Das Publikum am Staatstheater Karlsruhe – wie ist es zusammengesetzt? Mit welchen Erwartungen kommt es? Wie zufrieden ist es mit dem Theaterbesuch? Welche Medien benutzt es? Wie nimmt es das Theater wahr, welches Image hat es vom Badischen Staatstheater?

Das Badische Staatstheater hat seit 2019 wieder eine umfangreiche Publikumsstudie durchgeführt und veröffentlicht. Insgesamt 3.099 Besucher*innen haben sich im Sommer 2023 an den ausführlichen Befragungen vor Ort in den Spielstätten sowie online beteiligt. Die repräsentative Studie entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kultur und Medienwirtschaft Berlin und ist im deutschsprachigen Raum einmalig: Die kontinuierliche Untersuchung erlaubt eine vertiefte Längsschnittanalyse von Veränderungen und Trends über den Zeitraum von mehr als einer Dekade. Die Untersuchung ist die inzwischen siebte Erhebung am Badischen Staatstheater seit 2011 und die erste Erhebung nach dem Einschnitt durch die Corona-Pandemie. Die Ergebnisse 2023 werden mit vorhergegangenen Erhebungen verglichen und auf signifikante Veränderungen untersucht. Im Längsschnitt sind so Publikumstendenzen und Entwicklungen nachvollziehbar.

Zusätzliche Aufmerksamkeit galt zudem der Frage, welche anhaltenden Auswirkungen die Pandemie auf das Kultur- und Freizeitverhalten hat.

Prof. Dr. Klaus Siebenhaar und Achim Müller vom Institut für Kultur und Medienwirtschaft haben sämtliche Studien am Staatstheater durchgeführt. In der Auswertung und Beurteilung der aktuellen Befragung konstatieren sie: „In zweierlei Hinsicht stellen wir eine Zeitenwende beim Publikum fest – hinsichtlich der Informationsbeschaffung zur Vorbereitung und Durchführung des eigenen Theater¬besuchs ist im digitalen Raum die Theaterwebseite inzwischen der vorrangige Informationskanal. Zudem stellen wir Veränderungen des Kommunikations- und Entscheidungsverhaltens hin zu horizontalen, privaten digitalen Netzwerken, Vereinen, Communities oder Plattformen fest – vor allem bei den jüngeren Publikumsschichten.

Ein besonderes Augenmerk sollten Kulturinstitutionen wie das Staatstheater auf die offensichtliche Änderung des Besuchsverhaltens legen: Das Publikum kommt insgesamt seltener, ausgesuchter, präferenzbasierter. Umso wichtiger sind die Abonnements, die in Karlsruhe beliebt und ein wichtiges Rückgrat im Spielzeitverlauf sind. Grundsätzlich ist auch in Karlsruhe die Alterung der Gesellschaft insgesamt zu beobachten. Erst in den letzten Jahren ist wieder eine leichte Verjüngung zu erkennen, die von Zuwanderung getragen ist: die Zukunft liegt in der Bindung einer von Zuwanderung geprägten Gesellschaft, bei gleichzeitiger Bindung des bereits existierenden und treuen Publikums. Transformation und Kontinuität sind das Gebot der Stunde“, so die Experten für Publikumsforschung.

Der Geschäftsführende Direktor des Badischen Staatstheaters, Johannes Graf-Hauber, ergänzt: „Die im deutschsprachigen Raum einmalige Studie erlaubt uns, aufgrund der Langzeitperspektive Entwicklungen in Besuchsverhalten und Publikumsstruktur zu erkennen. Die aktuelle Studie macht uns unter anderem deutlich, dass in einigen Bereichen neue und bessere Kommunikationsstrategien gefragt sind. Besonders bei der Neu- und Wiedergewinnung der so genannten Karrierejahrgänge (heute 31- bis 50-Jährige) gibt es Potenzial zur Verbesserung – die Quote spiegelt (noch) nicht das Verhältnis innerhalb der Gesamteinwohnerzahl in Karlsruhe wieder. Auch beim Anteil an Publikum mit persönlicher Migrationserfahrung können wir uns weiterentwickeln, da dieses Verhältnis bislang noch nicht in Relation zur Bevölkerungsstruktur der Stadt steht. Zudem gibt es bei den Punkten Kommunikation und Atmosphäre einiges zu tun, vieles hängt hier mitunter mit Veränderungen im laufenden Projekt Neubau und Sanierung zusammen. Und nicht zuletzt wird eine der wichtigsten Aufgaben sein, junges Publikum u.a. über erste Kontakte im schulischen Kontext nachhaltig für das Staatstheater zu begeistern.

