Der Bühnenverein hält es angesichts der heutigen gesellschaftlichen Realitäten für unvertretbar, Theater-Aufführungen am Karfreitag wegen ihres unterhaltenden Charakters zu untersagen. Weder das Fernsehen noch die meisten Radioprogramme nehmen besondere Rücksicht auf den christlichen Anlass des Karfreitags. Im Privatfernsehen laufen überwiegend Unterhaltungs- und Actionfilme, die Öffentlich-Rechtlichen zeigen ihr übliches Programm mit Krimis, Dokumentationen, Filmen und Talkshows. In vielen Radioprogrammen wird Unterhaltungsmusik gespielt. Fernsehen und Radio wenden sich zudem an ein Millionen-Publikum, erreichen also eine viel größere Öffentlichkeit als eine auf das Publikum im Saal beschränkte Theateraufführung. Auch in vielen Kinos laufen Action- und Unterhaltungsfilme. Aus Sicht des Bühnenvereins misst also mit zweierlei Maß, wer angesichts dessen die Aufführung einer Puccini-Oper oder einer Komödie – zumal wenn sie am Abend des Karfreitag stattfindet – für problematisch hält. Will man ernst machen mit der christlichen Tradition des Karfreitags, muss man zu einer einheitlichen Lösung kommen, die für Radio und Fernsehen genauso gilt wie für alle öffentlichen Veranstaltungen. Dem wird sich auch kein Theater entziehen wollen.

Vor allem in Nordrhein-Westfalen ist es in den letzten Wochen zu Diskussionen über einzelne für den Karfreitag angesetzte Theateraufführungen gekommen. So war die Aalto-Oper in Essen gezwungen, eine Premiere von Puccinis „Madame Butterfly“ zu verschieben. In Düsseldorf hat das Theater an der Kö seine Vorstellung absagen müssen.