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Veranstalter: Abteilung für Musikwissenschaft/Sound Studies der Universität Bonn

Beschreibung

Pre | Post – Die beiden Begriffe markieren eine Differenz, sie unterteilen in ein Davor und Danach und umschließen etwas in ihrer Mitte. Sie sind zeitliche Indikatoren für etwas anderes, das entweder schon war oder noch nicht ist. Der Verbindung aus Pre | Post möchte die Tagung aus zweierlei Perspektiven, einer wissen(schaft)sgeschichtlichen sowie medienpraktischen, begegnen.

Zum einen soll unter Pre | Post das Forschungsfeld Sound Studies sowohl auf historische als auch auf zukünftige, wegweisende Perspektiven hin befragt werden. In dieser wissenschaftsgeschichtlichen Akzentuierung unterhält das Begriffspaar Pre | Post einen Bezug auf das Kommende oder das bereits Vergangene – sei es affirmativ oder kritisch. Insbesondere auf der Ebene theoretischer Formationen ist das Präfix Post (Poststrukturalismus, Posthumanismus, Postkolonialismus, etc.) zu einer zentralen Denkfigur geworden, die sich kritisch und/oder progressiv auf etwas bereits Gegebenes, ein Pre, bezieht. Eine Wissensgeschichte der Sound Studies dient hierbei nicht nur der Legitimierung und Aktualisierung einer an Hören und Klang ausgerichteten, transdisziplinären Forschung, sondern richtet ihr Ohrenmerk auf mögliche Entwicklungen des Forschungsfeldes sowie auf mögliche bislang unerkannte Vergangenheit(en). Auch steht das Selbstverständnis der Sound Studies als eine Post- oder Nicht-Disziplin in einem engen Verhältnis zum Thema der Tagung. Hinter dem Titel Pre | Post verbirgt sich also der Versuch, das zirkulierende Klang- und Hörwissen vergangener und zukünftiger Klangforschung auf
seine Historizität und Aktualität hin zu befragen.

Zum anderen soll mit Pre | Post der transformative Einfluss von Medien des Signalflusses auf Sound adressiert werden. Musik- und Klangproduktionen sind stets auf analoge wie digitale Signalflüsse sowie auf die Regulierung von Ein- und Ausgängen angewiesen. Technologien und Praktiken des Signalflusses werden hier als Klang strukturierend aufgefasst. Mit der nicht dichotom, sondern produktiv verstandenen Verbindung von Pre | Post, von Ein- und Ausgang sollen also nicht nur Technologien und Praktiken des Signalflusses umklammert, auch soll das Prozessieren und damit die Transformation von Signalen thematisiert werden.

Denn Medien des Signalflusses erfüllen nicht nur die temporäre Speicher- und Übertragungsfunktion technischer Medien, sondern sie verarbeiten Signale zwischen Ein- und Ausgang, zwischen den zwei Zustandsweisen des Pre und Post. Über diese signaltechnischen Aspekte hinaus können mit dem Begriffspaar Pre | Post auch Technologien und Praktiken der Pre- und Post-Produktion adressiert werden.

Beide Perspektiven auf das Thema Pre | Post – die wissen(schaft)sgeschichtliche wie die medienpraktische – können dabei als miteinander verknüpft gedacht werden. Denn hinter dem Begriffspaar Pre | Post signaltechnische Zugänge zu auditiven Medien und ihren Praktiken zu vermuten, kann auch als Symptom und Momentaufnahme einer Entwicklung in den Sound Studies aufgefasst werden, die wir im Rahmen der Tagung näher zu beleuchten hoffen.