Morgen, am 16. November 2022, wird die UNESCO-Welterbekonvention 50 Jahre alt. Das Übereinkommen ist das wichtigste internationale Schutzinstrument für das Natur- und Kulturerbe der Welt. Anlässlich des Jubiläums richtet die UNESCO gemeinsam mit Griechenland am 17. und 18. November eine internationale Konferenz in Delphi aus, auf der Bilanz gezogen und über die Zukunft der Konvention beraten wird.

Dazu erklärt die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer: „Der Welterbekonvention liegt der Gedanke zugrunde, dass Schutz, Erhalt und Vermittlung der bedeutendsten Kultur- und Naturdenkmäler der Welt nicht bei einzelnen Staaten, sondern in der Verantwortung der gesamten Menschheit liegen. Heute blicken wir auf 50 Jahre erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeit zurück. Die Konvention verbindet alle Kontinente und Kulturen und sie eint uns in der Überzeugung, dass wir ein gemeinsames Erbe besitzen. Aber wir stehen vor großen Aufgaben.
 
Kriege und Konflikte, Massentourismus, Umweltverschmutzung und der Klimawandel bedrohen das Erbe der Menschheit. Die Erderwärmung schreitet mit verheerenden Folgen immer weiter voran. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten alle Korallenriffe und die Hälfte der Gletscher verschwinden, die unter dem Schutz der Konvention stehen. Bei aller Vielfalt der Welterbeliste gibt es bis heute zudem gravierende geografische Unterschiede. Ein Großteil der geschützten Stätten liegt in Europa, weniger als jede zehnte auf dem afrikanischen Kontinent. Nicht zuletzt lebt Welterbe vom Mitmachen, vom Austausch und von der konkreten Erfahrung vor Ort. Grundvoraussetzung dafür ist, dass das Menschheitserbe für alle zugänglich ist, insbesondere für die Jüngsten.
 
Angesichts so großer Herausforderungen müssen wir alle entschlossener und schneller handeln – in der Weltgemeinschaft, in den Vertragsstaaten, an den Welterbestätten. Nur so können wir die Weichen dafür stellen, dass zukünftige Generationen die gleichen Chancen auf ein erfülltes Leben haben wie wir. Ich begrüße es daher sehr, dass UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay im Rahmen der Konferenz in Delphi einen Aktionsplan ankündigen wird, der das Welterbe repräsentativer, zugänglicher und nachhaltiger machen soll.“

Hintergrund

Den Anstoß für die Verabschiedung der UNESCO-Welterbekonvention 1972 gab der Bau des ägyptischen Assuan-Staudamms in den 1960er Jahren, der den Tempel von Abu Simbel bedrohte. Um zu verhindern, dass der Felsentempel überflutet wird, rief die UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation eine bis dahin beispiellose Hilfsaktion ins Leben. Staaten weltweit folgten dem Aufruf der UNESCO und stellten 80 Millionen Dollar, Technik und Know-how zur Verfügung, um das antike Monument zu versetzen. Die Aktion machte deutlich, dass Schutz und Erhalt ausgewählter Denkmäler, Altstädte oder Naturlandschaften in der Verantwortung der gesamten Weltgemeinschaft liegen.

Heute gibt es 1.154 UNESCO-Welterbestätten in 167 Ländern: 897 Kulturstätten, 218 Naturstätten, 39 gemischte Stätten (sowohl Kultur- als auch Naturstätten). Davon sind 43 grenzüberschreitende Stätten, die sich über das Gebiet von zwei oder mehr Ländern erstrecken. 52 Stätten sind derzeit als gefährdet eingestuft. In 50 Jahren wurden drei Stätten von der Liste des Welterbes gestrichen. Die Welterbekonvention wurde von 194 Ländern unterzeichnet. 51 Welterbestätten befinden sich in Deutschland.

Die Deutsche UNESCO-Kommission hatte bereits am 26. Oktober zusammen mit dem Heidelberg Center for Cultural Heritage der Universität Heidelberg die Tagung „Welterbe für die Zukunft bewahren – Bilanzen und Perspektiven zum 50-jährigen Jubiläum der UNESCO-Welterbekonvention“ ausgerichtet, die als Aufzeichnung zur Verfügung steht. Auch der UNESCO-Welterbetag, den die Deutsche UNESCO-Kommission gemeinsam mit dem Verein UNESCO-Welterbestätten Deutschland und den 51 Welterbestätten bundesweit veranstaltet, stand am 5. Juni unter dem Motto „50 Jahre Welterbekonvention: Erbe erhalten – Zukunft gestalten“.

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