Vor über 100 engagiert diskutierenden Studenten startete am 20. April die forward2business-Zukunftsuniversität. Als Eröffnungsredner beschrieb Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender der VIVA Media AG gesellschaftlichen Trends, die mit der Digitalisierung der Distributions- und Konsumwege entstehen und zeigte mögliche Wege aus der Krise auf.
Während beim Start von VIVA die Hauptzielgruppe der Musikindustrie aus Teenagern bestanden habe, führe inzwischen die demoskopische Entwicklung zu einer Gesellschaft mit juvenilem Charakter. "Wir werden immer mehr ‚Jungfühler’ haben und immer weniger junge Leute", so Gorny. Dies verschiebe mittelfristig die Bedeutung der Zielgruppen und führe dazu, dass statt Teenagern nunmehr kaufkräftige "Norah Jones Käufer" ins Visier der Industrie rückten. Da diese älter seien als die ‚Generation Download’, könnte auf diesem Weg der Tonträgerverkauf eine Wiederbelebung erfahren.
Generell stehe die Entertainmentbranche vor tief greifenden Veränderungen. Eine große Verantwortung schrieb Gorny hierbei der Popkomm zu. Sie müsse sich aktiv für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle in der Branche einsetzen und dadurch von einer "Leitmesse" zum "führenden Impulsgeber der Entertainmentindustrie" werden. Derzeit sei allerdings die Logik des Berlin-Umzuges infrage gestellt, so Gorny. Der Sinn des Umzugs habe darin bestanden, dass die "Weltweit größte Branchenmesse" auch am Standort der großen Player der Musikindustrie angesiedelt werde. Dies sei nun aber nicht der Fall, denn nach der Warner-Absage werde Berlin nicht zum Zentrum der Musikindustrie.
Deshalb sei es die zentrale Aufgabe der Popkomm-Macher, den Spirit der Popkomm neu zu erfinden, forderte Gorny, dessen VIVA Media AG zu den Gesellschaftern der Popkomm gehört. Als Beispiel nannte Gorny das legendäre "New Music Seminar", das vor Jahren in New York durch provokante Thesen und ungewöhnliche Redner die Branche aufrüttelte.
Auf die Zukunftsperspektiven der VIVA Media AG angesprochen, erläuterte Gorny dem akademischen Nachwuchs, dass für eine erfolgreiche Weiterentwicklung die Unternehmensgröße im Sinne einer kritschen Masse eine zentrale Rolle spielen werde. Er beschrieb zwei mögliche Entwicklungskorridore. So sei es denkbar, aus der bisherigen Struktur heraus börsennotiert zu wachsen, etwa in den "Radio- oder Konzertbereich" hinein. Zusätzlich gäbe es die Option, das Geschäft im Popfernsehbereich digital auszubauen. Nach der Einführung des digitalen Fernsehens werde hier Bedarf für digitale Angebote bestehen.
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