Klaus Zehelein ist von den Mitgliedern des Deutschen Bühnenvereins einstimmig für vier weitere Jahre als Präsident wiedergewählt worden. Zehelein, der die Bayerische Theaterakademie leitet, zog gestern in Köln eine positive Bilanz der Jahreshauptversammlung, die am vergangenen Wochenende in Hamburg zu Ende gegangen ist. „Wir haben über das Kultur-Selbstverständnis der Städte diskutiert und werden aufbauend darauf in der nächsten Zeit eine Standortbestimmung der Theater und Orchester vornehmen“, so Zehelein. Man müsse konkretisieren, was es für die Kultureinrichtungen heißt, als Gegengewicht zur Globalisierung zu agieren. Die Standortbestimmung solle die Bedeutung der Theater und Orchester für die regionale Verankerung der Menschen artikulieren. Zehelein erinnert an die Äußerung des Theaterautors Moritz Rinke, der Mensch habe einen globalen Kopf aber einen lokalen Hintern. Befasst hat sich der Bühnenverein auf seiner Jahreshauptversammlung auch mit dem Thema Stadtentwicklung. Es sei klar geworden, dass sich bauliche Investitionen der Städte in ihre Theater und Konzerthallen nur dann lohnten, wenn ihnen ein langfristiges Konzept zugrunde liege.

Der Bühnenverein wird sich außerdem mit verschiedenen Aktivitäten in der ästhetischen Bildung engagieren. Unter anderem gibt er im Spätsommer dieses Jahres eine Pilotausgabe der „Jungen Bühne“ heraus, eine Zeitschrift, die Jugendlichen Theaterthemen vermitteln will und an der junge Leute redaktionell mitgewirkt haben. Ende 2007 ist auch eine Internetseite geplant, auf der die Theater ihre Kinder- und Jugendprojekte vorstellen und sich in einem Forum über ihre Tätigkeiten in diesem Bereich austauschen können. Zehelein bekräftigte zudem, dass der Bühnenverein und die Theater und Orchester nach dem Überfall von Rechtsradikalen auf das Halberstadter Theaterensemble weiterhin deutlich Stellung gegen rechtsradikale Tendenzen beziehen werden. „Es ist wichtig, dass wir nicht in einen Protestaktivismus verfallen, sondern dass wir uns mit nachhaltigen Maßnahmen diesem Problem stellen. Die Theater in Sachsen-Anhalt planen hierfür ein Netzwerk, um gemeinsame Programme gegen die rechtsradikalen Strömungen zu entwickeln“, so Zehelein.

An der Jahrestagung des Bühnenvereins haben rund 300 Intendanten und Kulturpolitiker teilgenommen. Neben der Wahl des Präsidenten fanden auch Wahlen in den anderen Gruppen und Ausschüssen des Bühnenvereins statt.