3.365 Werke des Schauspiels und des Musiktheaters waren in der Spielzeit 2006/07 auf Deutschlands Bühnen zu sehen, das sind etwa sieben Prozent mehr als in der Spielzeit zuvor. Der Anteil an Ur- und deutschsprachigen Erstaufführungen betrug fast 16 Prozent und umfasst insgesamt 534 Werke. In der Spielzeit 2005/06 bekamen die Zuschauer in Deutschland hingegen „nur“ 483 Ur- und Erstaufführungen zu sehen. „Die Zahlen zeigen, dass die Bühnen ständig ihr Repertoire erweitern und dabei auch dem zeitgenössischen Schaffen eine immer größere Bedeutung beimessen“, so der Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin, zur soeben erschienenen Werkstatistik.

An der Spitze der meist inszenierten Schauspiel-Werke in Deutschland stand mit Goethes „Faust“ mit 46 Inszenierungen wieder ein Standard-Werk der Klassik, gefolgt von Shakespeares „Sommernachtstraum“ (28 Inszenierungen) und Schillers „Kabale und Liebe“ sowie Kai Hensels Jugendstück „Klamms Krieg (je 26 Inszenierungen). Goethes „Faust“ erreichte mit 215.483 Besuchern in 576 Aufführungen auch die meisten Zuschauer, gefolgt von Stephen Sinclairs Arbeitslosen-Revue „Ladies Night“ mit 165.526 Besuchern in 23 Inszenierungen und 489 Aufführungen. Der am meisten gespielte Autor ist nach wie vor William Shakespeare, von dem 27 Werke auf deutschen Bühnen zu sehen waren.

Mit fünf Neuproduktionen von René Pollesch, u.a. an der Berliner Volksbühne und den Münchner Kammerspielen, und mit zwei Neuproduktionen des Teams „Rimini Protokoll“ – darunter „Karl Marx: Das Kapital, Erster Band“, ausgezeichnet mit dem Mülheimer Dramatiker-Preis 2007 und mit dem Sonderpreis des Deutschen Theaterpreises DER FAUST 2007 – wird eine Tendenz im Schauspieltheater deutlich, die die traditionelle Trennung von Autor und Regisseur aufhebt. Bemerkenswert ist auch, dass Yazmina Rezas „Gott des Gemetzels“ nicht in Frankreich, sondern in der deutschen Fassung in Zürich uraufgeführt wurde und in der Spielzeit weitere sieben Inszenierungen in Deutschland erlebte. Das Schauspielrepertoire wurde auch durch den 50. Todestag von Bertolt Brecht (gestorben am 14. August 1956) und den 100. Todestag von Henrik Ibsen (gestorben am 23. Mai 1906) geprägt.

Im Musiktheater setzten sich mit Mozarts „Zauberflöte“ (55 Inszenierungen, 694 Aufführungen, 348.998 Besucher), Humperdincks „Hänsel und Gretel“ (30/249/155.882), Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ (23/186/134.829) und Bizets „Carmen“ (21/199/151.072) Opern-Werke des klassischen Repertoires durch, die seit vielen Jahren auf große Publikumsresonanz stoßen. Ohnehin bestimmten auch in der Spielzeit 2006/07 Mozart-Opern durch dessen 250. Geburtstag (geboren am 27. Januar 1756) das Musiktheaterrepertoire in besonderem Maße.

Zu den bemerkenswerten Uraufführungen im Schauspiel der Saison 2006/07 gehörten „Die Probe“ von Lukas Bärfuss an den Münchner Kammerspielen, Martin Heckmanns’ „Kommt ein Mann zur Welt“ am Düsseldorfer Schauspielhaus, Elfriede Jelineks „Ulrike Maria Stuart“ am Hamburger Thalia Theater, Dirk Lauckes „alter ford escort dunkelblau“ an den Städtischen Bühnen Osnabrück und Marius von Mayenburgs „Der Hässliche“ an der Berliner Schaubühne. Wesentliche Uraufführungen im Bereich des Musiktheaters waren u. a. von Detlev Glanert „Caligula“ in einer Inszenierung der Oper Frankfurt in Koproduktion mit der Kölner Oper, „Gesang des Achill“ in einer Produktion des Niedersächsischen Staatstheaters Hannover, Ingomar Grünauers „Cantor – die Vermessung des Unendlichen“ (Oper Halle), Matthias Heeps „Träumer“ (Staatstheater Stuttgart), Simon Hofstettlers „Kaisers Motte erwartet neue Kleider“ (Junges Ensemble Stuttgart), Siegfried Matthus’ „Cosima“ (Staatstheater Braunschweig und Theater und Philharmonie Thüringen Altenburg/Gera) und Arnos Schreiers „Kein Ort. Nirgends“ (Staatstheater Mainz).

