Die Staatsoper Hannover startet in der Spielzeit 2022/23 ein spannendes Experiment: Sie öffnet ihre Türen für die Künstlerin Olivia Hyunsin Kim, die als Composer in Residence gemeinsam Expert:innen des Hauses neue Impulse für das Musiktheater entwickelt.
 
Seit 2019 ist das Niedersächsische Staatstheater Hannover eine von insgesamt 39 Kultureinrichtungen in Deutschland, die sich im Rahmen des „360°-Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ der Kulturstiftung des Bundes intensiv mit Prozessen auseinandersetzt, deren Ziel die Öffnung der Institutionen sowie die Diversifizierung von Publikum und Personal sind. Hauptziel ist dabei die Entwicklung und Gestaltung einer zeitgemäßen Kunst, Kultur, Musik und eines modernen, vielfältigen Programmangebots für eine diverse Stadtgesellschaft.
 
Dieser Wandel macht auch vor dem Musiktheater keinen Halt. Die Staatsoper Hannover schrieb daher im September 2021 eine Residenz aus, die sich insbesondere an marginalisierte Nachwuchskünstler:innen unter 35 Jahren richtete. Ziel der Residenz ist es, gemeinsam mit der Staatsoper Hannover innovative Musiktheaterideen außerhalb des klassischen Repertoires zu entwickeln
 
Als Composer in Residence wurde Olivia Hyunsin Kim von der Jury, der Intendantin Laura Berman, Ellison Renee Glenn (Black Cracker, Performer, Produzent, Komponist, Kreativberater), Sina-Mareike Schulte (Leitung i.V. Referat für Musikkultur und –wirtschaft, Musikland Niedersachsen) sowie András Siebold (Künstlerischer Leiter Internationales Sommerfestival Kampnagel) angehörten, ausgewählt. Geboren 1987 in Siegen, arbeitet Kim als Choreografin, Performerin und Kuratorin an Orten wie Berlin, Frankfurt a. M. und Seoul. Als Gründerin des Netzwerks ddanddarakim arbeitet sie in unterschiedlichen Konstellationen mit Künstler:innen aus diversen Disziplinen wie Tanz, Performance und bildender Kunst. Ihre Choreografien zeichnen sich durch die Bündelung vielfältiger Erzählweisen aus, sie versammelt und arrangiert Geschichten zu Themen wie Postkolonialismus und intersektionalem Feminismus. Ihre Arbeiten werden so gleichermaßen persönlich wie politisch. In ihrer Residenz strebt Kim eine Vermischung von Stadt- und Theaterraum an. Sie macht sich auf die Suche nach Dynamiken zwischen Gruppen und Körpern und den Geschichten, die sie mitbringen, und forscht nach einem Klangraum der Begegnung und Bewegung, in dem diese Geschichten zum Leben erweckt werden.
 
Mit der Wahl von Olivia Hyunsin Kim möchte die Staatsoper Hannover dem Ziel näherkommen, mit neuen Perspektiven, Klängen, Stimmen und Technologien die Welt des klassischen europäisch geprägten Musiktheaters und der Oper für die plurale Stadtgesellschaft und ihre vielfältigen Gruppen zu öffnen, zu erweitern und attraktiver zu gestalten.
 
Dazu Olivia Hyunsin Kim: "Meine Kunst beginnt aus einer queer-feministischen und postkolonialen Perspektive auf Sachen, die oft als die "Norm" oder der "Kanon" gelten und die ich hinterfragen möchte. Ich interessiere mich mehr für „die Zwischengeräusche“, die parallel zu der einen vorherrschenden Geschichtserzählung stattgefunden haben. In Hannover möchte ich mich genau auf die Suche nach diesen Zwischengeräuschen machen und die Leute kennenlernen und würdigen, die diese Arbeit geleistet haben. Ich möchte die Oper als eine Art Gastgeberin nutzen, um Begegnungen zu ermöglichen."
 
Die 360° Composer in Residence wird gefördert durch "360°- Fonds für neue Kulturen der Stadtgesellschaft" der Kulturstiftung des Bundes.