«Opernhaus des Jahres» ist 2019 die Opéra National du Rhin. Das ergab die Umfrage der Zeitschrift «Opernwelt» unter 50 unabhängigen Musikkritikern in Europa und den USA. Gewürdigt wird ein Haus mit Spielstätten in Strasbourg, Colmar und Mulhouse, das sich als «Opéra d’Europe» versteht und durch Entdeckerfreude, originelle Programme, vorbildliche Repertoirepflege sowie kreativen Esprit Aufsehen erregt. Ein Profil, das maßgeblich dem Ideenreichtum, Teamgeist und Weltbürgertum der am 30. Mai 2019 verstorbenen Intendantin Eva Kleinitz zu verdanken ist. Die Wahl der Opéra national du Rhin zum «Opernhaus des Jahres» ist auch eine Hommage an sie.

Zur «Aufführung des Jahres» wurde die gefeierte «Salome»-Produktion der Salzburger Festspiele gewählt. Für die Inszenierung der Richard Strauss-Oper in der Felsenreitschule sorgte Romeo Castellucci, der auch als «Regisseur des Jahres» und «Bühnenbildner des Jahres» gewählt wurde. Auf Asmik Grigorian entfiel dank ihrer spektakulären Verkörperung der Titelpartie eine Rekordanzahl von Stimmen: Die litauische Sopranistin ist «Sängerin des Jahres» mit 24 Voten.

Für die «Wiederentdeckung des Jahres» sorgte das Theater Osnabrück: Mit «Guercoeur» (1901), einem zwischen Grand opéra und Mysterienspiel oszillierenden Stück des französischen Komponisten Albéric Magnard, gelang dem von Ralf Waldschmidt geleiteten Fünf-Sparten-Haus der größte Erfolg seiner langjährigen Bemühungen um selten aufgeführte Werke des frühen 20. Jahrhunderts – ein Triumph, an dem Generalmusikdirektor Andreas Hotz, Regisseur Dirk Schmeding und das Hausensemble wesentlichen Anteil hatten.

Die «Uraufführung des Jahres» ging am Teatro alla Scala in Mailand über die Bühne: «Finv de Partie» von György Kurtág. In seiner Vertonung des gleichnamigen Dramas von Samuel Beckett entfaltet der 93-jährige ungarische Komponist alle Register seiner unerschöpflichen Klangfantasie. Die musikalische Leitung hatte Markus Stenz, Regie führte Pierre Audi.

Zum «Orchester des Jahres» wurde – zum achten Mal – das Bayerische Staatsorchester gewählt. Die Kür bestätigt nicht zuletzt die konstant herausragenden Ergebnisse der Zusammenarbeit mit Generalmusikdirektor Kirill Petrenko. Der Titel «Dirigentin des Jahres» ging diesmal an die junge Orchesterleiterin Joana Mallwitz, die als neue Musikchefin am Staatstheater Nürnberg unter anderem mit Richard Wagners «Lohengrin» und Sergei Prokofjews «Krieg und Frieden» Furore machte.

«Kostümbildnerin des Jahres» ist zum ersten Mal Ursula Kudrna, die nicht nur mit ihren Märchen- und Zirkuskleidern für Mozarts «Zauberflöte» bei den Salzburger Festspielen, sondern auch mit durch Pieter Bruegel inspirierten Geistergestalten in Beat Furrers «Violetter Schnee» an der Berliner Staatsoper überzeugte.
«Chor des Jahres» darf sich zum zwölften Mal der Chor der Staatsoper Stuttgart nennen. Als «Nachwuchskünstlerin des Jahres» liegt diesmal die norwegische Sopranistin Lise Davidsen vorn – eine Sängerin, die wegen ihrer einzigartig üppigen lyrisch-dramatischen Stimme inzwischen weltweit gefragt ist. Die «CD des Jahres» hat die französische Sopranistin Jodie Devos mit dem Münchner Rundfunkorchester unter Laurent Campellone eingespielt: «Offenbach Colorature» (Alpha). Das «Buch des Jahres» schrieb der Musiker und Journalist Volker Hagedorn: «Der Klang von Paris» (Rowohlt) – ein Porträt der Musikhauptstadt des 19. Jahrhunderts, das virtuos die Perspektiven des Kulturhistorikers, des reisenden Spurensuchers und des imaginativen Erzählers mischt.
Als «Ärgernis des Jahres» stieß vor allem der Machtkampf um die Zukunft der Oper Halle auf – eine Auseinandersetzung zwischen künstlerischer Leitung und Geschäftsführung, die als Affront gegen den von Intendant Florian Lutz und seinem Team angestoßenen Aufbruch gewertet wird.

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