Anlässlich des „Warschauer Herbstes“ kommt es am 19. und 20. September erneut zu einem Zusammentreffen von Vertretern der Marschallämter und der Landesmusikräte in der polnischen Hauptstadt. Dieses Treffen soll der Zusammenarbeit der Musikschaffenden auf regionaler Ebene dienen und langfristig vernetzten kulturellen Konzepten und Aktivitäten den Boden bereiten. Es ist die erklärte Absicht der polnischen und der deutschen Regierungen, die kulturellen Verbindungen zwischen beiden Völkern in den kommenden Jahren zu intensivieren und bevorzugt zu befördern. Dieses Ziel kann aber nur erreicht werden, wenn es gelingt, aus Absichtserklärungen konkrete Schritte abzuleiten, die in den Regionen Verwirklichung finden. Die bisher gemachten Erfahrungen zeigen, dass auf dem Hintergrund meist privater Kontakte schon viele musikalische Bande geknüpft wurden, die zu gemeinsamem Musizieren beiderseits der Grenze und zu Begegnungen und auch zu Freundschaften geführt haben. Um diese Begegnungen nicht dem Zufall zu überlassen, müssen langfristig Konzepte erstellt und Strukturen aufgebaut werden, die die Besonderheiten des Kulturlebens in beiden Partnerländern berücksichtigen und bevorzugt Verbindungen auf regionaler Ebene schaffen.
Und hier bieten sich als Partner die 16 Marschallämter Polens und die 16 in allen Bundesländern vertretenen Landesmusikräte an. In der föderal aufgebauten Bundesrepublik Deutschland liegt die Kulturhoheit bei den Ländern, die dort arbeitenden Musikverbände und -institutionen organisieren sich außerhalb der Landesregierungen in den Landesmusikräten, die Vertreter ihrer Mitglieder aber auch Partner der Kulturbehörden sind. In Polen wird die regionale Kulturarbeit von den Marschallämtern gefördert und begleitet. Von dieser Situation ausgehend wurde bereits im vergangenen Jahr der Vorschlag unterbreitet, möglichst in jedem Landesmusikrat eine Kooperation mit einem der Marschallämter aufzubauen. Dabei sollten folgenden Ziele angestrebt werden:


Jährlicher Informationsaustausch über die geplanten Aktivitäten.
Unterstützung der polnischen Seite beim Aufbau von regionalen Organisationen insbesondere im Laienmusikbereich.
Gegenseitiger Besuch von Musikern, Orchestern und Ensembles.
Gemeinsame Veranstaltungen vor Ort.
Einladung zu regionalen Musikwettbewerben.
Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit zwischen Musikschulen und Schulen mit Musikschwerpunkten.
Studenten- und Professorenaustausch zwischen den regional angesiedelten Musikhochschulen im Rahmen des Bologna – Prozesses.
Aufbau von gemeinsamen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen.
Regelmäßige Gesprächsrunden zwischen Komponisten, Musikpädagogen usw. aus den Partnerregionen

Besondere Energie muss in die Jugendarbeit investiert werden, dabei ist zum Beispiel an Maßnahmen zu denken wie:

Gegenseitige Einladungen zu Schülerwettbewerben.
Teilnahme von polnischen Jugendlichen als Gäste an Landeswettbewerben wie Jugend musiziert, Jugend jazzt, School Jam.
Die Jugendorchester der beiden Partnerregionen laden sich gegenseitig Mitspieler zu Konzerten ein.

Ein wichtiger Schritt, um auf dem Wege zu den hier skizzierten Maßnahmen voran zu kommen, ist die Formulierung einer Mustervereinbarung zur Zusammenarbeit eines Marschallamtes mit einem Landesmusikrat. Dabei sollten Kernaussagen formuliert werden, die die Aufgabenstellungen für beide Seiten klar beschreiben und von den jeweiligen Kulturbehörden unterstützt werden. Kompetenzüberschneidungen können vermieden werden, wenn man sich bei der Vereinbarung auf die Vermittlung von Verbindungen zwischen den Musikschaffenden, auf regelmäßigen Gedankenaustausch und ein abgestimmtes Informationssystem konzentriert.
Innerhalb der Konferenz der Landesmusikräte sollte es die Aufgabe sein, einen Masterentwurf für eine solche Vereinbarung zu erstellen. Die Gespräche in Warschau sollen auch dazu dienen, die Wünsche der Partner an eine Vereinbarung in Erfahrung zu bringen und daraus resultierende Möglichkeiten auszuloten.
Eines der vorrangigsten der jetzt in Warschau zu diskutierenden Themen ergibt sich aus der Frage, welche Regionen sich in diesen angestrebten Partnerschaften zu finden wünschen. Dabei müssen unbedingt die bisher gemachten Erfahrungen einfließen. So bestehen zwischen einzelnen Regionen, zum Teil schon seit Jahrzehnten, enge kulturelle Verbindungen, die das „Zueinanderfinden“ erleichtern können.

Ernst Folz

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