Wieder einmal macht die „Weimarer Dirigentenschmiede“ ihrem Namen alle Ehre: Dirigieralumnus Vitali Alekseenok wird ab der Spielzeit 2024/25 neuer Chefdirigent an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf | Duisburg. Der 32-jährige gebürtige Weißrusse war bis 2022 Masterstudent der Klasse von Prof. Nicolás Pasquet und Prof. Ekhart Wycik an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar. Seit der Spielzeit 2022/23 wirkte er bereits als Kapellmeister in der Deutschen Oper am Rhein, in der kommenden Spielzeit wird er 1. Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor (GMD).
„Ab der Spielzeit 2024/25 übernehme ich dann als Chefdirigent die meisten Aufgaben einer GMD-Position“, erklärt Vitali Alekseenok, der ab Herbst dieses Jahres mit „Eugen Onegin“ von Tschaikowsky, der Uraufführung der „Septembersonate“ von Manfred Trojahn und der Tanzproduktion „Surrogate Cities“ von Heiner Goebbels drei eigene Produktionen leiten wird. „Die Arbeit an der Deutschen Oper am Rhein mit ihren beiden Spielstätten, den beiden erstklassigen Orchestern, dem großen Ensemble und Repertoire an Stücken bietet mir besondere Erfahrungen und großartige Entwicklungsmöglichkeiten. Ich fühle mich hier sehr wohl und freue mich sehr darauf, mehr Verantwortung zu übernehmen.“
Sein Hauptfachlehrer Prof. Nicolás Pasquet ergänzt: „Vitali ist ein ganz besonders vielseitiger Mensch und Künstler. Nicht nur hat er seine Zivilcourage bei den Sommerprotesten in Minsk und bei der Rettung von ukrainischen Flüchtlingen bewiesen, sondern er ist als Künstler ein großer Vermittler. Er ist ein wunderbarer Künstler, der einen kometenhaften Anstieg in seiner Dirigentenkarriere erfährt. Überall wird er als Dirigent eingeladen, sei es Salzburg, Sizilien, Wien usw., und überall wird ihm mit großer Anerkennung entgegengekommen.“
Vitali Alekseenok trat im Jahr 2021 ins Rampenlicht internationaler Aufmerksamkeit mit dem 1. Preis beim Arturo Toscanini Dirigentenwettbewerb in Parma, bei dem er u.a. auch den Publikumspreis und den Preis für die beste Aufführung einer Verdi-Oper erhielt. Seit November 2022 ist Alekseenok Kapellmeister an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf | Duisburg, wo er Wiederaufnahmen von Turandot, Tosca, Hänsel und Gretel und Die Zauberflöte sowie die Neuproduktion Sacre mit Werken von Igor Strawinsky und Richard Strauss dirigiert.
Außerdem gab er 2022/23 sein Debüt am Teatro alla Scala mit der Weltpremiere der Oper Il piccolo principe (Der kleine Prinz) und ist in Konzerten u.a. beim Beethoven Festival in Bonn, beim Rossini Festival in Pesaro, bei den Ludwigsburger Festspielen und mit dem Klangforum Wien zu erleben. Im Dezember 2022 wurde Alekseenok zum ersten Gastdirigenten am Teatro Massimo Bellini ernannt. In den vergangenen Spielzeiten dirigierte er u.a. das MDR-Radio-Sinfonieorchester Leipzig, das Orchester des Teatro Comunale di Bologna, die Düsseldorfer Symphoniker, die Staatskapelle Weimar, die Lucerne Festival Strings, das Toscanini Orchestra in Parma und das Kyiv Symphony Orchestra.
Als Operndirigent leitete Vitali Alekseenok im Herbst 2021 die erste ukrainische Aufführung von Wagners Tristan und Isolde an der Nationaloper der Ukraine. Als Assistent und Dirigent arbeitete er an der Bayerischen Staatsoper in München, dem Gran Teatre del Liceu in Barcelona, der Oper Graz, der Nationaloper Odessa, dem Deutschen Nationaltheater Weimar und der Oper Varna. Im Jahr 2018 dirigierte er im Rahmen des Projekts „Musik und Dialog“ eine neue Produktion von Mozarts Oper Don Giovanni in der ukrainischen Militärregion Sewerodonezk. Alekseenok ist Gründer und künstlerischer Leiter des ensemble paradigme, das Werke des 20. und 21. Jahrhunderts bis hin zu Premieren von derzeit aktiven Komponist*innen zur Aufführung bringt.
Nach seinen Studien in St. Petersburg (Prof. Alexander Alekseev) und Weimar (Prof. Nicolas Pasquet, Ekhart Wycik, Gunter Kahlert) besuchte Alekseenok Meisterkurse u.a. von Bernard Haitink, Fabio Luisi, Jorma Panula und Ricardo Muti. Zudem arbeitete er u.a. mit Vladimir Jurowski, Oksana Lyniv, Lothar Zagrosek und Maurizio Barbaccini zusammen. Vitali Alekseenok ist in verschiedenen pädagogischen Bereichen aktiv, u.a. als Dirigent zahlreicher Jugendorchester in Deutschland, Italien, Polen und der Ukraine und als Vortragender an den Universitäten von München, Berlin und Frankfurt am Main.
Er ist Autor des Buches „Die weißen Tage von Minsk“ (S. Fischer Frankfurt, 2021) und hat Artikel und Essays u.a. für den Tagesspiegel, die Neue Rundschau Frankfurt und Religion & Gesellschaft Zürich verfasst. Im Juni 2021 wurde Alekseenok zum künstlerischen Leiter des KharkivMusicFest in der Ukraine ernannt, das während des Krieges zahlreiche Konzerte in Luftschutzbunkern, U-Bahnen und Krankenhäusern in Charkiw veranstaltet hat.