Erfreulich hierbei ist die Erkenntnis, dass die Ausgangslage für eine Repositionierung durchaus günstig ist: Wertschätzung und Relevanz des Badischen Staatstheaters innerhalb von Stadtgesellschaft und Region sind ungebrochen, darauf lässt sich aufbauen. Teile der notwendigen Verbesserungen in Aufenthaltsqualität und Vermittlung sind mit überschaubarem Aufwand und vergleichsweise schnell zu leisten. Was die Zusammensetzung des Publikums betrifft: Über ein Drittel unserer Erstbesucher*innen am Hermann-Levi-Platz sind unter 30 Jahre alt, hier schlummert Potenzial, sich für breitere Publikumsschichten zu öffnen. Bemerkenswert ist zudem die weiterhin hohe Zahl der Abonnent*innen, die weit über dem Bundesdurchschnitt liegt und dem dortigen Abwärtstrend entgegenläuft. Regelmäßige Besuche führen Abonnent*innen 2 bis 12 Mal im Jahr ins Staatstheater – und das oft auch außerhalb des Abonnements.

Insgesamt besteht der Wunsch nach einem Ort, an dem ein ganzheitliches Erlebnis von bildungs-ästhetischer, sozialer und raum-atmosphärischer Erfahrung geboten wird. Das erfüllt uns mit Freude und Zuversicht, denn dieser Ort lässt sich auf eine einzigartige Weise finden: im Staatstheater Karlsruhe.“

Zusammenfassung der Kernergebnisse

Positiv fällt auf, dass die Akzeptanz und Wertschätzung des Badischen Staatstheaters unter den im Großen Haus, Kleinen Haus und Studio befragten Besucher*innen und den Befragten in den Fokusgruppengesprächen trotz der Corona-Pandemie kaum gelitten haben. Dies unterstreicht zum einen die – gegen den Bundestrend – hohe Prozentzahl an Erstbesucher*innen (6,7 Prozent), die erfreulich breit über die Altersgruppen hinweg gewonnen wurden (2/3 sind bis zu 50 Jahre alt, über 1/3 bis 30 Jahre). Zum anderen zeugt die vergleichsweise hohe Zahl an Abonnent*innen von annähernd 50 Prozent davon. Wie überall in Deutschland stellt die Generation Ü50 die Trägerschichten des öffentlichen Theaterbetriebs. Beim Staatstheater Karlsruhe sind es fast drei Viertel der Besucher*innen.

Potenzial, das es noch weiter auszuschöpfen gilt, liegt in der Bindung bzw. Neugewinnung der so genannten Karriere- bzw. Junge-Familien-Jahrgänge (31- bis 50-Jährige). Dies stellt angesichts der schwierigen Ausgangslage – Baden-Württemberg bildet eines der Schlusslichter in der bundesweiten Theaternutzung, zudem ist das Staatstheater mit internen Veränderungen und dem Projekt Neubau und Sanierung konfrontiert – eine doppelte Herausforderung dar. Umso höher ist der lediglich moderate Rückgang der Besuchshäufigkeit zu bewerten.

Bezüglich der Frage, welche anhaltenden Auswirkungen die Pandemie auf das Kulturleben hatte, sind signifikante Veränderungen im Nutzungs- und Freizeitverhalten zu konstatieren, in Relevanzbewertung und lebensweltlicher Werteorientierung: 35,7 Prozent des Publikums im Badischen Staatstheater gaben an, ihr Verhalten geändert zu haben.

Allgemein wird der verstärkte Wunsch deutlich, durch Information und Kommunikation mehr „an die Hand genommen“ zu werden, sowie das Bedürfnis nach „Wohlfühlatmosphäre“ und der Möglichkeit nach Geselligkeit und Austausch.

