Eine gezielte musikalische Förderung schon im Vorschulalter kann sich positiv auf das Lesen- und Schreibenlernen auswirken. Das hat eine Studie der Abteilung Entwicklungspsychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen ergeben, die den Zusammenhang zwischen musikalischen und sprachlichen Fähigkeiten untersucht hat. „Bereits bevor die Kinder eingeschult werden, können bestimmte Fähigkeiten, die den Schriftsprach-Erwerb erleichtern, wie die phonologische Bewusstheit, gefördert werden“, erklärt die Psychologin Dr. Franziska Degé, die bereits an ihrem nächsten Projekt über mögliche positive Einflüsse von Musikunterricht auf die Persönlichkeit im Grundschulalter arbeitet. Die Studie ist eines von zahlreichen Dissertationsprojekten des Forschungsnetzwerks „Empirische Unterrichts- und Bildungsforschung – EUBi“ am Zentrum für Lehrerbildung der JLU, das nach fünf Jahren jetzt seinen Abschlussbericht veröffentlich hat.
Die empirische Forschung hat in den letzten Jahren vielfältige Verbindungen zwischen Musik und Sprache belegt. Degés Promotionsprojekt an der Professur von Prof. Dr. Gudrun Schwarzer verfolgte das Ziel, festzustellen, ob auch ein Musiktraining die phonologische Bewusstheit fördern kann. Um diese Fragestellung zu untersuchen, wurden Vorschulkinder mit einem Musikprogramm, einem Sprachprogramm und einem Bewegungsprogramm trainiert. Am Ende einer zwanzigwöchigen Trainingsphase zeigten sowohl die Kinder im Sprachprogramm als auch die Kinder im Musikprogramm deutlich bessere Leistungen im Reimen und Silbensegmentieren – solche Fähigkeiten werden als phonologische Bewusstheit bezeichnet. Die Kinder im Bewegungsprogramm hatten sich nicht verbessert. Insgesamt belegen diese Ergebnisse, dass eine gezielte musikalische Förderung sich positiv auf eine wichtige Vorläuferfertigkeit des Schriftspracherwerbs auswirken kann.
Das Forschungsnetzwerk „Empirische Unterrichts- und Bildungsforschung - EUBi“ blickt in seinem Abschlussbericht auf rund fünf Jahre erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit zurück. In Dissertationsprojekten, die Kindergartenkinder, Sekundarstufen-Schülerinnen und -Schüler sowie Studierende bezüglich ihrer Kompetenzentwicklung untersuchten, wird die Vielfalt von Forschungsprojekten der empirischen Bildungsforschung deutlich.
Auch im Rahmen der Weiterentwicklung der fächerübergreifenden Doktorandenausbildung in den Bildungswissenschaften sowie für die Profilierung der bildungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Forschung an der JLU konnten aufgrund der Erfahrungen im EUBi neue Projekte gestartet werden. Dazu zählen die Entwicklung des Qualifizierungsprogramms für L1- und L2-Studierende zur Vorbereitung auf eine Promotion in den Bildungswissenschaften (QuProBiwi) sowie die Gießener Methodenwerkstatt Bildungsforschung (GiMeBildunG). Darüber hinaus sind zukünftig bildungswissenschaftliche Forschungstage sowie ein interdisziplinäres Forschungskolloquium am Zentrum für Lehrerbildung (ZfL) geplant.
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Quelle
http://www.uni-giessen.de