Der Geschäftsführer der Deutschen Phonoakademie Oliver Schulten sieht die Musikindustrie am Wendepunkt angekommen. Im Rahmen der forward2business-Zukunftsuniversität sprach er am 27. April 2004 vor Leipziger Musik- und Medienstudenten über "Visionen 2014 - Wie kommt die Musikindustrie aus der Krise?"

Dabei zeigte er sich überzeugt, dass die Musikwirtschaft "sehr guten Zeiten" entgegen gehe. Es sei ein Wendepunkt in der aktuellen Krise erreicht. Allerdings müsse es in der Branche darum gehen, sich von "alten Modellen" zu verabschieden. Das Geschäft mit der Musik werde sich verändern, wie sich auch die Generationen ändern.

Als Beispiel führt Schulten an, dass die heute 50 Jährigen mit Musik völlig anders umgingen, als die 50 Jährigen vor 20 Jahren. Wer die "CD über ihren Zenit hinaus retten" wolle, müsse sich auch auf ältere Zielgruppen konzentrieren orientieren, so Schulten. Hier gäbe es durch die Generationsveränderungen ein bisher durch Musik- und Werbeindustrie vernachlässigtes Potenzial.

Schulten bezweifelte allerdings, dass die Generation der heute 13-14-15-Jährigen mit den bisherigen alten Modellen der Musikindustrie zu erreichen ist. Hier stellte er einen vollkommen neuen Umgang mit Dinglichkeit fest. Während man bei älteren Generationen davon ausgehen könne, dass die Menschen etwas Dingliches haben und besitzen wollen, sei dieses haptische Bestreben in der jungen Generation weniger ausgeprägt. Deshalb würden hier die künftigen Geschäfte der Musikindustrie vor allem in Zusammenarbeit mit anderen Industrien entstehen.

Schulten wies darauf hin, dass ein Bestreben der Deutschen Phonoakademie sei, den gesellschaftlichen Umgang mit geistigem Eigentum in den Blickpunkt zu rücken. Nur wenn bereits in den Schulen der Wert von geistigen Produkten gelehrt und gelernt werde, könne es langfristig ein gesellschaftliches Klima entstehen, in dem mit der Ressource "Wissen" Geschäfte zu machen seien.

Dieser Aspekt des Musikbusiness wird in der forward2business-Zukunftsuniversität am 11. Mai 2004 vertieft. Dann spricht und diskutiert Dr. Balthasar Schramm, President Sony Music Entertainment GSA über "Die Zukunft der Wissensgesellschaft in der digitalen Welt".

Mit der forward2business-Zukunftsuniversität will der Hallenser forward2business-Zukunftskongress seine Debatten aus dem elitären Managerkreis hinaus an die Universitäten tragen. Zwischen April und Juli 2004 debattieren die Vordenker der Branche ihre Zukunftsideen mit Medien- und Musikstudenten sowie Akademikern aus Halle und Leipzig.

Nach dem Start an der Universität Leipzig, wird die forward2business-Zukunftsuniversität in den folgenden Semestern an weiteren Universitäten zu Gast sein. Bewerbungen aus verschiedenen Universitätsstädten liegen bereits vor.