Letztlich sind drei sehr unterschiedliche Entscheidungsfaktoren für die Entscheidung zum Theaterbesuch relevant:

  1. Thema/Stoff, in Verbindung mit dem Abonnement
  2. Empfehlungen von Freund*innen, Bekannten und Verwandten
  3. Der persönliche Alltagskontext: Wochentag und Uhrzeit

Branchen- und spartenübergreifend wird eine veränderte kollektive Stimmungslage diagnostiziert. Einige Indikatoren für allgemeine Veränderungen in den sozio-kulturellen Verkehrsformen lassen sich festmachen, die auch Arbeit und Programm des Staatstheaters betreffen. Dazu gehört die Sehnsucht nach sozialen und kulturellen Räumen jenseits des Alltags und der Wunsch nach berührenden, erheiternden und bereichernden Geschichten, die von Relevanz sind und den Horizont erweitern. Ähnliches zeigt der Wunsch nach einem „Gesamterlebnis“, nach einer als sozial, kommunikativ und verbindend empfundenen Umgebung. Vereinsamung bzw. Einsamkeit als Folge der Pandemie, verlorengegangene Kontakte und erodierte Freundeskreise oder Erfahrungen von Anonymisierung betreffen inzwischen vermehrt auch die mittleren Generationen.

Umso mehr ist das Theater als sozialer Ort gefordert. Es geht wieder um die Kernaufgaben eines Theaters: Ein Treffpunkt zu sein für geselligen Austausch und für Inspiration durch ein qualitativ hochwertiges künstlerisches Erlebnis.

Die in der Umfrage wiederkehrenden Rückmeldungen lassen sich auf die Schnittstelle zwischen Atmosphärischem (Umgebungsqualität und Services) und Kommunikation (Webseite, Texte im allgemeinen, Vermittlungsformen) fokussieren. Dem kann jedoch mittels kurzfristiger Maßnahmen und adressatengerechter Ansprache/Vermittlung gut entsprochen werden.

Weitere Kernergebnisse

Einige Werte blieben unverändert, wie etwa die Besucherherkunft: weiterhin kommen 46 Prozent aus der Stadt Karlsruhe und jeweils rund ein Viertel aus dem Landkreis sowie aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Andere Werte entsprechen den bundesdeutschen Gegebenheiten, wie etwa die Geschlechterverteilung mit rund 2/3 weiblich und 1/3 männlich. Mittels der neu abgefragten Antwortmöglichkeiten „divers“ bzw. „keine Angabe“ konnte allerdings erstmals festgestellt werden, dass das Publikum ein wenig diverser geworden ist („divers“ 0,5 Prozent, „keine Angabe“ 1,1 Prozent).

Auch die weiter steigende Akademisierung und Überalterung des Publikums spiegeln den allgemeinen Trend. Potenzial, dem entgegenzuwirken, findet sich etwa beim Anteil der 19- bis 44-Jährigen, die an der Gesamteinwohnerzahl Karlsruhes rund 40 Prozent ausmachen, im Publikum des Staatstheaters jedoch aktuell nur mit 17 Prozent vertreten sind. Dass jedoch neue Zielgruppen bzw. schwer zu gewinnende Altersgruppen u.a. durch spezifische Programme erschlossen werden können, zeigt das Beispiel Konzert: Die Sonderkonzerte „Klangöffner“ und Kinderkonzerte sprachen besonders diese „Karrierejahrgänge“ (31-50 Jahre) an.

Erfreulich ist die Tatsache, dass mittlerweile das Publikum mit Wohnsitz in Karlsruhe vorrangig den ÖPNV oder das Fahrrad zur Anreise nutzt (42,2 Prozent bzw. 33,5 Prozent) – und auch insgesamt 40,4 Prozent des Publikums mit dem ÖPNV anreist, darunter auch Publikum aus weiter entfernten Teilen Deutschlands.

Beeindruckend sind die hohen Bekanntheits- und positiven Imagewerte, die v.a. auf zwei Faktoren gründen: der Strahlkraft und Bedeutung für den Standort und die Region und dem sehr hohen Qualitätsniveau. 41 Prozent gaben an, es „treffe voll und ganz zu“, dass das Haus „einzigartig in der Kulturregion“ sei, 40,9 Prozent, dass es „durch großartige Kunst begeistert“ – und damit dem im Leitbild formulierten Anspruch und Ziel gerecht wird.

