"Der Umsatzrückgang der Phonowirtschaft in 2003 von rund 20% ist erschreckend", erklärt Gerd Gebhardt, Vorsitzender der deutschen Phonoverbände. "Musik wird immer mehr gehört, aber immer weniger gekauft. Deutsche Produktionen sind erfolgreicher als je zuvor - trotzdem verliert die Musikwirtschaft Kunden. Kostenlose Musikkopien und illegale Internetangebote sind dabei unsere ärgsten Gegner. Die schlechte Wirtschaftslage und die Konsumzurückhaltung vieler Menschen treten noch hinzu."

Der Umsatz der Branche zu Endverbraucherpreisen lag 2003 bei 1,648 Milliarden Euro und verlor im Vergleich zum Vorjahr 19,8% (2002: 2,054 Mrd.). Der Absatz von Tonträgern sank von 223,9 auf 183,2 Millionen Stück (-18,2%). Details sind der beigefügten Aufstellung zu entnehmen.

Deutsche Künstler waren 2003 so erfolgreich wie nie zuvor. Ihr Anteil an den Album-Charts stieg auf 29,5% (2002: 26,5%), an den Single-Charts sogar auf 54,7% (2002: 42,7%). Dies beweist die enorme Nachfrage nach Musik aus Deutschland und entlarvt zugleich das Vorurteil, sie sei nicht mehr so attraktiv wie früher. Im Gegenteil hat die Musiknutzung ein extrem hohes Niveau - es wird nur seltener dafür bezahlt.

Erfreulich ist der Absatz von Musik-DVDs, der sich im letzten Jahr auf rund 8 Millionen Stück verdoppelt hat. Alle anderen Formate haben jedoch, zum Teil drastische, Rückgänge zu verzeichnen. Besonders stark ist der Absatz von Singles gesunken, der in enormem Maß von illegalen Musikangeboten im Internet betroffen sind. Die deutsche Phonowirtschaft hat deswegen damit begonnen, Strafanzeigen gegen illegale Musikanbieter in sogenannten "Tauschbörsen" zu erstatten. Neben Singles sind aktuelles Toprepertoire und Hitcompilations am stärksten von Absatzrückgängen betroffen. Sie werden besonders häufig mit Hilfe von CD-Brennern geklont.

Zum fünften Mal hat die GfK im Auftrag der deutschen Phonoverbände 10.000 Personen eines repräsentativen Panels befragt. Die Ergebnisse sind in einer Studie zum Musikkopieren in Deutschland zusammengefasst, die unter www.ifpi.de komplett eingesehen werden kann (Brennerstudie 2004 als PDF). Sie hatte u.a. folgende Ergebnisse:


  • Im vergangenen Jahr haben 21,4 Millionen Personen insgesamt 325 Millionen Rohlinge mit Musik bespielt (Vorjahr: 259 Mio., +26%).


  • Jede Person brannte im Durchschnitt 15 Rohlinge mit Musik (Vorjahr: 12, + 25%).


  • 12,7 Millionen Personen (+59,5%) brannten Musik auf CD-Rohlinge auch für nicht in ihrem Haushalt lebende Personen.


  • 602 Millionen Songs wurden in Deutschland aus illegalen Quellen im Internet heruntergeladen. Die Anzahl stagnierte damit trotz des gestiegenen Unrechtsbewusstseins auf sehr hohem Niveau (2002: 622 Millionen). Neuerscheinungen wurden besonders häufig heruntergeladen.


  • Die Zahl der Downloader wuchs weiter von 6,4 Millionen auf 7,3 Millionen (+14%). 98,3% davon luden keine kostenpflichtigen Angebote herunter.


Mit PhonoLine wurde Mitte März die technische Plattform der deutschen Musikwirtschaft für Musikdownloads in Kooperation mit T-Com eröffnet. Das Angebot startete mit mehreren tausend Downloads täglich. Die Handelspartner positionieren sich erfolgreich am Markt. Neben cts eventim und popfile wird auch viva.de in Kürze zugeschaltet werden.

Umfassende Informationen über die Phonobranche bietet das Jahrbuch 2004 der Phonographischen Wirtschaft, das im Musikmarkt Verlag erschienen ist. Es kann über info@musikmarkt.de oder im Buchhandel unter der ISBN 3 9809540-0-5 bezogen werden und kostet 24,50 Euro.
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