Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) stellte auf ihrer heutigen Jahres-Pressekonferenz in Berlin die aktuelle Konzertstatistik vor, die alle zwei Jahre bundesweit bei den deutschen Kulturorchestern und Rundfunkklangkörpern erhoben wird. Das Gesamtangebot ist mit über 12.500 Veranstaltungen stabil. Die Zahl der Sinfoniekonzerte ist von zuletzt 5.902 auf eine Spitzenzahl von insgesamt 6.158 Konzerten weiter gestiegen. Dies bedeutet eine Angebotserweiterung von über 4 %. Überraschend deutlich angezogen hat das Auslandsgeschäft: 646 Konzerte wurden auf Auslandsreisen gespielt. Dies ist eine Steigerung innerhalb von zwei Jahren um 20 %. Positiv ist die kontinuierliche Steigerung von Kinder-, Jugend-, und Schülerkonzerten, deren Zahl sich in sieben Jahren von 1498 (Spielzeit 2005/2006) auf 2066 (Spielzeit 2011/2012) massiv erhöht hat. Die Orchester nehmen damit ihren Bildungsauftrag für das junge Publikum immer stärker wahr.

„Allen Unkenrufen zum Trotz stirbt das klassische Konzert nicht aus, sondern wird auf der Angebotsseite immer weiter und vor allem für verschiedene junge Zielgruppen ausgebaut“, freut sich DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. „Allerdings darf diese positive Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Sicherheit der Finanzierung bei einigen Orchestern stark gefährdet ist. Diese bieten oftmals Höchstleistung am Rande des Abgrundes. Leider fehlt es in Deutschland auch immer noch an einer übergreifenden Besucherforschung. So werden die Besucher zahlreicher Klassik-Open-Air-Veranstaltungen, der großen und kleinen Musikfestivals, von Kirchenkonzerten und populären Klassik-Cross-Over-Konzerten kommerzieller Anbieter nicht erfasst“, bedauert Mertens.

Sorge bereitet dem Verband die Tarifentwicklung für die Kommunal- und Staatsorchester: Aufgrund des ungelösten Tarifkonflikts und eines schwelenden Rechtsstreits der DOV gegen den Deutschen Bühnenverein vor dem Bundesarbeitsgericht gibt es für rund 100 Orchester bereits seit 1. Januar 2010 keinen gültigen Vergütungstarifvertrag mehr. Durch starke Anhebungen der Vergütungen des öffentlichen Dienstes in den vergangenen Jahren würden die Orchester in den Kommunen ab 1. August 2013 dann 8,88 Prozent hinter dem öffentlichen Dienst zurückliegen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Mitglieder der betroffenen Orchester diese faktische Abkopplung von der allgemeinen Lohnentwicklung noch lange gefallen lassen werden“, so Mertens. „Die einzige Alternative zum Prozessweg heißt leider Arbeitskampf und zwar flächendeckend. Wer gut und hart arbeitet – die deutlichen Steigerungszahlen am Konzertmarkt zeigen es –, der soll auch vernünftig verdienen. Daher muss noch in 2013 mit bundesweiten Arbeitskämpfen gerechnet werden“, meint Mertens abschließend.

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