Insgesamt münden die Zufriedenheitswerte vom künstlerischen Angebot bis zu den Services in der Gesamtbewertung von 90 Prozent (Anteil von „zufrieden“ und „sehr zufrieden“). Diese liegen allerdings etwas unter den sehr guten Werten von 2016 und 2019 – Ursache ist die schwache Bewertung der Atmosphäre des Hauses (nur 66,3 Prozent „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“) im Zuge der Baumaßnahmen. Verbesserungen dagegen werden bei sanitären Einrichtungen und dem Ticketing wahrgenommen.

Dass das Freizeitverhalten sich allgemein seit der Pandemie verändert hat, lässt sich an sinkenden Zahlen der häufigsten alternativen Kultur- und Freizeitaktivitäten ablesen (Mehrfachnennungen möglich): So besuchten etwa nur noch 47,3 Prozent Ausstellungen/Veranstaltungen Bildender Kunst (2019 noch 57 Prozent), lediglich 44,7 Prozent anstelle von 61 Prozent das Kino, und nur noch 37,4 Prozent Gedenkstätten, Schlösser und Parks (2019 noch 48,1 Prozent). Neu abgefragt wurden Aktivitäten wie „Streaming“ (24,5 Prozent) oder „Gaming“ (4,7 Prozent), die deutlichen Aufschluss über ein breiter gefächertes Freizeitverhalten geben.

Bezüglich der Mediennutzung sticht die Webseite als inzwischen wichtigstes Informationsmedium hervor, auch bei den älteren Besucher*innen (2023: 36,8 Prozent nutzen sie für Informationen zur besuchten Veranstaltung, 31,8 Prozent für Informationen über das Haus; 2019 waren es noch 29,6 bzw. 30,7 Prozent). In diesem Zusammenhang ist die erfreuliche höhere Zufriedenheit mit der Webseite wichtig (87,7 Prozent „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“). Weiterhin sehr hohe Bedeutung haben die Abo-Informationen (von 30,6 Prozent für Stückinformationen genutzt) – diese Besonderheit ist dem vergleichsweise hohen Anteil an Abonnent*innen geschuldet. Vorherige Besuche und Direktempfehlungen bleiben ebenfalls wichtig. Der Einfluss der Printmedien intern wie extern ist jedoch rückläufig.

Am dramatischsten verändert hat sich jedoch das sozialmediale Nutzungsverhalten: Einzig Youtube bleibt konstant – mit 17,7 Prozent etwas weniger intensiv, aber mit breiter Zielgruppe; noch vor Instagram (von 19,7 Prozent mind. 1x/Tag genutzt; 40,3 Prozent der tägl. Nutzer*innen unter 30 Jahre), das Facebook (12,7 Prozent) abgelöst hat, dominieren die Messenger-Dienste wie WhatsApp mit 64,8 Prozent.

Spartenspezifische Publikumsprofile der Sparten Oper, Ballett, Schauspiel, Konzert im Vergleich

OPER

  • Vom breitesten Publikum besuchte Sparte bzw. am meisten regelmäßig besuchte Sparte (24,4 Prozent) -> Ungewöhnlich: Konzertpublikum geht wenig in die Oper (nur 13,3 Prozent „sehr häufig“) – Grund könnte die weniger „klassische“ Konzertsparte sein
  • Höchster Anteil an Ü50-Besucher*innen: 78,6 Prozent (Durchschnitt: 72,6 Prozent)
  • Meiste männliche Besucher: 38,3 Prozent (Durchschnitt: 33,1 Prozent)
  • Am häufigsten wahrgenommene vermittelnde Angebote: 15,9 Prozent „sehr häufig“
  • Wichtigster Entscheidungsfaktor zum Besuch: das Stück/der Stoff: 39,3 Prozent (Durchschnitt 37,7 Prozent), gefolgt von Abonnement
  • Höchste Erwartungen an den Besuch bestehen im Bereich der künstlerischen Qualität, des Live-Erlebnisses und der Unterhaltung – dementsprechend sind inhaltliche Themen weniger wichtig für die Besuchserfahrung als Regie und Künstler*innen