„Wer spielte was?“ umfasst das Gesamtrepertoire von 479 Bühnen in Deutschland (388 Bühnen), Österreich (66) und der Schweiz (25) mit insgesamt 3.787 Werken (Deutschland: 3.365) in 98.712 Vorstellungen (Deutschland: 85.736). Hinzu kommen alleine in Deutschland 3.961 Aufführungen des Tanztheaters. Insgesamt wurden damit 23 Bühnen mehr als in der vorangegangenen Spielzeit erfasst, 18 davon allein in Deutschland. Darunter befinden sich alle Staatstheater, Stadttheater und Landesbühnen, die meisten Privattheater und auch die Tourneetheater mit ihren jeweiligen Eigenproduktionen. Die Werkstatistik ist zum Preis von 25 Euro (zuzüglich 3 Euro Porto) zu beziehen (Deutscher Bühnenverein, Postfach 290153, 50523 Köln, Telefax: 0221/2081228. E-Mail: debue@buehnenverein.de).


Opern mit den höchsten Inszenierungszahlen sowie Angabe der Aufführungs- und Besucherzahlen in Deutschland

Lfd Nr./Titel(Autor)/Inszenierung/Aufführung/Besucher
1. Die Zauberflöte (Mozart)/55/694/348.998
2. Hänsel und Gretel (Humperdinck)/30/249/155.882
3. Die Hochzeit des Figaro (Mozart)/23/186/134.829
4. Carmen (Bizet)/21/199/151.072
5. La Bohème (Puccini)/21/167/122.423
6. Don Giovanni (Mozart)/19/175/128.963
7. Der Freischütz (Weber)/19/175/109.045
8. Tosca (Puccini)/19/151/113.282
9. Così fan tutte (Mozart)/18/136/96.522
10. La Traviata (Verdi)/17/120/117.303
11. Othello (Verdi)/16/128/90.236
12. Die Entführung aus dem Serail (Mozart)/16/112/68.866
13. Der Rosenkavalier (Strauss)/15/82/67.968
14. Das Rheingold (Wagner)/14/65/51.878
15. Der Barbier von Sevilla (Rossini)/13/104/78.122


Schauspielwerke mit den höchsten Inszenierungszahlen sowie Angabe der
Aufführungs- und Besucherzahlen in Deutschland

Lfd Nr./Titel (Autor)/Inszenierung/Aufführung/Besucher
1. Faust (Goethe)/46/576/215.483
2. Ein Sommernachtstraum (Shakespeare)/28/392/131.438
3. Kabale und Liebe (Schiller)/26/304/79.706
4. Klamms Krieg (Hensel)/26/216/8.692
5. Ladies Night (Sinclair/McCarten)/23/489/165.526
6. Romeo und Julia (Shakespeare)/21/313/84.390
7. Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (Albee)/20/337/84.791
8. Der Kontrabass (Süskind)/19/172/14.056
9. Woyzeck (Büchner)/18/261/54.838
10. Szenen (Loriot)/16/429/45.793
11. Emilia Galotti (Lessing)/16/286/99.447
12. Hamlet (Shakespeare)/16/264/72.698
13. Nathan der Weise (Lessing)/16/215/77.437
14. Die Dreigroschenoper (Brecht)/16/206/84.020
15. Werther (Goethe)/15/242/43.765

Die meistgespielten Schauspiel-Autoren (geordnet nach Aufführungszahlen)

Lfd Nr./Autor/Aufführung/Werke/Inszenierungen
1. Shakespeare/2.042/27/159
2. Goethe/1.154/17/91
3. Schiller/1.059/18/86
4. Brecht/1.042/36/89
5. n. Grimm/999/24/48
6. Kleist/784/9/62
7. Schmitt/737/10/35
8. Ibsen/671/11/50
9. Molière/623/6/35
10. n. Andersen/612/9/24
11. Hübner/578/9/43
12. Lindgren/554/8/19
13. Büchner/549/4/43
14. Lessing/548/6/39
15. Dürrenmatt/498/4/19