Der kommende In­ten­dant der Wuppertaler Oper, Toshiyuki Kamioka, hat nach Auffassung der Ge­nos­sen­schaft Deutscher Büh­nen-An­ge­hö­ri­ger nun doch für die nächsten Spiel­zei­ten ganz ohne Ensemble geplant und will, dass im Sta­gio­ne-Sys­tem gespielt wird und sich die begrenzte Anzahl an Opern auch auf Co-Pro­duk­tio­nen oder von anderen Häusern an­ge­kauf­te Prouk­tio­nen stützt. Für anderes reichten die fi­nan­zi­el­len Mittel nach eigener Behauptung nicht aus. Ergebnis wäre ein Haus, das einfach ‚nur‘ bespielt würde – ohne eigenes Ensemble, das ein we­sent­li­cher Wie­der­er­ken­nungs­faktor für das Publikum ist. Zudem gelten für Gäste keine ta­rif­li­chen Min­dest­be­din­gun­gen, was in der Folge re­gel­mä­ßig prekäre Le­bens­ver­hält­nis­se bedeuten würde. Und die an­ge­kün­dig­ten ‚hoch­klas­si­gen‘ Gäste wiederum würden teurer als das eigene Ensemble. Dieses Konzept hat die Vertreter von GDBA und VdO vor Ort nun zu einem Offenen Brief an den Ober­bür­ger­meis­ter der Stadt Wuppertal, Peter Jung, ver­an­lasst:

Offener Brief: Wortbruch

Sehr geehrter Herr Ober­bür­ger­meis­ter,

als die Ge­nos­sen­schaft Deutscher Büh­nen-An­ge­hö­ri­ger (GDBA) im Sommer 2013 vor dem Abbau des Ensembles an den Wup­per­ta­ler Bühnen gewarnt hatte, haben Sie dies de­men­tiert und als Som­mer­loch­dis­kus­si­on abgetan. Nun kommt jedoch die traurige Wahrheit ans Licht: Herr Kamioka hat einen Spielplan ohne Ensemble auf­ge­stellt und seine Ent­schei­dung mit Geld­man­gel begründet.

Bei der Um­wand­lung zur GmbH hat sich die Stadt ver­pflich­tet, dass bei den Wup­per­ta­ler Bühnen der Nor­mal­ver­trag Bühne Anwendung findet. Dass nun Gäste ohne Ta­rif­bin­dung ver­pflich­tet werden, sehen wir als klare Umgehung des Über­lei­tungs­ver­tra­ges.

„Gast­spiel­ver­trä­ge sind Verträge, die der Ar­beit­ge­ber zur Ergänzung seines ständigen Personals…..​abschließt“ heißt es in § 1 V NV Bühne. Aus­schließ­lich Gäste ohne ein eigenes Ensemble zu be­schäf­ti­gen, wie es bei Ihnen geplant ist, verstößt gegen die Re­ge­lun­gen des Ta­rif­ver­tra­ges.

Sind Sie der Ober­bür­ger­meis­ter, der im 21. Jahr­hun­dert mitten in Deutsch­land prekäre Ar­beits­ver­hält­nis­se ohne Ta­rif­bin­dung an einem öf­fent­li­chen Theater in seinem Ver­ant­wor­tungs­be­reich duldet, die tra­di­ti­ons­rei­che Oper in seiner Stadt als En­sem­ble­thea­ter zerstört und gegen Ver­pflich­tun­gen der Stadt sowie Ta­rif­ver­trä­ge verstößt? Das wäre nicht nur ein Wortbruch, der uns sprachlos macht, sondern zugleich ein Prä­ze­denz­fall, der der gesamten deutschen Thea­ter­kul­tur un­über­seh­ba­ren Schaden zufügen könnte.

GDBA und VdO fordern Sie ein­dring­lich auf, die Wup­per­ta­ler Oper als En­sem­ble­thea­ter zu erhalten und Ex­pe­ri­men­ten, die sich ruinös auf das Theater und seine Be­schäf­tig­ten auswirken, sofort Einhalt zu gebieten.

Wir je­den­falls können unseren Mit­glie­dern nur empfehlen, einen solchen Umgang mit dem Wup­per­ta­ler Ensemble nicht zu un­ter­stüt­zen. Es gibt genügend andere Theater, die sich dem En­semble­ge­dan­ken weiterhin ver­pflich­tet fühlen.

Mit freund­li­chen Grüßen

Adil Laraki
GDBA Lan­des­ver­bands­vor­sit­zen­der

Andreas Heich­lin­ger
stellv. Lan­des­vor­sit­zen­der VdO