und auf der Cebit die Download-Plattform "PhonoLine" gestartet.

Hierüber sowie über weitere attraktive Musikangebote für die Verbraucher, die trotz schwerer Marktbedingungen aufgebaut werden, hätten wir Sie gern informiert. Vorgefertigte Spam-eMails, die zu Tausenden versandt werden, können unseres Erachtens eine sachliche Diskussion nicht ersetzen. Es ist bedauerlich, dass Sie diesen Weg gegangen sind, anstatt sich einer echten Auseinandersetzung mit den Betroffenen zu stellen.

Mit freundlichen Grüßen

Gerd Gebhardt
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Phono-Verbände

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