"Wir feiern einen besonderen Geburtstag in 2019: 300 Jahre Staatstheater! Es ist außergewöhnlich, dass die Stadtgeschichte und die Theatergeschichte so eng verbunden sind wie in Karlsruhe. Das Theater war von Anfang an dabei – und es war, auch als Hoftheater, immer ein Theater der Bürger“ so Generalintendant Peter Spuhler zur Begrüßung. "Jetzt feiern wir dieses ausgezeichnete Zusammenspiel und starten in die Zukunft: Mit einer einzigartigen Baumaßnahme, die mit großem Rückhalt von Bürgern, Stadt und Land umgesetzt wird, investieren wir in die Zukunftsfähigkeit.“ 300 Jahre nach Gründung des ersten Karlsruher Theaters lautet das Motto der kommenden Jubiläumsspielzeit von Zukunft.
Mit vielen weiblichen Führungskräften – erstmals einer Operndirektorin und einer Schauspieldirektorin – ist das Staatstheater für die Zukunft gut aufgestellt und gibt deutschlandweit ein Zeichen. Fünf Spartenleiterinnen – Operndirektorin Nicole Braunger, Ballettdirektorin Brigit Keil, Schauspieldirektorin Anna Bergmann und Ihre Stellvertreterin Anna Haas sowie Volkstheater-Leiterin Stefanie Heiner – stellten zusammen mit einem Mann – dem Leiter des Jungen Staatstheaters Otto Thoß – den künftigen Spielplan vor.
Die Tanz- und Theaterpädagogin Stefanie Heiner arbeitet als Regisseurin und Theaterpädagogin in diversen freien Projekten bundesweit. Ihre Spezialgebiete sind partizipatorische Projekte mit zeitgenössischen und performativen Ansätzen sowie das Theater für die Allerkleinsten. Ihre Inszenierung Abräumen für Kinder ab 2 Jahren wurde für den Thüringer Theaterpreis 2016 nominiert. "Die noch junge Sparte Volkstheater hat sich unter der Leitung von Beata Anna Schmutz und Stefanie Bub zu einer unverzichtbaren und experimentellen Plattform für die Bürger*innen der Stadt entwickelt. Ich lade Sie alle herzlich ein, Ihr Theater weiter aktiv mit zu gestalten“, so die junge Spartenleiterin.
In der Volkstheater-Produktion Probeliegen sind drei Generationen aufgefordert, sich mit einem auf den ersten Blick eher unangenehmen Teil der Zukunft zu beschäftigen – dem Tod. Einen Blick in die vergangene und gegenwärtige Rolle der Frau in der Musik wagt die Produktion Ladies First – gesangsfreudige junge Frauen aus Karlsruhe und Umgebung stehen gemeinsamen mit den Damen des Staatsopernchores auf der Bühne. Das Dorf ist der Abschluss der zweijährigen Kooperation zwischen dem Künstlerduo Herbordt/Mohren und dem Staatstheater. Das Theater selbst wird als Dorfgemeinschaft zu erleben sein. "Besonders herzlich möchte ich Sie zum neuen Format Picknick auf Parkett einladen: Jeweils zu einem ausgewählten, gesellschaftlich relevanten Thema gibt es Impulse, Austausch und neue Perspektiven.“
Die Österreicherin Nicole Braunger, die zuletzt als Leiterin der Regie-Abteilung bei ARSIS – Artist Management in Wien tätig war, übernimmt ab der Spielzeit 2018/19 zusammen mit ihrer Stellvertreterin, Betriebsdirektorin Uta Deppermann, die Leitung der Oper. "Theater ist für mich eine der tiefsten und stärksten Formen gemeinsamen Erlebens, das wir Abend für Abend miteinander teilen können. Ich bin der Überzeugung, dass die Kunstform Musiktheater unseren Blick auf uns selbst und die Welt auch in Zukunft zu bereichern und erneuern vermag“, so die neue Operndirektorin.
Als Koproduktion mit dem Cleveland Orchestra kommt eine hochinteressante, familienfreundliche Version von Janáčeks Schlauen Füchsleins nach Karlsruhe, in der Regisseur Yuval Sharon, der 2018 sein Bayreuth-Debüt geben wird, auf eine innovative Videoästhetik setzt. Die hohe Qualität des Karlsruher Sängerensembles wird in der Belcanto-Oper Roberto Devereux von Gaetano Donizetti zu erleben sein. Regisseur Harry Fehr inszeniert erstmals in Deutschland. Floris Visser, der seit der von Publikum und Presse gefeierten Inszenierung von Semele in Karlsruhe beliebt und bekannt ist, wird sich zum 200. Geburtstag von Jacques Offenbach mit Hoffmanns Erzählungen widmen. Mit Elektra wendet sich die Oper Richard Strauss zu, nachdem in den letzten Jahren ein Akzent auf Richard Wagners Werken lag. Regie bei dieser internationalen Koproduktion (Prag, San Francisco, Karlsruhe) führt bei Keith Warner, dessen letzte Arbeit für Karlsruhe, Wahnfried, hohe Anerkennung fand. Zum Ende der Spielzeit erleben wir die märchenhafte Oper Pelleas und Melisande von Claude Debussy in der Regie von Benjamin Lazar, dessen Deutschland Debut, Ricardo Primo bei den Internationalen Händel-Festspielen in Karlsruhe, bejubelt wurde und immer restlos ausverkauft war.
