800 Musiker aus ganz Deutschland zeigten am 13. und 14. März 2010 bei den „Tagen der Chor- und Orchestermusik“ in Lippstadt die ganze Bandbreite ihres Könnens.

Eröffnet wurden die „Tage der Musik“ traditionell mit dem Ökumenischen Gottesdienst in der Marienkirche in Lippstadt. Stücke der Klassik und der Moderne interpretierten, neben dem Posaunenchor Lippstadt, der Kleine Chor der Kantorei Lippstadt und der Kammerchor Lippstadt.

„Ein Leben ohne Musik ist einfach ein Irrtum.“ Mit diesem Zitat von Friedrich Nietzsche begrüßte Professor Martin Maria Krüger, Präsident des Deutschen Musikrats, im Anschluss an den Gottesdienst die rund 700 Besucher des Festkonzertes im Rahmen der „Tage der Chor- und Orchestermusik“ in Lippstadt.

Auf höchstem Niveau präsentierten dabei das Jugendjazzorchester NRW, die Kettwiger Vokalisten, das Mülheimer Zupforchester, die Young Voices Brandenburg und das Duo Holste & Fennes mit ihren außergewöhnlichen Loopstationen einen musikalisch perfekt abgestimmten Abend. Von Klassik bis Loop, von Jazz bis zu vertonten Gedichten ließ die Veranstaltung bereits erahnen, was die Nacht der Musik an elf Spielstätten noch bieten würde.

Einen im wahrsten Sinne des Wortes „bewegten Abend“ wünschte man den rund 1.100 Gästen in der „Nacht der Musik“ und schickte Sie auf den Weg durch die Spielstätten mit der gesamten Vielfalt der 23 beteiligten Ensembles aus der gesamten Republik. Mit erfrischenden Klängen und badischem Dialekt unterhielten Too Saxy das Publikum, währen die „Looper“ Holste & Fennes mit allerlei Gerätschaften zeigten, was Musik noch sein kann. Aufgenommene Gesangs- und Instrumentalphrasen wurden zu mehrstimmigen Stücken voller musikalischer Kraft und so zu Orchestermusik von nur zwei Musikern. Eine weitere außergewöhnliche Darbietung stellte das Theremin-Konzert im Metzgeramtshaus dar. Die Musiker schufen hier mit dem außergewöhnlichen Instrument einen „sphärisch dichten Omnisound“, wie man ihn aus Science-Fiction Serien der 70er Jahre kennt. Neben dem Ersten Badischen Alphorntrio in der Bücherei, konnte man sich aber ebenso das Akkordeon-Orchester aus Oberhausen in der Jakobikirche anhören. Ein Kontrastprogramm der besonderen Art war jedoch das Nachwuchsband-Festival der Evangelischen Jugendkirche in der Werkstatt mit Alternative-Rock von Not Like Jeff, Far Fetched und der Komakapelle. Das für Mai geplante Event wurde in das Programm der „Nacht der Musik“ verlegt, um das Potential der heimischen Jugendbands zu zeigen.

Lippstädter Ensembles in der „Nacht der Musik“ waren die Lipperoder Burgschwalben, die Lippstädter Chorgemeinschaft und The Hansen-Electrics. Ein weiteres Highlight stellte das Abschlusskonzert des Langenberger Gospel-Chor Rejoice in der Marienkirche dar, die bis in die letzten Reihen gefüllt war.

„Wer nicht müde ist, der hat wirklich etwas versäumt”, kommentierte Ernst Burgbacher, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände, die „Nacht der Musik“ in seiner Rede beim Festakt, dem Höhepunkt der „Tage der Chor- und Orchestermusik“ im Stadttheater Lippstadt. Bei der bundeszentralen Auftaktveranstaltung am Sonntag Laetare werden jedes Jahr die vom Bundespräsidenten gestifteten Zelter- und Pro-Musica-Plaketten an Musikvereinigungen verliehen, die ein mindestens 100-jähriges Bestehen und ein kontinuierliches kulturelles Wirken nachweisen können. In diesem Jahr überreichte Kulturstaatsminister Neumann die beiden Plaketten im Namen des Bundespräsidenten vor rund 700 Besuchern. Zum ersten Mal in der Geschichte stellte die Gastgeberstadt der „Tage der Musik“ beide Musikvereinigungen, die im Rahmen des bundeszentralen Festaktes stellvertretend für 131 Chöre und 45 Orchester von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) die Plaketten überreicht bekamen.

Die Auszeichnungen, freute sich Bürgermeister Christof Sommer, seien „ein tolles Zeichen für lokale Kultur auf höchstem Niveau und eine lebendige Tradition”. Die Musik lebt in Deutschland in 50.000 Chören und 23.000 Orchestern. „Unsere Gesellschaft wäre ärmer, wenn wir dieses Ehrenamt nicht hätten”, sagte Präsident Burgbacher. Dem schloss sich auch Kulturstaatsminister Neumann an. „Ohne das Ehrenamt würde das Musizieren in Deutschland zusammenbrechen“, sagte Neumann. Deshalb müssten die Rahmenbedingungen verbessert werden. Dies dürfe aber keineswegs dazu führen, dass sich der Staat aus der Kulturförderung zurückziehe. Wie anspruchsvoll Laienmusik sein kann, demonstrierten beim Festakt das Landesblasorchester Nordrhein-Westfalen, der Mädchenchor Wernigerode und der Orchesterverein Solingen 1910 mit Beiträgen, die den Bogen von Renaissance-Liedern bis zu Tangos von Astor Piazzolla spannten. Zum feierlichen Abschluss interpretierte der Plakettenempfänger, der Konzertchor des Musikvereins, zusammen mit dem Orchesterverein Solingen, ebenfalls Plakettenempfänger 2010, und der Sopranistin Stephanie Lönne Auszüge aus John Rutters „Magnificat“.