Dazu Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates: „Die massiven Kürzungspläne des Thüringer Kultusminister Jens Goebel für die Theater- und Orchesterlandschaft sind ein Signal mit bundesweiter Wirkung, weil diese Diskrepanz von Sonntagsreden und Montagshandeln zum weiteren Glaubwürdigkeitsverlust der Politik beiträgt. Leidtragende sind die Bürgerinnen und Bürger und vor allem Kinder und Jugendliche, denen die Chance zur kulturellen Selbsterfahrung mehr und mehr vorenthalten wird.

Es stimmt mehr als nachdenklich, wenn der zuständige Kultusminister Jens Goebel, der sich Kraft Amtes eigentlich für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Thüringer Kulturlandschaft einsetzen sollte, in dieser Weise Kulturabbau betreibt. Diese Form der Amtsführung könnte getrost der Finanzministerin überlassen werden, die sicher auch besser erklären kann, wie sie mit einer Einsparung von 0,14% des Landeshaushaltes eine Sanierung dieses Haushaltes bewerkstelligen möchte. Die Kulturschaffenden haben bereits seit 1991, zum Beispiel im Bereich der Orchester mit der 40prozentigen Kürzung bei den Musikerstellen, ein außerordentliches Maß an Flexibilität bewiesen und damit auch den Verlust von kultureller Infrastruktur hingenommen.

Thüringen steht in der Verantwortung für das kulturelle Erbe und den Zugang dazu so früh wie möglich zu eröffnen. Dazu gehören auch ein durchgängiger zweistündiger Musikunterricht in allen Schularten und für alle Jahrgangsstufen wie ein bedarfsgerechtes Angebot bei den Musikschulen. Jetzt ist ein tragfähiges Konzept gefordert, das die Potentiale Thüringens im Sinne der Weiterentwicklung nutzt und den Zusammenhang von kultureller Bildung und einem lebendigen Kulturleben herstellt.

Ein lebendiges Kulturleben kann nur dann bestehen, wenn Unverwechselbarkeit und das Angebot vor Ort sichergestellt sind und die kulturelle Teilhabe jedem Bürger ermöglicht wird. In diesem Sinne bedarf es der Solidarität aller Bildungs- und Kultureinrichtungen, denn wer heute schweigt, ist morgen selber betroffen.

Inzwischen sollte jeder in unserem Land wissen, dass die Investition in Bildung und Kultur vorrangiges Ziel auf dem Weg zu einer Wissens- und Kreativgesellschaft sein muss und entsprechend handeln.“

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