Die Delegierten der nationalen Mitgliedsverbände des europäischen Verbandes der Musikindustrien (CAFIM) trafen sich zu ihrer turnusmäßigen Mitgliederversammlung kürzlich in Paris, im renommierten ”Cercle de l’Union Interalliée”, auf Einladung des neuen Vizepräsidenten Antoine Beaussant, der auch den Gastredner, Jean de Saint Guilhem, Ministerialdirigent im französischen Erziehungsministerium, Thema Regelschule und Forschung der EU, gebeten hatte, über Musikinstrumentenerziehung in Frankreich und Perspektive der EU zu sprechen. Seine interessanten Ausführungen gaben Einblick in den Stand der Musikerziehung in den Schulen und seinen engagierten Bemühungen, es allen Schulkindern zu ermöglichen, Musikinstrumente nicht nur kennen-, sondern auch spielen zu lernen.

Ergänzt wurde dieser Tagesordnungspunkt durch die Schilderungen der Situation in den verschiedenen Mitgliedsländern. In der Ukraine, so berichtete Alexander Molnar, rückt Musikerziehung mehr und mehr in den Fokus; es bedarf allerdings, wie auch andernorts, engagierter Bemühungen, den Ist-Zustand zu optimieren. So wünscht sich Zuzana Ceralova-Petrofova für die Musikerziehung eine deutliche Unterstützung der EU, um u. a. in ihrem Lande der Tschechischen Republik bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Steven Wick kann auf eine erfreuliche Entwicklung in England verweisen, da einschlägige Organisationen beachtliche Anstrengungen, unterstützt durch staatliche Hilfen, bei der Instrumentenbeschaffung im schulischen Umfeld unternommen haben. Claudio Formasio erwähnt eine grundsätzliche Bereitschaft in Italien, die Schulmusik zu stützen. Allerdings wird auch hier der enge finanzielle Spielraum die Entwicklung nur langsam befördern. Otmar Hammerschmidt berichtet für Österreich von einer sehr guten Basis. Für Deutschland verweist Gerhard A. Meinl darauf, dass das „KlassenMusizieren“ beachtliche Fortschritte gemacht hat und mittlerweile ein fester Bestandteil in zahlreichen schulischen Einrichtungen und Universitäten geworden ist, eine landesweite Abdeckung angestrebt wird.

Aus Sicht von Jean de Saint Guilhem wird es noch ein langer Weg sein, bis die Verantwortlichen in allen Bereich überzeugt sind, welcher Stellenwert der Musikerziehung im schulischen Umfeld tatsächlich zukommt. Einigkeit besteht bei allen Delegierten, dass zunächst die Förderung der Musikpädagogen selbst im Mittelpunkt zu stehen hat. Sind diese qualifiziert, Musikunterricht mit Instrumenten im Klassenverband an allgemeinbildenden Schulen zu erteilen, dann stehe naturgegeben die Versorgung der Schulen selbst mit ausreichenden Materialien und schlussendlich der Kinder mit Musikinstrumenten an. Dies gilt es allen „Bedenkenträgern“ vor Augen zu halten, die Programme des „KlassenMusizierens“ als Absatzförderungsmaßnahme der Musikinstrumentenbranche abzuqualifizieren versuchen. Wäre es ein reines Verkaufsinstrument, dann wäre es nie zu dem herausragenden Erfolg dieser zukunftsweisenden Unterrichtsmethode für den schulischen Musikunterricht gekommen wie auch die Anerkennung und Umsetzung in der universitären Ausbildung der Pädagogen bzw. Musikpädagogen.

In einem weiteren Vortrag zum Thema „Markenorientierung und deren Positionierung“ referierte Antoine Beaussant, stellvertretend für die verhinderte Odile Lobadowsky, deren Gedanken. Sie hat erfolgreich die Parfummarke Kenzo am Markt etabliert und zum Marktführer gemacht; ist jetzt unter anderem für Buffet Crampon als Beraterin tätig. Sie fokussiert Marken und sieht diese wie eine Person mit Persönlichkeit, thematisiert die Art der Fertigung und den Wert einer Marke sowie deren Bedeutung, definiert die Vorstellungen von einer Marke und verdeutlicht diese anhand von Beispielen, welche Farbe, welcher Duft ihr zuzuordnen ist. Im Mittelpunkt stehen die Qualität und die Zuverlässigkeit von Musikinstrumenten, im Gegensatz zu billigen Anbietern, beispielsweise aus China. Denn letztendlich verursachen diese sehr viel Reparatur- und Servicearbeiten bei vergleichweise geringem Ertrag für die Händler. Festgestellt wurde ein allgemein erfreuliches Umdenken des Handels, der wieder mehr bereit ist, Qualitätsware zu führen und zu verkaufen, letztendlich da er selbst wesentlich bessere Erträge damit erzielen kann.

Ferner diskutierten die Delegierten neue Vertriebsformen im Internet, u.a. Amazon und deren engagiertes Auftreten.

Im Weiteren diskutierten die Delegierten die Zusammenarbeit mit NAMM, insbesondere hinsichtlich der wechselseitigen Unterstützung der Musikerziehung an allgemein bildenden Schulen.

Des Weiteren vereinbarten die Delegierten, im Rahmen der Music China ein Gespräch mit dem chinesischen Verband China Musical Instruments Association (CMIA).

Auf Einladung von Claudio Formasio werden sich die CAFIM-Delegierten am 04. Mai 2012 anlässlich der Musikmesse des italienischen Verbandes der Musikindustrie DISMA in Bologna, die vom 05.-07.05.2012 stattfindet, auch aufgrund des großen Interesses an dieser Veranstaltung, treffen.

Folgende Sitzungstermine wurden festgehalten:

- 11. Oktober Shanghai, im Rahmen der Music China 11.-14.10.
2012
- 18. Januar Anaheim im Rahmen des „NAMM WinterMarkets“ 19.-22.1.
- 04. Mai Bologna im Rahmen der „DISMA Musicshow“ 5.-7.5.
- 13. Juli Paris
- 27. September Paris im Rahmen der Musikmesse „Music & you“ 27.9.-1.10.

Es zeigte sich einmal mehr, dass CAFIM einen Schwerpunkt im Informationsaustausch und im gegenseitigen Kennenlernen und Unterstützen hat, was sich durch diese Sitzung erneut in besonderer Weise gezeigt hat.

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