Die Zahl von gegenwärtig 131 deutschen Kulturorchestern wird im Jahr 2016 weiter sinken. So lautet die pessimistische Prognose der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) anlässlich der heutigen Jahres-Pressekonferenz in Berlin. Bei der ersten gesamtdeutschen Erfassung 1992 wurden noch 168 öffentlich finanzierte, regelmäßig spielende Berufsorchester gezählt. 37 Orchester sind seitdem von der Landkarte verschwunden. Im gleichen Zeitraum ging auch die Zahl der ausgewiesenen Musikerplanstellen von 12.159 auf aktuell 9.816 zurück. Dies entspricht einem Abbau von rund 19 Prozent. Mit der Fusion der beiden SWR-Orchester aus Baden-Baden/Freiburg und Stuttgart im September 2016 wird die Orchesterzahl auf 130 zurückgehen; die verfügbaren Planstellen werden damit erneut sinken. Weitere Strukturveränderungen drohen gegenwärtig auch in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.

"In den letzten beiden Jahren hatte sich der Orchester- und Stellenabbau sogar fast auf Null reduziert, nun nimmt er wieder an Fahrt auf“, sagt DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. "In den fünf östlichen Bundesländern wird der aktuelle Bestand von Arbeitsplätzen bei Orchestern und Theatern häufig nur noch durch Lohnverzicht der Beschäftigten in Haustarifverträgen ermöglicht. Einige Musikervergütungen liegen bereits 30 Prozent unter dem Tariflohn und damit nur noch knapp über dem Mindestlohn. Bundesweit existieren gegenwärtig 42 derartige Haustarifverträge, 31 davon im Osten Deutschlands.“

Mertens abschließend: "Lohnverzicht von Orchestermitgliedern, Bühnenkünstlern, Technikern und Verwaltungsmitarbeitern kann keine Dauerlösung sein. Vor allem die Finanzausstattung der Kommunen muss durch die Länder und den Bund verbessert werden. Orchester und Theater müssen auch in den östlichen Bundesländern endlich auskömmlich finanziert werden.“

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