"Wir alle, jeder einzelne von uns, viele Berufszweige, ganze Branchen, bringen enorme Opfer in dieser Pandemie. Ich habe großes Verständnis dafür, dass viele Betroffene dabei auf ihre jeweils spezifischen Einschränkungen aufmerksam machen – das ist auch nötig, damit die Politik in einem wahnsinnig schwierigen Abwägungsprozess nichts übersieht.
Das Virus ist ein Angriff auf ein Lebensmodell, es trifft die Kulturwelt in ihrem Lebensnerv. Die Kultureinrichtungen waren die ersten, die schließen mussten, und uns allen fehlen verbindliche Öffnungsperspektiven.
Deshalb blutet auch mir wegen der Schließungen im Kulturbereich das Herz. Ich verstehe die Nöte der Kreativen. Zu einer komplexen Entscheidungsfindung in einer hochpolitischen Frage wie bei dem Infektionsschutzgesetz gehören Kontroversen, Kritik und alternative Anregungen. Und wie immer macht auch hier der Ton die Musik. Bei allem Respekt vor der Freiheit der Kunst: Ich hätte mir von den an der Aktion "#allesdichtmachen“ beteiligten Schauspielerinnen und Schauspielern deutlich mehr Empathie für die Menschen gewünscht, die vom Corona-Virus betroffen sind oder im Gesundheitssystem harte Arbeit leisten. Es geht in dieser Naturkatastrophe um die Rettung von Menschenleben, das dürfen wir nie vergessen. Ich werde mich weiterhin mit aller Kraft für die Sicherung der kulturellen Vielfalt in Deutschland einsetzen. Gerade erst haben wir das Rettungs- und Zukunftsprogramm NEUSTART KULTUR auf nunmehr zwei Milliarden Euro aufgestockt. Und um wenigstens die finanziellen Folgen des Lockdowns im Kulturbereich abzufedern, unterstützen wir neben allen Soloselbständigen auch gezielt die Gruppe der Schauspielerinnen und Schauspieler, die häufig in sehr speziellen und schwierigen Beschäftigungsverhältnissen sind.
Einmal mehr zeigt sich, vor welch große Herausforderungen uns die Gefahren der Pandemie im Spannungsfeld zwischen Infektionsschutz und Kunstfreiheit stellen.“