Radikale Kürzungen stehen an der Musikschule Berlin-Mitte bevor. Die Stellen von 18 angestellten Musikschullehrerinnen und Musikschullehrern sollen hier gestrichen werden. Als Grund wird die Konsolidierung des Haushalts genannt, was allerdings bei näherem Hinsehen wenig nachvollziehbar ist.

Die Stellungnahme des Vorsitzenden des Verbandes deutscher Musikschulen Winfried Richter dazu:

„Musikalische Bildung ist Grundbestandteil des Bildungsangebots der Kommunen und Länder. Die öffentlichen Musikschulen wie die des Bezirks Berlin-Mitte garantieren mit ihrem verbindlich strukturierten Unterrichtsangebot und mit qualifizierten Lehrkräften die umfassende Erfüllung dieses Bildungsauftrags. Voraussetzung hierfür ist aber Kontinuität des Unterrichts. Dies kann nur durch einen hohen Anteil festangestellter Lehrkräfte gewährleistet werden, die langfristig an die Musikschule gebunden werden können und die Erfüllung komplexer Tätigkeitszusammenhänge des Bildungsorganismus Musikschule gewährleisten.

Die Umwandlung in Honorarverträge mit entsprechender Fluktuation und qualitativen Einbußen für das Gesamtangebot birgt deutliche Risiken für die Qualität der musikalischen Ausbildung, auf die jedes Kind unabhängig von seiner Herkunft und seinem sozialen Status ein Anrecht hat. Eine zerstörerische Abwärtsspirale durch eine sachlich nicht gebotene und unsinnige Systematik von Kosten-Leistungsrechnung muss daher aufgehalten werden. Eine Konsolidierung der Haushalte durch radikalen Personal- und Sachmittelabbau wird sich hier unmittelbar auf die Bildungs- und Lebenschancen der Kinder und Jugendlichen auswirken und wird ohnehin durch Einsparungen in diesem Bereich überhaupt keine signifikanten Wirkungen erzielen.

Die Berliner Musikschulen haben gerade jetzt ihre hervorragende Qualität in Unterricht und Angebot durch die erfolgreiche Einführung des Qualitätsmanagement-Instruments „Qualitätssystem Musikschule - QsM“ nach dem internationalen Standard der European Foundation for Quality Management (EFQM) bewiesen und von Staatssekretär Eckhart R. Schlemm in einem Festakt Anfang November ihre QsM-Urkunden überreicht bekommen.

Der Verband deutscher Musikschulen appelliert an den Träger der Berliner Musikschulen, ein solides Musikschulangebot nicht aufs Spiel zu setzen. Musikalische Frühförderung, die im Vorschulalter die Sprachentwicklung sowie die Integration fördert und damit unverzichtbare Voraussetzungen für die schulische Lernfähigkeit schafft, bedarf der Verlässlichkeit. Gleiches gilt für Musikschulangebote an allgemeinbildenden Schulen, die soziale Kompetenz und Leistungsbereitschaft entwickeln. Diese Arbeit darf nur mit festangestellten qualifizierten Lehrkräften geleistet werden. Mit freien Mitarbeitern kann die Musikschule eine verlässliche Durchführung der Maßnahmen nicht gewährleisten. Unterrichtsausfälle wären unvermeidbar und würden die pädagogische Qualität der Arbeit zum Nachteil der Berliner Schülerinnen und Schüler bis hin zur Verletzung der Aufsichtspflicht dramatisch gefährden.

Musikschulen haben nach den neuesten pädagogischen Erkenntnissen Bildungsaufgaben übernommen, die dazu beitragen, die Bildungschancen der nachwachsenden Generation zu verbessern. Eine Kürzung, wie sie der Bezirk als Finanzträger plant, ist dabei ein Schlag ins Gesicht für die Musikschule Berlin-Mitte.

Damit die Qualität musikalischer Bildung hier erhalten werden kann und nicht nur etwas für Besserverdienende wird, müssen das Land Berlin und der Bezirk Mitte aufgrund ihrer fachlichen und finanziellen Verantwortung eine Lösung finden, die nicht auf Kosten der Bildung der Kinder und Jugendlichen geht. Denn die Stellenstreichung von festangestellten Lehrkräften, wie sie der Bezirk Mitte für seine Musikschule plant, bewirkt ein Auseinanderklaffen der Bildungschancen in den einzelnen Bezirken und verstärkt damit auch das soziale Gefälle innerhalb Berlins.“

Unter dem Strich wird mit der Zuweisung der Stellen in den Pool des Stellenüberhangs mehr Geld ausgegeben als zuvor – und das vor dem Hintergrund, dass dann die Lehrkräfte „spazieren gehen“. Schilda in Berlin?

Der Verband deutscher Musikschulen (VdM) ist der kommunale Fach- und Trägerverband der öffentlichen, gemeinnützigen Musikschulen. Mit seinen 16 Landesverbänden ist er der Zusammenschluss der rund 950 Musikschulen in Deutschland, in denen an rund 4000 Standorten insgesamt über eine Million Kinder, Jugendliche und Erwachsene von 35.000 Fachlehrkräften im ganzen Spektrum des Musizierens unterrichtet werden. Er engagiert sich als Fachpartner für die bundesweite Entwicklung und Umsetzung musikalischer Jugend- und Erwachsenenbildung.