In ihre letzte Spielzeit am Staatstheater startet Ballettdirektorin Birgit Keil. Seit der Spielzeit 2003/04 prägt sie das Ballett in Karlsruhe gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Vladimir Klos. Unter ihrer Leitung wurde die Tanzsparte zum Staatsballett und konnte sich einen ausgezeichneten Ruf weit über die Region hinaus schaffen. Mittlerweile findet der "Karlsruher Weg“ mit seinem vielfältigen Repertoire klassischer Handlungsballette und zeitgenössischer Kreationen internationale Beachtung: 2018/19 wird das Staatsballett in Bangkok, Basel und Prag zu sehen sein.
"Das Staatsballett möchte das stolze Jubiläum 300 Jahre Staatstheater mit einer faszinierenden Zeitreise begehen. Sie beginnt mit dem Klassiker der Ballettgeschichte überhaupt: Schwanensee in einer überraschenden Interpretation von Christopher Wheeldon, einem der weltweit führenden Choreografen der jungen Generation und Meister des klassischen Stils. Als Jubiläumsbeitrag und Geburtstagsgeschenk an das Publikum kommt das von Birgit Keil entdeckte Ausnahmetalent Thiago Bordin nach Karlsruhe. Seine Kreation wird eine Liebeserklärung an den Tanz und die Kunst an sich.“
Die Schauspielsparte wird künftig von einem Frauen-Team geführt. Neben Anna Bergmann, der inszenierenden Schauspieldirektorin, und ihrer Stellvertreterin und Dramaturgin Anna Haas, gehören die geschäftsführende Dramaturgin Sonja Winkel und die Dramaturgin Marlies Kink zur Leitung. Anna Bergmann und Anna Haas machten ihr neues Konzept deutlich: "Die Zukunft ist weiblich. Tatsächlich gab es noch nie eine so ambitionierte Frauengeneration wie heute. Kraftvolle Künstlerinnen werden in den nächsten Jahren die Bühnen des Schauspiels bespielen – Female Power: Herausragende internationale Regisseurinnen, Autorinnen, Ausstatter*innen und Dramaturg*innen werden Geschlechterrollen und Machtstrukturen auf der Bühne hinterfragen. Denn wo kann man besser mit Rollenzuschreibungen spielen als im Theater, das vom Rollenspiel lebt.“
Zum Spielzeitauftakt inszeniert Anna Bergmann das Familienepos Nora, Hedda und ihre Schwestern und überprüft Geschlechterrollen von gestern und heute auf zukünftige Visionen des Zusammenlebens. Elfriede Jelineks Am Königsweg untersucht gegenwärtige und zukünftige Machverhältnisse. The Broken Circle ist eine Koproduktion mit dem Stadsteater Uppsala und erzählt eine tief berührende Liebesgeschichte in Form eines Bluegrass-Konzerts mit Live-Band. Im Studio feiern ausschließlich Ur- und Erstaufführungen Premiere: Während Autorin Miroslava Svolikova in der Uraufführung europa flieht nach europa kompromisslos die Chronologie unserer Kontinentalgeschichte als Farce entlarvt, liefert die deutsche Erstaufführung von Samantha Ellis‘ How to date a feminist einen komödiantischen Blick auf geschlechterspezifische Klischees: Wird der Mann der Zukunft ein Feminist sein? Und wie geht Frau damit um? Darüber hinaus gestalten wir in Social Virtuality gemeinsam mit den Cyber Räubern aus dem Zusammenspiel von Mensch und Technik ein digitales Theater der Zukunft.
Otto A. Thoß, der Leiter des Jungen Staatstheaters bereits seine zweite Spielzeit in der INSEL vorstellte, freut sich auf den runden Geburtstag des Theaters: "Ich gratuliere Karlsruhe auch zum Jungen Staatstheater, das nun seinen 8. Geburtstag feiert. Die Bundesrepublik Deutschland unterzeichnete 1992 die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen, in der die Vertragsstaaten das Recht des Kindes auf Ruhe und Freizeit anerkennen, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung, und das Recht des Kindes auf volle Beteiligung am kulturellen und künstlerischen Leben fördern.“ Mit Klassikern wie Die Konferenz der Tiere und Aschenputtel – gewählt vom Publikum des diesjährigen Weihnachtsmärchens –, aber auch dem Klassenzimmerstück Mongos und Produktionen wie Fliegen lernen für die Allerkleinsten ab 2 Jahren wird in der kommenden Saison für alle Generationen von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und allen Älteren aufregendes Theater geboten. In die Gefühlswelt einer Jugendlichen taucht das Publikum in Fuckfisch ab: Als Expertin des pubertären Alltages schrieb die damals 15-jährige Juliette Favre ihren Debütroman, der vom Jungen Staatstheater uraufgeführt wird. Erstmals zeigt die Kinder- und Jugendtheatersparte darüber hinaus ein Musical: Hedwig and the angry inch – laut, frech, emotional und ehrlich.
Aufgrund der außerordentlich großen Nachfrage wurden bereits jetzt Vorstellungen zahlreicher Inszenierungen für die Spielzeit 2018/19 freigegeben: Hair, Götterdämmerung und Carmina Burana ab dem 18.5. auch My fair Lady, Hänsel und Gretel und Der Nussknacker. "Der Verkauf für alle bereits terminierten Vorstellungen der Spielzeit 2018/19 startet am 9.7.18.“ Wer noch in der Spielzeit 2017/18 Karten für die kommende Saison erwirbt, erhält diese zum alten Preis. In der Spielzeit 2018/19 werden dann die Kartenpreise leicht, durchschnittlich um 3,2 Prozent, angehoben.
Der kaufmännische Direktor Johannes Graf-Hauber informierte darüber, dass es ab Sommer eigens konzipierte Familien-Pakete geben wird. Bei insgesamt 37 verschiedenen Abonnements findet jeder das Richtige. Zudem bietet das Staatstheater künftig mehr Tauschmöglichkeiten im Abonnement.