Wie in anderen Bereichen der Gesellschaft ist die digitale Entwicklung auch im Kulturbereich zugleich wesentlicher Impulsgeber und eine zentrale Herausforderung unserer Zeit. Um das Digitalbewusstsein und die Digitalkompetenz in der Berliner Kulturlandschaft zu stärken, hat die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt ab 2020 die Projektförderlinie „Digitale Entwicklung im Kulturbereich“ etabliert. Die geförderten Projekte reichen von Kompetenzerweiterung über die Entwicklung technischer Lösungen wie Software oder Plattformen bis hin zu digitalen Kunst- und Kulturformaten. Die wissenschaftliche Begleitforschung der Förderlinie erfolgte von Oktober 2020 bis Februar 2022 durch das Institut für Kulturelle Teilhabeforschung (IKTf). Jetzt veröffentlicht das IKTf den Abschlussbericht.

Zentrale Ergebnisse (Auswahl)

  • In Bezug auf die Auseinandersetzung mit einem digitalen Arbeitsumfeld bzw. mit künstlerischen Angeboten und digitalen (Vermittlungs-)Formaten haben die Geförderten die COVID-19-Pandemie als Katalysator wahrgenommen.
  • Die große Mehrheit (75 Prozent) der Akteur*innen setzte sich im Rahmen der Förderung erstmalig explizit mit den digitalen Möglichkeiten ihrer eigenen Kulturtätigkeit oder künstlerischen Arbeit auseinander. Lediglich ein Viertel (25 Prozent) baute auf bereits bestehende Digitalkompetenzen auf.
  • Die digitale Entwicklung im Kulturbereich hängt in erheblichem Maß von der Verfügbarkeit und Qualität der digitalen Infrastruktur ab, insbesondere vom Breitbandausbau in Deutschland und lokal in Berlin. Weiterer Faktor ist die Hardware-Ausstattung beziehungsweise der Zugang zu entsprechenden Endgeräten.
  • Bei etwa der Hälfte der geförderten Digital-Projekte spielte die Gewinnung eines neuen und diverseren Publikums eine Rolle. Ein Drittel der Projekte richtete das Augenmerk auf junge Menschen (vorranging Schüler*innen und Jugendliche). Herausforderung ist hierbei ein häufiger Mangel an ausreichender Hardware-Ausstattung und Internetzugängen bei den jungen Zielgruppen.
  • Besonders viele Impulse setzten die geförderten Akteur*innen in den Bereichen Barrierefreiheit, ‑abbau und Inklusion. In den Projekten stellte sich dabei eine Beteiligung von Menschen mit Seh- und Hörbeeinträchtigungen sowie motorischen Einschränkungen oder Sprachbarrieren als „Critical Friends“ als besonders hilfreich heraus.
  • Eine große Rolle spielt für die geförderten Akteur*innen, dass digitale Angebote und Formate für Kulturtätige und Kulturbesucher*innen einfach und ohne großes Vorwissen nutzbar sind und dass das entsprechende Know-how hierfür einfach zugänglich ist.
  • Die geförderten Kultureinrichtungen formulieren einen großen Bedarf an personellen und finanziellen Ressourcen, um den digitalen Transformationsprozess als Querschnittsaufgabe umsetzen zu können. Dieser Handlungsbedarf wird seit 2022 im neuen Förderprogramm der „Resilienz-Dispatcher*innen“ aufgegriffen.
  • Drei wesentliche Barrieren formulierten die Akteur*innen in Bezug auf die digitale Entwicklung:
    • Die Zusammenarbeit mit IT-Fachleuten ist ein wichtiger Hebel für den Aufbau von Digitalkompetenzen der Akteur*innen. Der Mangel an personellen und finanziellen Ressourcen im Kulturbereich steht dem großen Bedarf an geschultem und erfahrenem IT-Personal gegenüber, deren Honorare weit über den gängigen Möglichkeiten von Kultureinrichtungen liegen.
    • Der begrenzte Zeit- und Finanzrahmen der Projektförderung setzte dem kreativen Potenzial digitaler Vorhaben Grenzen und ermöglichte vorrangig das Zurückgreifen auf bestehende Plattformen, Tools oder Soziale Netzwerke.
    • Die Förderung stößt einerseits eine große Bandbreite an digitalen Entwicklungen in der Berliner Kulturlandschaft an. Andererseits erschwerte das Prinzip der Projektförderung die Verstetigung der jeweiligen Ergebnisse im eigenen Wirkungskreis der Antragsteller*innen sowie den Wissenstransfer an andere Kulturtätige.

Den vollständigen Abschlussbericht finden Sie hier.

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