BALLETT

  • Ebenfalls breites und v.a. ausgewogenstes Publikum (zw. 10-16 Prozent Zuschauer*innen anderer Sparten besuchen „sehr häufig“; im Durchschnitt 18,2 Prozent)
  • Höchster Anteil in Altersgruppe 61-70 Jahre: 33,5 Prozent (Durchschnitt 26,7 Prozent)
  • Das Image der gut bekannten Teilmarke BADISCHES STAATSBALLETT ist vor allem geprägt durch das künstlerische Personal, ebenso wie durch das hohe künstlerische Niveau
  • Größter Anteil an Nicht-Abonnent*innen: 58,5 Prozent (Durchschnitt 54,9 Prozent)
  • Wichtigster Entscheidungsfaktor zum Besuch: das Stück/der Stoff: 39,9 Prozent (Durchschnitt 37,7 Prozent)
  • Höchste Zufriedenheit mit dem Badischen Staatstheater überhaupt: 92,0 Prozent „zufrieden“ und „sehr zufrieden“ (Durchschnitt 90 Prozent)
  • Häufigste Anreise mit PKW/Kraftfahrzeug: 49 Prozent (Durchschnitt 46,8 Prozent) – Grund: mehr regionales bis landesweites Publikum

SCHAUSPIEL

  • Individuellstes Publikum: Geringste Schnittmenge mit Publika anderer Sparten (Konzert- bzw. Opernbesucher*innen: nur 4-6 Prozent „sehr häufig“), am ehesten mit JUST und Volkstheater
  • Größter Anteil am jüngeren Publikum zw. 21 und 50 Jahren: 31,9 Prozent (Spartendurchschnitt: 23,9 Prozent)
  • Größter Anteil an Student*innen: 9,6 Prozent (Durchschnitt 4,9 Prozent)
  • Entsprechend eifrigste Instagram-Nutzer*innen: 30,5 Prozent (Durchschnitt 19,7 Prozent)
  • Häufigste Besitzer*innen eines Wahl-Abos: 9,5 Prozent (Durchschnitt 7,3 Prozent)
  • Höchste Erwartungen an den Besuch bestehen im Bereich „gute Unterhaltung“, aber auch künstlerische Qualität, Überraschung/Inspiration sowie Erweiterung der Allgemeinbildung und aktuelle Diskurse sind ausschlaggebend – dementsprechend ist das inhaltliche Thema wichtiger für die Besuchserfahrung als ein bekannter Titel
  • Am aktivsten in theaterfernen Kultur- und Freizeitaktivitäten wie Ausstellungen, Kino, Streaming, Rock-/Popkonzerte, Discos/Clubs oder Gaming (jeweils überdurchschnittlich; aber dadurch auch größte „Konkurrenz“)
  • Dennoch am wenigsten Veränderungen durch Corona-Pandemie konstatiert: 31,6 Prozent (Durchschnitt 35,9 Prozent)
  • Häufigste Anreise per Fahrrad oder zu Fuß: ges. 35,3 Prozent (Durchschnitt 25,3 Prozent) – Grund u.a.: lokaleres Publikum

KONZERT

  • Gegenüber absolutem Besucherrückgang von gut 20 Prozent seit 2019 (entspricht Bundestrend) hier nur ca. -4 Prozent
  • Trotz i.d.R. ältestem Publikum sind 27,2 Prozent der Befragten zwischen 31 und 50 Jahren alt
  • Höchster Anteil an Akademiker*innen: 69,1 Prozent (Durchschnitt 65,4 Prozent)
  • Überdurchschnittlich großer Anteil an Festplatz-Abonnent*innen: 48,7 Prozent (Durchschnitt 39,9 Prozent) – dies deckt sich in etwa mit den Zahlen des Kartenservices
  • Korrespondierend damit ist wichtigster Entscheidungsfaktor zum Besuch das Abonnement: 43 Prozent (Durchschnitt 34,8 Prozent)
  • Entsprechend werden als Info-Kanäle für das besuchte Stück/Konzert das Abonnement (40 Prozent; Durchschnitt 30,6 Prozent) und die vorherigen Besuche genutzt (22,6 Prozent; Durchschnitt 16,3 Prozent)
  • Das Image der gut bekannten Teilmarke BADISCHE STAATSKAPELLE prägt wie beim Ballett vor allem das künstlerische Personal, ebenso wie das hohe künstlerische Niveau
  • Häufigste Anreise mit ÖPNV: 45,3 Prozent (Durchschnitt 40,4 Prozent)

