"Der Verdacht auf Chartsmanipulationen hat sich nach intensiver Prüfung durch die Phonoverbände und media control bestätigt", erklärt Gerd Gebhardt, Vorsitzender des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft. "Die manipulierten Produkte müssen für insgesamt drei Monate von der Chartserhebung ausgeschlossen werden."

Seit Ende März liegen dem Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft und media control Hinweise vor, die den Verdacht einer Chartsmanipulation durch den Produzenten David Brandes begründeten. Media control hatte bereits zuvor Auffälligkeiten und Verkaufsspitzen von Musikproduktionen des Produzenten festgestellt, die jedoch zum damaligen Zeitpunkt nicht als Manipulationen bewertet wurden. Solche Auffälligkeiten sind nicht ungewöhnlich: Sie haben in der Regel normale Ursachen, die jedoch aus Gründen der Repräsentativität erkannt und bereinigt werden müssen.

1. Erste Auffälligkeiten in der Datenerhebung im Rahmen der Chartsermittlung stellte media control für Produkte von David Brandes erstmals im Spätsommer
2004 fest. Seitdem führt media control Produkte des Produzenten mit besonderer Aufmerksamkeit.

2. Im Februar 2005 stellte media control erneut Auffälligkeiten fest. Sie fielen aber wiederum bei Sicherungsroutinen der Chartserhebung auf und gingen nicht in die Chartserhebung ein. Die Auffälligkeiten betrafen insbesondere Produkte von Gracia und Vanilla Ninja, auch in Kombination. Die Auffälligkeiten weisen regionale Schwerpunkte auf und wurden auch bei einzelnen Internethändlern festgestellt.

3. In Kalenderwoche 5, auf der die Nominierung Gracias für den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest basiert, wurden insgesamt mehr als 1.300 auffällige Käufe ihres Titels festgestellt und deswegen nicht für die Charts gewertet.

4. Im März 2005 wurden wiederum Auffälligkeiten in erheblichem Umfang festgestellt. Die Intensität der auffälligen Käufe nahm offenkundig zu.

5. Am Abend des 24. März strahlte SAT1 seinen ersten Beitrag über Manipulationsversuche des Produzenten David Brandes aus. Der Sendeinhalt wurde bereits mittags angekündigt. Die auffälligen Käufe brachen daraufhin noch am Mittag des 24. März ab.

Aufgrund von Belegen und Aussagen Dritter, die inzwischen auch eidesstattlich versichert wurden, prüfte media control mehrere Millionen Verkaufssätze durch. Die Überprüfung hat ergeben, dass es sich hierbei tatsächlich um Manipulationen handelt: Die vorliegenden Belege und Aussagen Dritter stehen unmittelbar mit den Auffälligkeiten in Verbindung. Zudem hat David Brandes CD-Käufe zum Zweck der Chartsmanipulation öffentlich eingestanden. Die meisten Auffälligkeiten sind im Rahmen der Chartsermittlung festgestellt und vom Sicherungssystem auf einen statistischen Durchschnitt gemittelt, für die Charts also nicht berücksichtigt worden. Im Zuge der Überprüfungen ist aber auch deutlich geworden, dass einzelne manipulative Käufe im Rahmen der Chartserhebung nicht aufgefallen sind und die Charts beeinflusst haben.

Aus den erwiesenen Manipulationsversuchen ergeben sich folgende
Konsequenzen:

1. Die betroffenen Produkte werden für insgesamt drei Monate aus der Chartserhebung ausgeschlossen. Nur so kann gewährleistet werden, dass die manipulierten Positionen der Produkte in den Charts nicht die Basis für weitere erfolgreiche Chartspositionen bilden.

2. David Brandes muss seine Produkte künftig im Rahmen einer besonderen Prüfroutine für die Chartsermittlung anmelden, falls diese im Rahmen der Chartserhebung berücksichtigt werden sollen. Diese besondere Prüfroutine kostet rund 600 Euro je Titel.

3. Es wird ausdrücklich festgestellt, dass die Künstler Opfer der Manipulationsversuche ihres Produzenten sind. Ob sich hieraus weitere Ansprüche gegen David Brandes ergeben, kann der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft nicht klären.

Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft stellt fest, dass das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Lörrach gegen den Produzenten David Brandes wegen des Verdachts auf Betrug nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit den Chartsmanipulationen steht.

Gerd Gebhardt: "Ein Manipulationsversuch ist zwar möglich, aber nur mit internen Kenntnissen, großem finanziellem Aufwand und in quasi betrügerischer Absicht durchführbar. Wir gehen jedem einzelnen Hinweis konsequent nach. Pauschale Vorwürfe des Produzenten sind hingegen haltlos und völlig ohne Beleg. Wer allerdings manipuliert, muss mit drastischen Sanktionen wie in diesem Fall rechnen."

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