Die Kostenlos-Kultur im Internet zerstört die Basis der Kreativwirtschaft und richtet damit einen hohen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schaden an. „Die Musikindustrie spürt nach einem schmerzhaften Restrukturierungsprozess zwar wieder etwas festeren Boden unter den Füßen, hat aber trotz stark gestiegener Musiknutzung in den letzten zehn Jahren rund 40 Prozent ihrer Umsätze und Arbeitsplätze verloren“, sagte Prof. Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie e. V. (BVMI) am Mittwoch in Berlin. „Wenn die neue Regierung nicht bald konkrete Schritte unternimmt, wird es der Buchbranche, den Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen, den Games-Produzenten oder den TV- und Filmproduktionen genauso ergehen wie der Musikindustrie“, so Gorny. Obwohl die Schwarz-Gelbe-Koalition einen starken Schutz der Urheberrechte im Koalitionsvertrag explizit herausgestellt habe, fehle es bisher an konkreten Schritten.
„Das Internet hat fantastische neue Möglichkeiten eröffnet, aber es hat die Grundprinzipien der Ökonomie nicht revolutioniert. Wenn wir hochwertige Inhalte wollen, werden wir dafür bezahlen müssen. Begehrten, professionell erstellten Content im Netz wie Musik, Videos, Filme oder Nachrichten gibt es nur deshalb, weil er nach wie vor seine ökonomische Basis in der analogen Welt hat“, betonte Gorny. „Wenn diese Strukturen zusammenbrechen, gibt es weniger qualitative Inhalte, weniger Wertschöpfung, weniger Steuern und statt gut bezahlter Arbeitsplätze ein wachsendes, kreatives Prekariat“, sagte Gorny.
„Die ehrlichen Käufer zahlen im Moment die Zeche für die Minderheit derjenigen, die alles umsonst haben will. Wären nur 10 bis 15 Prozent der illegal heruntergeladenen oder kopierten Musik gekauft worden, wären das etwa 500 Millionen Euro oder rund 100 Millionen Euro Mehrwertsteuer für den Staat“, so Gorny weiter. Kostenlos für wenige werde so teuer für viele. Konzepte wie die Kulturflatrate würden die bestehende Ungerechtigkeit noch verstärken, statt das Problem zu lösen.
So bereicherten sich beispielsweise Betreiber von sogenannten Sharehostern oder Tauschbörsen an den Inhalten anderer, ohne selbst in die Entstehung von Inhalten zu investieren. Der Verbraucher werde angelockt und müsse nachher die juristischen und finanziellen Folgen tragen, wenn er erwischt wird. Weil sich immer mehr Branchen gegen diese Umsonst-Mentalität nur noch juristisch zur Wehr setzen können, ist die Zahl der Abmahnungen 2009 nach Einschätzung des BVMI stark gestiegen. Gleichzeitig ist die Zahl der illegalen Musikdownloads laut GfK erneut von 316 Millionen auf 258 Millionen gesunken.
Die Musikindustrie würde auf die Abmahnung gerne verzichten und stattdessen lieber zunächst Warnhinweise versenden. „Warnhinweise machen aber nur Sinn, wenn sie mit einer Sanktion verbunden sind. Das muss nicht unbedingt – wie in Frankreich – die zeitweise Aussetzung des Internetanschlusses sein“, betonte Gorny.
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Quelle
http://www.musikindustrie.deMore on the topic