Zur Methodik der Publikumsstudie 2023 am Staatstheater Karlsruhe

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kultur und Medienwirtschaft durchgeführt. 3.099 ausgefüllte Fragebögen flossen in die Auswertung mit ein, davon 1.651 Fragebögen aus der zufälligen Verteilung in den Spielstätten vor Ort und 1.448 Beantwortungen in einer Online-Version für die Beantwortung durch Ticketkäufer*innen des betreffenden Abends. Die Publikumsbefragung ist repräsentativ für das Publikum im Repertoirebetrieb des Badischen Staatstheaters Karlsruhe in den Spielstätten Großes Haus, Kleines Haus und Studio im Erhebungszeitraum vom 12. bis 27. Mai und vom 11. Juni bis 27. Juli 2023. Aus dem Repertoirebetrieb wurden 61 Vorstellungen für die Erhebung ausgewählt.

Hinweis zu Kindern, Jugendlichen, Studierenden: Reine Schulaufführungen sowie das Programm des Jungen Staatstheaters in den Spielstätten Insel und Konzerthaus wurden nicht in die Publikumsstudie einbezogen. (Zum Vergleich: Anhand der im Ticketing selbst erhobenen Rabattformen Schüler*innen/Student*innen konnte das Badische Staatstheater in der Spielzeit 2022/23 insgesamt 52.430 Besucher*innen in diesen Gruppen begrüßen. Dementsprechend waren rund 23 Prozent des Karlsruher Theaterpublikums in der letzten Spielzeit Schüler*innen/ Student*innen. Nicht inkludiert: theaternahes Rahmenprogramm, Theaterfest, Führungen, Workshops, Familiennachmittage, Klassenzimmerstücke sowie externe Gastspiele außerhalb von Karlsruhe).

Fragebogen und Inhalte
Der Studien-Fragebogen umfasste vorwiegend geschlossene Fragen zu diesen Bereichen:

  • Für die Anreise zum Staatstheater verwendete Transportmittel
  • Mediennutzung und Zufriedenheit mit den Medien des Staatstheaters
  • Besuchsmuster für das Theater und seine Sparten
  • Entscheidungsfaktoren und Erwartungen für den Besuch des Staatstheaters
  • Wahrnehmung / Image des Staatstheaters bei den Befragten
  • Zufriedenheit mit künstlerischem Angebot, Atmosphäre, Personal und Kartenverkauf des Staatstheaters
  • Besitz von Abonnements
  • Andere Kultur- und Freizeitaktivitäten und Veränderungen in Folge der Pandemie
  • Soziodemographie: Alter, Geschlecht, höchster Bildungsabschluss, beruflicher Status, Wohnort, Staatsbürgerschaft, Migrationserfahrung.

Fokusgruppen
Neben der repräsentativen quantitativ-statistischen Publikumsstudie wurden mit qualitativen Methoden auch diverse Fokusgruppengespräche mit ausgewählten Zielgruppen initiiert, bei denen besonderer Entwicklungsbedarf für die nachhaltige Verankerung des Badischen Staatstheaters besteht. Aus diesen besonderen Quellen lassen sich perspektivisch spezifische Ansatzpunkte für die künftige Strategie, Formate und Maßnahmen gewinnen.
Die zusätzlichen vertiefenden Fokusgruppendiskussionen wurden mit drei Zielgruppen geführt: mit 14 Lehrkräften verschiedener Schulformen sowie Vertreter*innen von Kinder- und Jugendzentren, mit „inaktivem“ Publikum (sieben Menschen), dessen letzte Ticketkäufe länger als ein Jahr zurücklagen sowie mit 25 Menschen mit Migrationshintergrund/Ausländer*innen. Zudem wurde eine explorative Online-Befragung mit 30- bis 50-Jährigen durchgeführt, bei der Rückmeldungen von 39 Personen einflossen.

Die ausführliche Auswertung der Studie durch das Institut für Kultur und Medienwirtschaft Berlin finden Sie hier zum Download.