Auf seiner Mitgliederversammlung am 30. Oktober in Berlin beschloss der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft, die Grenzen für Edelmetall zu senken. Vor dem Hintergrund dramatischer Einbrüche bei den Tonträgerverkäufen erscheint dies als logischer Schritt.
Als es dem deutschen Markt noch gut ging, gab es Gold für 250.000 verkaufte Langspielplatten und Platin für 500.000 Verkäufe. In den Neunzigern verkaufte zum Beispiel die Gruppe Pur von ihrem Album "Abenteuerland" innerhalb weniger Wochen über eine Million Exemplare und diese Zahl verdoppelte sich nach wenigen Monaten - das aktuelle Pur-Album, "Was ist passiert?", hat nach zwei Monaten immerhin 450.000 Exemplare erreicht und gehört damit zu den großen Ausnahmen dieses Jahres. Denn selbst wochenlange Nummer-eins-Alben wie "Dead Letters" von The Rasmus erreichen nicht mehr die bislang geltende Gold-Grenze von 150.000 Kopien. Für einen Chartseinstieg in den 40er-Rängen reichen inzwischen 6000 Exemplare in der Erstauslieferung; bei den Singles liegt die Hürde, so erzählt man hinter vorgehaltener Hand, noch niedriger: 500 Exemplare für die Top 50. Auch bei "Superstar" Alexander waren die Verkäufe nicht super: 20.000 Stück reichten für seine Nummer-eins-Single.
Angesichts solcher Zahlen lässt sich leicht voraussehen, dass sich der rückläufige Trend in diesem Jahr fortsetzen und ein Minus von über 20 Prozent erreichen wird, zumal der "Grönemeyer-Effekt" vom vergangenen Jahr entfällt. Noch scheint das neue Urheberrechtgesetz nicht zu greifen. Kein Wunder: Rund 38 Prozent aller digitalen Kopien werden inzwischen nicht von den Originalen, sondern von Kopien gezogen.
Dass auch die DVD-Branche immer stärker leidet, wurde beim "DVD Entertainment"-Seminar von MBA und Entertainment Media am 30. und 31. Oktober deutlich: Geschätzte 1,6 Mio. Kopien vom zweiten Teil von "Herr der Ringe" standen schon vor Auslieferung des Films auf DVD in deutschen Haushalten; bei "Goodbye Lenin" schätzt man die illegalen Kopien auf über eine Million. Von solchen Zahlen kann die Phonowirtschaft bei ihren Edelmetallauszeichnungen nur noch träumen.
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Quelle
http://www.musikwoche.de