Durch die neuste von der Telekom Stiftung in Auftrag gegebene Studie von Klaus Klemm sieht sich der Bundesverband Musikunterricht e.V. in seinem Kampf gegen den eklatanten Lehrkräftemangel in den musischen und künstlerischen Schulfächern bestätigt.
Erziehungswissenschaftler Klemm, emeritierter Professor für Bildungsforschung und Bildungsplanung an der Universität Duisburg-Essen, erläutert in der Studie die Unverzichtbarkeit der Fächer Kunst und Musik. Junge Menschen bräuchten für Innovation neben den MINT-Kompetenzen der Fächer Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften ebenso dringend die kreativ-musischen Fähigkeiten des Kunst- und Musikunterrichts, um die Welt wirklich verändern und gestalten zu können. Diese Kompetenzen wiederum könnten den Zugang zu den MINT-Fächern extrem erleichtern.
Anhand einer detaillierten Prognose für die Entwicklung bis 2035 in Nordrhein-Westfalen, die der gesamtdeutschen Situation entspräche, benennt Klemm den weiterwachsenden Mangel an ausgebildeten Kunst- und Musiklehrkräften: Durch die sich abzeichnende Pensionierungswelle bei gleichzeitigem Anstieg der Schülerzahlen läge die Bedarfsdeckung an Fachlehrkräften – bei optimistischer Annahme – 2035 im Fach Kunst bei 40,4 % und im Musikunterricht sogar nur bei 32,9 %.
Die Präsidenten des BMU, Dr. Georg Biegholdt und Prof. Dr. Jürgen Oberschmidt, beklagen seit Jahren diesen Missstand und fordern die Politik zum Handeln auf:
“Allein durch Anpassen der Zulassungsvoraussetzungen an den Universitäten und Musikhochschulen lässt sich der Bedarf an Musiklehrkräften nicht decken. Hier sind weitreichende Maßnahmen erforderlich, die das System der Ausbildung aber auch den Musikunterricht in Gänze betreffen. Guter Musikunterricht ist die beste Möglichkeit, um junge Menschen für diesen Beruf zu interessieren.“ (Dr. Georg Biegholdt, Präsident des BMU)
„Gerade die Ausbildung an Musikhochschulen muss die spätere Berufspraxis stärker in den Blick nehmen. Das gilt für Chor- und Ensembleleitung genauso wie für Seminare in Musikwissenschaft und Musiktheorie. Studierende beklagen, dass sie sich nicht hinreichend auf ihre Berufswirklichkeit vorbereitet fühlen. Für den Sekundarbereich gibt es an einigen Standorten nicht einmal eigene Studiengänge, die für die besonderen Herausforderungen sensibilisieren.“ (Prof. Dr. Jürgen Oberschmidt)
Der Bundesverband Musikunterricht hat sich in den letzten Jahren intensiv mit der Situation des Musikunterrichts an allgemeinbildenden Schulen auseinandergesetzt. Es ist höchste Zeit für einen Masterplan Musikunterricht, der BMU ruft die politischen Entscheidungsträger dazu auf, sich an einem solchen zu beteiligen!
Eine Zusammenfassung der Studie gibt es hier.