Der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV), Gerald Mertens, bewertet die gegenwärtige Diskussion über die Kosten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkklangkörper als Ablenkungsmanöver in der neu eingeläuteten Debatte um die Erhöhung der Rundfunkgebühren.
In einem Gespräch mit DeutschlandRadio Berlin zeigte Mertens sich verwundert über die Taktik der Verantwortlichen, ausgerechnet die Klangkörper der ARD in die vorderste Front zu schieben. "Da gibt es ganz andere Baustellen, an denen man diskutieren kann. Namentlich Thema Sportrechte und Digitalisierung öffentlich-rechtlicher Sender im Internet", so der Geschäftsführer wörtlich.
Die Aufwendungen für sämtliche bundesdeutsche Rundfunkklangkörper beliefen sich auf ungefähr 150 Millionen im Jahr, was im Verhältnis zu 6,6 Milliarden Euro Gebühreneinnahmen ein Anteil von 2,5% bedeute. Das erscheine ihm "in Hinblick auf die Bedeutung der Rundfunkklangkörper für die ARD-Anstalten doch ein sehr moderater Prozentsatz", sagte Mertens.
Das Nachrichtenmagazin "Focus" hatte in einem Artikel in der Ausgabe der letzten Woche Kritik an den Rundfunkorchestern und -chören geübt. Mertens bewertete diesen als "reißerisch" und sachlich fehlerhaft. "Focus" hatte beispielsweise die zu geringe Präsenz der Rundfunkklangkörper in ihrer Region angeprangert. "Dem kann ich nur vehement widersprechen. Schauen Sie auf den MDR-Musiksommer, wo das MDR-Sinfonieorchester und der -Chor in allen Gebieten der Länder Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen doch sehr, sehr präsent vor Ort sind. Schauen Sie auch zum NDR, wo die Radio-Philharmonie Hannover sehr intensiv von Ostfriesland bis nach Usedom, also von Niedersachsen-West bis Mecklenburg-Vorpommern-Ost sehr, sehr viel unterwegs ist. Insofern sind einige Vorwürfe sehr pauschal und treffen die Klangkörper nicht", entgegnete Mertens. Zugleich forderte er Sachlichkeit in der Diskussion und den Kulturauftrag der Rundfunkanstalten nicht aus den Augen zu verlieren.
Angesichts der Suche nach Einsparmöglichkeiten warnte Mertens vor der "heimtückischen Argumentation", Spitzengagen von Dirigenten und hohe Kosten für einzelne Projekte in Relation zu den Musikergehältern zu setzen. "Die Erfahrungen aus dem kommunalen Bereich zeigen, dass durch Gehaltsverzicht oder moderate Gehaltsbeschlüsse im weitesten Sinne noch kein einzelner Musikerarbeitsplatz dauerhaft gerettet worden ist. Dort, wo im kommunalen Bereich Gehaltsverzicht geübt worden ist, hat das einen Prozess etwas verlängert, aber nicht grundsätzlich aufhalten können. ... Ich wehre mich auch dagegen, ausgerechnet immer die Musiker als Arbeitnehmer zweiter Klasse behandeln zu wollen", sagte Mertens.
V.i.S.d.P.
Dr. Claus Strulick
Stellvertretender Geschäftsführer der DOV
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Quelle
http://www.dov.org/